Weilheim und Umgebung
Mangelhaftes Gutachten sorgt für weitere Verzögerung

Bauprojekt Vertreter des Straßenbauamts haben in Ohmden Klartext geredet: Die Sanierung der Kreisstraße nach Schlierbach beginnt erst im Frühjahr 2019. Von Bianca Lütz-Holoch

Leer bleiben die Zuschauerreihen im Ohmdener Ratssaal eigentlich nie. Aber solch ein Andrang wie an diesem Abend herrscht dort nur selten. Ein Stuhl nach dem anderen wird hereingeschafft, im hinteren Bereich drängt sich das Publikum auf Sitzbänken.

Aller Blicke richten sich auf die vier Vertreter des Straßenbauamts des Landkreises Esslingen, die am Ratstisch sitzen. Für sie ist es - wie sie selbst einräumen - ein unangenehmer Termin. Zum Thema Sanierung der Kreisstraße zwischen Ohmden und Schlierbach haben sie nicht nur gute Nachrichten im Gepäck. Und sie müssen einräumen, dass Fehler gemacht wurden - wenn auch nicht von ihnen selbst.

„Unser Anliegen ist es, Transparenz zu schaffen“, sagt Thomas Eberhard, Dezernent für Infrastruktur beim Landkreis Esslingen. Zweifel am Willen des Landkreises, die Straße zu sanieren, möchte er unbedingt ausräumen: „Wir haben sogar großes Interesse daran, die Maßnahme umzusetzen und hätten gerne schon begonnen zu bauen.“ Auch der Radweg sei fester Bestandteil der Planungen. „Er wird über die gesamte Distanz parallel zur Straße verlaufen“, verspricht Maik Schulz, kommissarischer Leiter des Straßenbauamts des Landkreises Esslingen.

Rückschläge hat es bei dem Bauprojekt schon einige gegeben, zuletzt im vergangenen November: Damals wurde bekannt, dass ein artenschutzrechtliches Gutachten fehlt und deshalb die für Herbst 2017 geplanten, vorbereitenden Baumrodungen im Wald nicht starten können. Gleichzeitig hieß es, man plane nun eine Sanierung in Etappen ab Frühjahr 2018.

Nun räumt Thomas Eberhard ein, dass Fehler unterlaufen sind: „Die Methoden der naturschutzrechtlichen Untersuchungen waren mangelhaft und genügen der Rechtsprechung nicht.“ Mit dem Gutachten sei ein externes Fachbüro beauftragt gewesen, das eigentlich einen guten Ruf habe, so Eberhard: „Wir sind selbst erschrocken, als das Gutachten auf den Tisch kam und sich herausstellte, dass die Untersuchungen nicht ausreichen.“ Einen möglichen Grund für die mangelhafte Arbeit des Büros sieht er in der sich kontinuierlich ändernden Rechtsprechung. „Da können kleinere Büros eventuell nicht immer folgen“, mutmaßt Maik Schulz. Auch sei das Projekt über die Zeit gewachsen - und mit ihm die Eingriffe in die Natur.

Fest steht: „Es muss nachuntersucht werden, und zwar über eine komplette Vegetationsperiode“, sagt Thomas Eberhard. Das heißt: Bis November dieses Jahres tut sich an der Straße erst einmal gar nichts. Auch die anvisierte Teilsanierung ist vom Tisch. Denn wenn Teile der Maßnahme ausgeschrieben würden, bevor das Baurecht vollständig vorliegt, gäbe es keine Fördermittel vom Land.

Geplant ist nun ein Baubeginn im Frühjahr 2019 - falls alles glatt läuft. „Das Projekt ist hoch prioritär“, betont Thomas Eberhard. „Wir werden die Nachuntersuchungen äußerst eng mitbegleiten“, verspricht er, dem Fachbüro nun ganz genau auf die Finger zu schauen. Die Sorge, dass die neuen artenschutzrechtlichen Untersuchungen möglicherweise dem gesamten Projekt einen Strich durch die Rechnung machen, können die Planer nicht ausräumen: „Wir können das Ergebnis nicht vorwegnehmen. Wenn bei der Erhebung Arten entdeckt werden, die höherwertig sind, hat das auch Konsequenzen“, formuliert es Maik Schulz vorsichtig.

Vorerst wird es auf der Kreisstraße also bei der Interimslösung mit Warnschildern und -baken bleiben. „Unser Anliegen ist es, dass die Verkehrssicherheit dort gewährleistet ist“, betont Gemeinderat Jörg Spielvogel. „Es wurde uns zugesichert, dass die Strecke zwei Mal die Woche kontrolliert wird - und jetzt liegen umgefallene Baken schon seit zwei Wochen im Graben und werden nicht wieder aufgerichtet.“ Auch tiefe Schlaglöcher seien nicht aufgefüllt worden. „Wir nehmen dieses Anliegen mit zu den Straßenmeistereien“, verspricht Thomas Eberhard. Sie würden beauftragt, die Kreisstraße trotz Winterdienst engmaschig zu überwachen.

Das Thema Kosten wird an diesem Abend übrigens ausgespart. „Uns ist der Kostenplan zwar zugekommen. Diskutieren wollen wir ihn aber erst, wenn Ohmden einen neuen Bürgermeister hat“, betont Gemeinderat Roland Greiner, der als stellvertretender Bürgermeister an diesem Abend die Sitzung leitet.