Diesen einen Abend in der US-Stadt Chicago vor fünf Jahren wird Mareike Neuffer nie vergessen. Der große Paul McCartney hatte sie auf seine Bühne gebeten, und die Unterlenningerin durfte ihrem Idol so nahe sein, wie es nur den wenigsten Menschen vergönnt ist. „Unter Fans ist das schon sowas wie ein Ritterschlag“, erzählt die 50-Jährige lachend.
Die gelernte Reiseverkehrskauffrau begeistert sich für die legendären Beatles seit sie denken kann. „Das hat schon so mit drei Jahren angefangen“, erinnert sich Mareike Neuffer. In ihrem Elternhaus lief die Band aus Liverpool quasi rauf und runter. Als Teenager hörte sie natürlich auch noch andere Musik, angefangen von Hardrock bis hin zu Funk und Soul. Die Musik der vier Briten hat sie über all die Jahre aber immer begleitet.
hochgehalten, die er auch vorgelesen hat
Bis zu ihrem ersten Konzertbesuch hat es dennoch gedauert. „Das war tatsächlich erst 2016. Vorher ging es einfach nicht.“ Doch dieses Erlebnis in München hat ihr Leben komplett umgekrempelt. „Da kam vieles wieder hoch“, berichtet Mareike Neuffer. Schnell war klar, dass das nicht das letzte Paul-McCartney-Konzert gewesen sein konnte. Also flog sie gleich bei der nächsten Gelegenheit nach New York, um den Ausnahmemusiker im Met-Life-Stadium zu sehen. „Danach bin ich dann auch gleich noch zum nächsten Konzert nach Washington“, erzählt die Unterlenningerin, die inzwischen im Sportvereinszentrum des VfL Kirchheim als Kursleiterin und im Büro arbeitet.
Im selben Jahr flog sie noch nach Sacramento zu einem Konzert. „Der Abend war der Schlüssel für alles Weitere, was dann kam.“ Denn dank ihres „Fans on the run“-Buttons lernte sie viele andere McCartney-Anhänger kennen. „Daraus haben sich richtig enge Freundschaften entwickelt“, schwärmt Mareike Neuffer. So verbindet sie die Liebe zu McCartneys-Musik inzwischen mit Menschen auf der ganzen Welt. „Ich habe Freunde in Brasilien, den USA, in Japan und England“, zählt die Unterlenningerin auf. Für sie alle ist der Kopf der Beatles eine riesengroße Inspiration. „Mich verbindet mit ihm außerdem der Verlust des wichtigsten Menschen. Er hat mir geholfen, das zu überwinden“, erzählt die 50-Jährige.
Plakat erregt Aufmerksamkeit
Dass sie Paul McCartney einmal tatsächlich umarmen und mit ihm reden würde, hätte sie nie für möglich gehalten. Bei seinem zweiten Konzert in Chicago 2017 passierte es dann. „Es ist üblich, dass er während des Konzertes die Schilder vorliest, die die Fans in den vorderen Reihen hochhalten. Wenn ihm ein Spruch besonders gefällt, holt er denjenigen auf die Bühne.“ Mit „Hug a german girl“ wickelte sie die Musik-Legende an dem Abend quasi um den Finger. „Er hatte mir schon die ganze Zeit immer so zugezwinkert, und als dann ein Security kam und mich backstage mitgenommen hat, konnte ich es fast nicht glauben“, erzählt Mareike Neuffer mit leuchtenden Augen.
Nach ein paar Instruktionen war es dann soweit. Arm in Arm stand sie mit dem britischen Sänger und Musiker auf der Bühne und quatschte mit ihm, als seien die beiden alte Freunde. Dass sie in diesem Moment vor 30 000 Menschen auf der Bühne stand, machte ihr rein gar nichts aus. „Das hat mich in dem Moment überhaupt nicht gejuckt.“ Im Anschluss durfte sie sogar noch für die letzten Lieder auf der Bühne bleiben und tanzen. „Am Ende ist ein zehnminütiger Film entstanden, bei dem ich noch heute Gänsehaut bekomme.“
Konzertmäßig ging es nun erst so richtig los. Im gleichen Jahr flog Mareike Neuffer nochmal in die USA, dann nach Brasilien und sogar nach Australien. „Ich habe inzwischen Dutzende Plakate hochgehalten, die er auch vorgelesen hat.“
2019 flog sie für nur zwei Tage nach Los Angeles, war quasi fast so lange unterwegs wie vor Ort. Wegen der Corona-Pandemie sollte es für eine lange Zeit das letzte Konzert gewesen sein. Dieses Jahr im Mai durfte sie ihn dann in Seattle zum ersten Mal wieder sehen.
Heute wird Paul McCartney 80 Jahre alt. Die Unterlenningerin feiert zwar nicht mit der Musik-Legende persönlich, dafür aber für sich im kleinen, gemütlichen Rahmen.
Der Beatles-Scream ist Teil des Programms
Paul McCartney hat einen Spruch von Mareike Neuffers Schildern in sein Programm aufgenommen. „I do a Beatles-Scream like my mom“ hatte sie bei einem Konzert draufgeschrieben. Seither lässt er stets alle weiblichen Besucher schreien.
Ob der Musiker seit ihrer Begegnung noch weiß, wer sie ist? „Er erinnert sich sicher nicht an meinen Namen, aber in einer Night-Talkshow hat er einmal von einer deutschen Frau erzählt, die immer auf seine Konzerte kommt“, freut sich Mareike Neuffer.
Fans on the run nennt sich eine Gruppe von McCartney-Anhängern, die dem Künstler quasi um den Globus folgen. Mareike Neuffer hat schon unzählige Auftritte verfolgt. In Australien besuchte sie einmal innerhalb von zehn Tagen fünf Konzerte. sl