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Matthias Gastel will Bahnstrecke nach Tübingen stärken

Politik Im Sommergespräch zieht der Bundestagsabgeordnete der Grünen eine Zwischenbilanz.

Nürtingen. „Es ist keine einfache Koalition und dennoch hat sie viele wichtige Entscheidungen getroffen“, zieht Matthias Gastel eine Zwischenbilanz bei seinem Sommergespräch. Bei drei Partnern mit unterschiedlichem Wählerpotenzial seien Meinungsverschiedenheiten programmiert, doch habe man sich als handlungsfähig erwiesen und 170 Gesetze verabschiedet.

Ganz unbescheiden hebt der Bundestagsabgeordnete der Grünen im Wahlkreis Nürtingen dabei die Rolle seiner Partei hervor: „Wir sind der Motor dieser Koalition.“ Als Beleg dafür nennt er zuvorderst den Ausbau der erneuerbaren Energien und dabei die Vorgabe, dass ein bestimmter Prozentsatz an Flächen für Windkraftanlagen und für Photovoltaik-Flächenanlagen ausgewiesen werden soll. Die Diskussion um das geplante Heizungsgesetz sei nicht glücklich gelaufen, räumt Gastel ein.

Zu den Pluspunkten der grünen Fraktion zählt Gastel außerdem das Deutschlandticket: „Noch nie war es so preiswert und einfach, bundesweit den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen, das ist ein Riesenerfolg“, betont der Vertreter der Grünen in den Bundestagsausschüssen für Verkehr und für Tourismus. Damit ist er beim Schwerpunkt seines politischen Wirkens in Berlin. Mit der Regierungsbeteiligung sind die Grünen erstmals im Aufsichtsrat der DB Netz AG vertreten, hier nimmt Gastel, Obmann der Grünen für Bahnpolitik und Güterverkehr beziehungsweise Logistik, für seine Fraktion den Sitz ein. „Es geht dabei um die Kontrolle darüber, ob und wie bahnpolitische Vorgaben umgesetzt werden“, erklärt er. Gastel will den Schienenverkehr leistungsfähiger machen. Dass es dazu noch einige Initiativen braucht, daran lässt er keinen Zweifel. Lastkraftwagen seien wie auch Pkw zwar sauberer, aber auch schwerer geworden und zahlenmäßig gestiegen. Deshalb seien die Kohlendioxid-Emissionen immer noch ansteigend, das müsse sich ändern. „Mobilität ist wichtig, doch darf sie die Menschen nicht krank und die Umwelt nicht kaputt machen“, betont Gastel. Er setze sich für den Schienenverkehr ein, sagt der überzeugte Bus- und Bahnfahrer. Dafür brauche es eine neue Finanzierungsarchitektur. Seine Fraktion wolle die Lkw-Maut erhöhen und 80 Prozent der Mehreinnahmen in den Ausbau der Schiene investieren. Das sei bitter nötig, so Gastel, denn: „Die Schieneninfrastruktur ist völlig abgenutzt und überlastet.“

Das gelte auch für die Strecke zwischen Stuttgart und Tübingen, wovon Gastels Wahlkreis betroffen ist. „Die Strecke muss leistungsfähiger werden“, lautet sein erklärtes Ziel. Dazu gehöre eine verbesserte Infrastruktur mit Weichen, um Ausfälle zu kompensieren, und eine Digitalisierung, um einen dichteren Zugverkehr steuern zu können. Das vermeide Verspätungen und erhöhe die Frequenz. Uwe Gottwald