Zwischen Neckar und Alb
Maues Jahr für die Autohändler

Innung Kfz-Betrieb im Kreis kritisieren die Schließung der Zulassungsstellen.

Kreis Esslingen. Der Autohandel in der Region muss 2020 Umsatzrückgänge hinnehmen. Bis 15. Dezember, als die Autohäuser im Zuge der verschärften Corona-Regeln für Publikum schließen mussten, waren im Kreis Esslingen nach Angaben der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart fast 26 000 Pkw neu zugelassen worden, das waren mehr als 27 Prozent weniger als 2019. Im Gebrauchtwagenmarkt gingen die Besitzumschreibungen bis Mitte Dezember um rund 3 500 zurück auf 43 600. „Umsatzverluste von über 240 Millionen Euro für die Betriebe im Kreis sind wahrscheinlich“, sagt Frank Schnierle, Kreisvorsitzender der Innung und Geschäftsführer der Wilhelm Jesinger Autohäuser.

Seit dem ersten Shutdown im Frühjahr, normal die absatzstärkste Zeit im Jahr, habe man Umsatzverluste vor sich her geschoben, die nicht mehr aufgeholt werden konnten, sagt Friedrich Maier, Geschäftsführer des Mercedes- und Smart-Vertriebs Russ Jesinger. Dennoch: „Insgesamt sind wir zufrieden, wir hätten mit einem schlechteren Verlauf gerechnet.“. Nachdem die Häuser wieder öffnen konnten, sei eine deutliche Erholung zu spüren gewesen, besonders im Gebrauchtwagenmarkt. Spürbar waren Maier zufolge die Kaufprämien für E- und Hybridfahrzeuge. 2020 hat sich der Bestand an E-Autos im Kreis Esslingen um 1 753 Neuzulassungen auf 2 896 Elektro-Pkw erhöht.

Die Auswirkungen der Mehrwertsteuersenkung auf den Absatz 2020 hält Friedrich Maier für schwer einschätzbar. Nur wenige Kunden hätten sie als Grund für den Autokauf genannt. Gottfried Drechsler vom gleichnamigen Autohaus in Denkendorf will keine Einschätzung zu den Auswirkungen der Mehrwertsteuersenkung geben. Denn 2020 war der Betrieb vom VW-Händler zum markenungebundenen Autohaus geworden. „Dadurch ist rund ein Viertel des Umsatzes über das klassische Neuwagengeschäft weggefallen.“ Aber auch im Gebrauchtwagengeschäft seien Rückgänge spürbar. Ebenso in den Werkstätten - weil weniger Auto gefahren wurde, musste entsprechend weniger repariert werden.

Kritik üben die Innung und die Händler daran, dass die Zulassungsstellen im Kreis Esslingen von 21. Dezember bis voraussichtlich 10. Januar selbst für gewerbliche Kunden geschlossen bleiben. „Die Autohäuser im Kreis Ludwigsburg, Böblingen und Göppingen haben es besser, dort arbeiten die Zulassungsstellen auch zwischen den Jahren“, sagt Schnierle. Das hieß für Betriebe im Kreis Esslingen, dass sie zumindest einige bestellte Autos vor dem Jahreswechsel ohne Zulassung an Kunden übergeben und die Zulassung aus dem Kaufvertrag ausschließen mussten, damit die Mehrwertsteuersenkung noch greifen konnte, wie Friedrich Maier erklärt.

Weitere negative Auswirkungen wird nach Einschätzung der Befragten der erneute Shutdown haben. Zwischen den Jahren habe es teilweise noch mal eine höhere Kundenfrequenz gegeben, erklärt Drechsler. Obwohl besonders im Gebrauchtwagenmarkt der Online-Vertrieb eine wichtige Größe ist und viele Betriebe die komplette Kaufabwicklung digital anbieten, werde es das fehlende Geschäft in den Autohäusern nicht auffangen. „Der Großteil der Kundschaft möchte sich das Fahrzeug genau ansehen“, sagt Drechsler. Die Coronakrise habe allerdings dazu geführt, die Onlineangebote weiter zu professionalisieren, so Maier. Für 2021 sei entscheidend, wie lange der erneute Shutdown daure. „Wenn er am 10. Januar endet, könnte es ein gutes Jahr werden.“ Greta Gramberg