Medizin
Medius-Kliniken: Neue Schnelltests zur Erkennung von Blutvergiftungen

Mit dem neuen Verfahren lassen sich Blutproben von Patienten in weniger als 24 Stunden auf Sepsis analysieren.

Chefarzt Torsten Schröder und sein Team nutzen ein innovatives Verfahren zur Erregerbestimmung, das das gesamte menschliche Erbgut sequenziert. Foto: Medius-Kliniken

Infektionen sind eine der größten Herausforderungen in Deutschlands Krankenhäusern. Eine sehr schwere Form davon ist die Sepsis, umgangssprachlich auch als Blutvergiftung bekannt. Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 230.000 Menschen an einer Sepsis, ein Viertel dieser Patienten stirbt sogar daran. Um sie erfolgreich zu behandeln, ist es wichtig, den genauen Auslöser – das können Bakterien, Pilze oder Viren sein – früh zu erkennen.

Herkömmliche Methoden wie die mikrobiologische Untersuchung des Blutes identifizieren oft nicht den genauen Erreger. In den Medius-Kliniken des Landkreises Esslingen wird deshalb ein neues Verfahren erprobt, das nicht nur eine schnellere und effizientere Behandlung ermöglicht, sondern auch vor einer Übertherapie mit Medikamenten schützt und somit zugleich der Entstehung von Antibiotikaresistenzen vorbeugt.

Das sogenannte Next-Generation-Sequencing (kurz NGS) testet die Blutprobe des Patienten in weniger als 24 Stunden auf circa 1000 Erreger. Dabei wird die gesamte DNA in der Blutprobe erfasst. Anschließend nutzen spezialisierte Computer verschiedene fortschrittliche Algorithmen, um die menschliche DNA, also das Erbgut des Patienten, herauszurechnen, sodass lediglich die DNA der Erreger übrigbleibt. Dies ermöglicht es erfahrenen Ärzten, genau zu bestimmen, welche Keime für die Blutvergiftung verantwortlich sind und die Behandlung anzupassen. Ein weiterer Vorteil ist, Erreger auch zu identifizieren, wenn der Patient bereits mit einem Antibiotikum behandelt wird.

Das Verfahren, das bereits alle EU-weiten Anforderungen erfüllt, wird bundesweit in wenigen Kliniken erprobt. Die Medius-Kliniken sind eine davon: „Im Bereich der Intensivmedizin setzen wir NGS-Tests seit rund zwei Jahren für schwerkranke Patienten ein und nehmen an einer Studie zur Wirksamkeit teil“, erläutert Professor Dr. Torsten Schröder, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass bei circa jedem dritten Patienten eine Änderung der Therapie erfolgt. Von diesen Patienten konnten wir bei rund 20 Prozent die Antibiotikatherapie beenden, bei rund 15 Prozent wurde zuvor ein falscher Erreger behandelt.“ pm