Region. „Eintreten für die #Tarifwende“ – unter diesem Motto finden landesweit von Donnerstag bis Samstag, 14. bis 16. März, Aktionen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) für mehr Tarifbindung statt. Auch in Nürtingen, Kirchheim, Esslingen und Göppingen wird der DGB-Kreisverband Esslingen-Göppingen am 14. März mit einer Pendleraktion an den Bahnhöfen auf die Vorteile von Tarifverträgen aufmerksam machen. Ab 6 Uhr wollen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter mit den Passanten ins Gespräch kommen, warum eine höhere Tarifbindung positive Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft habe.
Auch die Allgemeinheit profitiert
Martin Auerbach, Vorsitzender des DGB Kreisverband Esslingen-Göppingen, vertritt die Meinung: „Mehr Tarifbindung heißt mehr Einkommen für die Beschäftigten. Beschäftigte ohne Tarifvertrag arbeiten durchschnittlich 87 Minuten länger in der Woche und verdienen im Schnitt elf Prozent weniger als ihre Kollegen mit Tarifvertrag“. Das entspreche, so Auerbach, fast 700 Euro brutto im Monat bei Vollzeitbeschäftigten. Aufs Jahr gesehen hätten tarifgebundene Beschäftigte durchschnittlich rund 3000 Euro netto mehr im Geldbeutel. Auch die Allgemeinheit profitiere von Tarifbindung, der Fiskus durch höhere Steuereinnahmen und die Sozialversicherungen durch höhere Beitragseinnahmen. Wären alle Betriebe im Landkreis Esslingen und Göppingen tarifgebunden, so der Gewerkschaftsvertreter, hieße das mehr als 16 Millionen Euro mehr Einnahmen in Esslingen durch die Einkommenssteuer und fast acht Millionen für den Landkreis Göppingen. Das wären insgesamt 24 Millionen mehr für öffentliche Investitionen: für Bildung, für Kinderbetreuung oder den ÖPNV.“
In einer Musterrechnung habe man seitens des DGB ermittelt, dass aus Baden-Württemberg jährlich vier Milliarden Euro mehr an Einkommensteuer eingenommen werden könnten, wenn es eine flächendeckende Tarifbindung gäbe. Die Sozialversicherungen würden jährlich sechs Milliarden Euro mehr einnehmen. In Baden-Württemberg profitiere nur noch jeder zweite Beschäftigte von einem Tarifvertrag. Lediglich etwas mehr als ein Fünftel der Betriebe wende einen Tarifvertrag an. „Das wollen wir mit unserer Kampagne ‚Eintreten für die #Tarifwende‘ ändern,“ sagt Jürgen Groß, stellvertretender Vorsitzender des DGB im Doppelkreis. Man werbe für mehr Tarifbindung, für gute Arbeitsbedingungen und bessere Weiterbildungsmöglichkeiten für die Beschäftigten. Zudem fordere man die Kommunen und Kreise auf, Tariftreue bei kommunalen Vergaben als Standard zu etablieren. Tariftreue in der Vergabe lasse sich unbürokratisch umsetzen. „Davon profitieren wir alle,“ so der Gewerkschafter abschließend. pm