Zwischen Neckar und Alb
Mehr Personal für Digitalisierung

Technologie Der Landkreis Esslingen schafft fünf Stellen für IT-Experten, die für die beruflichen Schulen zuständig sind. Im Landratsamt soll ein digitaler Bürgerservice eingerichtet werden. Von Roland Kurz

Digitalisierung an den beruflichen Schulen und im Landratsamt - das sind zwei Aufgaben, denen sich der Landkreis Esslingen zu stellen hat und wofür er Personal benötigt. Fünf IT-Fachleute sollen an den beruflichen Schulzentren in Esslingen, Kirchheim und Nürtingen schauen, dass Lehrer-Tablets, Schüler-Smartphones, das digitale Büro und die Cloud miteinander harmonieren. Um die Kreisverwaltung auf digitalen Bürgerservice umzustellen, sollen vier Fachleute eingestellt werden. Das Problem: Wo kriegt man sie her? IT-Experten werden auch von vielen Firmen gesucht.

Zwei Stufen sind zur Digitalisierung der Kreisverwaltung vorgesehen. Zunächst sollen Verwaltungsvorgänge in das Dokumentenmanagement-System „Enaio“ integriert werden. Aktenordner und Hängeregister werden schrittweise durch digitale Akten ersetzt. Das ist die Basis für die zweite Stufe, den digitalen Bürgerservice. Bis 2029 wird das Projekt „digitale Akte“ dauern, das von Kreisarchivar Manfred Waßner geleitet wird. Jährlich sind 1,6 Millionen Euro für Technik, Lizenzen und externe Dienstleister angesetzt.

Digital statt Regal

Digitale Dokumente sind nichts Neues im Landratsamt, sie werden seit 2001 verwendet. Aus Gründen der Rechtssicherheit blieb jedoch die Papier-Akte die maßgebliche Art der Dokumentation. Die Folge: Trotz ständiger Aussonderung von alten Akten wächst die Zentralregistratur jährlich um 600 laufende Meter. Das muss sich ändern, weil das neue Landratsamt nicht für wachsende Papiermengen geplant wird. Das Landratsamt will die Digitalisierung mit dem kommunalen IT-Zweckverband ITEOS anpacken. Allerdings, so berichtete Landrat Heinz Eininger im Finanzausschuss des Kreistags, komme ITEOS nach seiner Neuaufstellung „nicht in die Gänge“. Man liege schon ein halbes Jahr hinter dem Zeitplan. Mit eigenem Personal, den vier neuen Stellen, sei der Kreis „maßvoll unterwegs“, erklärte Eininger, nachdem die Freien Wähler in der Haushaltsberatung nach externen Alternativen gefragt hatten.

An den beruflichen Schulen ist die Digitalisierung in vollem Gang. Der Landkreis hat an allen Standorten Projekte initiiert, um die jungen Leute mit digitalen Geräten und Vernetzungen vertraut zu machen. Auch die Sonderschulzentren steigen auf WLAN und Multimediatechnik um. Finanziell kommt bald Schützenhilfe aus Berlin. Aus dem 5,5 Milliarden Euro schweren Digitalpakt Schule fließen in den nächsten fünf Jahren rund 5,5 Millionen in den Kreis Esslingen. Um an das Geld zu gelangen, muss jede Schule einen spezifischen Medienentwicklungsplan aufstellen. Damit kann ein Förderantrag gestellt werden. Als Schulträger muss der Landkreis sich mit 20 Prozent an den Projektkosten beteiligen. Das sind knapp sieben Millionen Euro bis 2024. Zusammen mit der Firma Ifib Consult hat der Landkreis in diesem Jahr die Strategie zur Digitalisierung seiner Schulen formuliert.

Auf fünf Gebieten muss gearbeitet werden: mobile Endgeräte, Schulserver, Cloudlösungen, Lernmanagementsystem und Wartung sowie Support. Ein Tablet für jeden Schüler kann der Landkreis nicht finanzieren, teilt Eininger mit. Angesichts der Kurzlebigkeit der Geräte sei dies auch nicht sinnvoll. Deshalb sollen zunächst die Lehrer ein Tablet erhalten und die Schulen weitere Tablet-Klassensätze.

Weil das Kreisgeld knapp ist, heißt die Devise auf neudeutsch: „Bring your own device“ oder: Bring dein eigenes Gerät mit. Einige Firmen haben schon signalisiert, dass sie ihren Auszubildenden ein Tablet zur Verfügung stellen. Der zweite Weg nennt sich „Get your own device“. Der Kreis macht eine Sammelbestellung und bietet Schülern, die noch kein eigenes Tablet haben, ein günstiges Finanzierungsmodell an.

Es winkt Entlastung

Am dringendsten benötigen die beruflichen Schulen eigene Techniker und Administratoren. Bisher lastet alles auf einem einzigen Mitarbeiter - beziehungsweise wird Support von externen Dienstleistern angefordert. Angesichts der vielen Projekte wie Hochvolt-Werkstatt, Lernfabrik 4.0 und Cloud für alle Berufsschulen brauche man eigenes Personal, sagt der Landrat: „Sonst ist der Unterricht gefährdet und die Klassenarbeit geschmissen.“ Die Beraterfirma Ifib hat 9,5 Stellen Support empfohlen. Der Kreis will fünf Stellen für acht Schulen schaffen. Angesichts des Stellenmarkts werde dies schwierig genug, so Eininger.