Der erste Schultag. Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule, einst häufig als „Ernst des Lebens“ zitiert, macht ganz Unterschiedliches mit den Mädchen und Jungen. Vorbei die Zeit, wo man wie im Kindergarten spielen und aufstehen kann, wann man möchte, ab nun heißt es aufmerksam sein, Leistung bringen und durchhalten. Kann Laura ihren neuen Status „Schulkind“ kaum erwarten, wird Max schon angst und bange, wenn er nur das Wort Schule hört. Als Übungsleiterin zweier Sportgruppen mit Jungen und Mädchen im Vorschul- und Grundschulalter weiß Mentaltrainerin Melanie Schnitzbauer aus Erfahrung: „Es gibt viele Kinder, die überhaupt kein oder zu wenig Selbstbewusstsein haben und sofort aufgeben, wenn es beim ersten Ausprobieren nicht gleich klappt.“
Ist das Selbstwertgefühl erst einmal auf dem Tiefpunkt, hört die Lehrerin unentwegt Sätze wie: „Ich kann das nicht“, „Da mach ich nicht mit“, „Die anderen sind viel besser als ich“ oder „Die Gruppe verliert nur wegen mir“.
Egal ob Junge oder Mädchen, die Sorgen rund um das Thema Schule sind vielfältig. Überforderung, Ausgrenzung, Einsamkeit, Frustration. „Häufig tragen auch die Eltern ganz unbewusst mit ihren Glaubenssätzen dazu bei“, sagt die Mentaltrainerin und erklärt: „Sie erzählen von ihrer ungeliebten und schrecklichen Schulzeit, was sie alles schlimm fanden und vermitteln ihren Kindern damit keinen guten Start.“ Oder es leben ihnen die älteren Geschwister vor. Auch deshalb hat sich Melanie Schnitzbauer 2020 zur Mentaltrainerin ausbilden lassen und „mentalstarkekids“ gegründet. In ihren Online-Seminaren möchte sie Eltern wie Kindern Möglichkeiten aufzeigen, wie sie selbstbewusst und mental stark werden können.
Für den anstehenden Schulstart hat die 30-jährige Wäschenbeurerin, die selbst Mutter ist, vier virtuelle Helfer, die die Kinder im Schulalltag ideell unterstützen und stark machen. „Es braucht nur die richtige Portion Selbstvertrauen, damit ein Kind sehr viel leichter, entspannter und erfolgreicher durchs Leben geht“, so Melanie Schnitzbauer.
So gibt der „Mama-Mut-Stein“ dem Erstklässler eine gewisse Sicherheit und minimiert den Trennungsschmerz. „Gemeinsam ausgesucht und aufgeladen mit ganz viel Mama-Energie, begleitet der Stein im Schulranzen oder im Mäppchen das Kind durch den Vormittag“, erklärt die Mentaltrainerin. Ein selbst erschaffenes „Krafttier“ steht für Mut, Energie, Stärke und Selbstbewusstsein. Wichtig ist es, dass der Erstklässler sein Tier, ein echtes oder ein Fantasiegeschöpf, genau beschreibt. Größe, Farbe, Form, Fell oder nicht. Wie fühlt es sich an? Und warum hat das Tier diese Superkräfte? Wird das Kind vom Mut verlassen, kann es mental mit seinem Krafttier in Verbindung treten. Für mehr äußere Stärke sorgt der „Superheldenanzug“, der als Schutzschild vor negativen Gedanken und Gefühlen in keinem Kleiderschrank fehlen sollte. Der Nachwuchs darf sein Lieblings-Wohlfühl-Kleidungsstück raussuchen, egal ob Shirt, Jacke, Hose, Socken oder Käppi. Mit einer kleinen Zeremonie wird dieses Kleidungsstück mit ein paar Spritzer „Superpowersoße“ eingeweiht. Und erzählt Papa oder Mama noch eine Geschichte dazu, kann sich das Kind besser reinversetzen.
Abschließend lässt ein imaginärer und individueller „Schutzkreis gegen dumme Sprüche und Kommentare“ alles Negative abprallen. Für diese Übung steht das Kind gedanklich in einem Kreis, als Schutzwand diene eine Hecke, Mauer oder ein Zaun. Zuletzt braucht es eine kreisförmige Fingerbewegung, mit der das Kind den Schutzkreis jederzeit aufbauen kann.
Lehrerin und Coach mit guter Laune
Ausbildung Melanie Schnitzbauer ist Lehrerin, Lerncoach und Übungsleiterin im Sport für Vorschul- und Grundschulkinder. Außerdem unterrichtet sie an einer Berufsschule für Jugendliche mit dem Förderbedarf Hören, Sprache, Kommunikation und Autismus-Spektrum. Sie hat Seminare zum Thema Persönlichkeitsentwicklung besucht und 2020 im Institut für Lernsysteme (ILS) das Fernstudium „Mentaltraining für Kinder“ besucht.
Privat „Ich erschaffe mir und anderen einen wundervollen Tag.“ Eine von vielen Botschaften, die auf kleinen Zetteln geschrieben in jedem Zimmer für gute Laune sorgen. Die 30-Jährige aus Wäschenbeuren ist glücklich verheiratet und Mama von David, zwei Jahre alt, und der sechs Monate alten Pia. Sie habe immer gute Laune, malt gerne bunt und liebt Sonnenaufgänge – besonders am Sonntagmorgen um 5 Uhr. ack