Nürtingen/Geislingen. Der Alarm ging am Samstag um 2 Uhr morgens bei der Polizei ein: In der Nacht mussten Polizei und Rettungsdienst wegen eines Notrufs zu einem großen Einsatz in einem Studentenwohnheim in Nürtingen ausrücken. Grund war eine blutige Auseinandersetzung zwischen mehreren Menschen – drei Personen wurden durch Stiche verletzt. Mittlerweile befindet sich keiner mehr in Lebensgefahr, teilte die Polizei mit.
Wie das Polizeipräsidium in Reutlingen berichtet, waren in der Nacht im Wohnheim der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) im Schelmenwasen ein 19 Jahre alter Mann und drei Bewohner im Alter von 22, 26 und 19 Jahren aneinandergeraten. Der zunächst verbale Streit eskalierte zu einer tätlichen Auseinandersetzung, die blutig endete: Der 19-Jährige soll mit einem Messer auf die drei Kontrahenten eingestochen haben.
Zeugen überwältigen Angreifer
Wie oft der junge Deutsche zustach, sagte die Polizei nicht. Aber die Opfer wurden durch die Stiche schwer verletzt und mussten nach der Erstversorgung durch Notärzte und Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht werden, wo sie stationär weiterbehandelt werden. Bei dem 19-jährigen Opfer der Messerattacke bestand am Sonntag keine Lebensgefahr mehr.
Nach den Messerstichen floh der 19 Jahre alte mutmaßliche Täter gemeinsam mit seinem 22 Jahre alten Begleiter aus dem Wohnheim, in dem sich 207 Einzelzimmer befinden. Bewohner, die Zeugen des Dramas gewesen waren, nahmen die Verfolgung auf. In der Nähe des Tatortes holten sie den Tatverdächtigen ein, überwältigten ihn offenbar und hielten ihn fest, bis die alarmierten Polizeibeamten eintrafen. Der 19-Jährige und sein Begleiter wurden vorläufig festgenommen. Ob der Verdächtige ein Bewohner des Heimes ist, war unklar.
Der mutmaßliche Messerstecher ist nach Angaben der Kriminalpolizei Esslingen und der Staatsanwaltschaft Stuttgart ein bereits bei der Polizei bekannter Deutscher. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Stuttgart wurde der Angreifer im Amtsgericht Nürtingen dem Haftrichter vorgeführt. Der Richter ordnete Untersuchungshaft an. Der 19-Jährige wurde bereits in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert. Gegen ihn wird wegen des Verdachts der versuchten Tötung ermittelt. Sein 22-jähriger Begleiter befindet sich auf freiem Fuß.
In einer Versammlung vor Ort wandte sich HfWU-Rektor Professor Doktor Andreas Frey noch am Samstagabend tief betroffen an die Bewohner des Wohnheimes, informiert die HfWU in einer Mitteilung. „Sie haben sich vorbildlich verhalten und ich bin nach dieser schrecklichen Tat tief beeindruckt, wie Sie sich gegenseitig helfen und stützen und mit diesem fürchterlichen Erlebnis umgehen“, wird Frey darin zitiert. Die Studierenden hätten erste Hilfe geleistet und damit noch schlimmere Folgen verhindert.
Am Samstag waren Mitarbeitende der Hochschule, Notfallseelsorger des Roten Kreuzes und der studentischen Hochschulgemeinde vor Ort und betreuten die teilweise schockierten Studierenden. Rektor Frey habe die Studentinnen und Studenten informiert, dass ab sofort ein Sicherheitsdienst rund um die Uhr am Wohnheim im Einsatz ist. S. Kaufmann/I. Siegemund