Dass er sein Handwerk meisterhaft versteht, hat er schon bei diversen Wettbewerben unter Beweis gestellt. Michael Liebrich durfte sich als deutscher Meister 2018 nach mehrmaliger coronabedingter Verschiebung im polnischen Kattowitz mit 15 Bewerberinnen und Bewerbern aus 15 europäischen Ländern messen. Mit großem Erfolg. Der 33-Jährige kehrte vom Europacup der Floristen mit einem beachtlichen dritten Platz zurück nach Weilheim.
Liebrich hatte sich intensiv auf den Wettbewerb vorbereitet, denn sein Ziel war, unter die besten sechs zu kommen. Wie ernst er die Sache anging, zeigt, dass er den befreundeten Floristmeister Josef Dirr, der selbst schon mit blumiger Aktionskunst in Stuttgart auf sich aufmerksam gemacht hat, als Helfer mit nach Kattowitz nahm. Sechs Arbeiten mussten absolviert werden, alle nach strengen Regeln. Das Motto lautete „Music and dance“. Die erste Aufgabe: einen Tischschmuck zaubern für sechs Personen, die einen gemütlichen Abend miteinander verbringen wollen. Mit vorgegebenen Tischmaßen. „Das habe ich am liebsten gemacht. Und da fand ich meinen Beitrag auch stark“, sagt der 33-Jährige. „Dance in the rain“ hieß das Motto für einen Raumschmuck, der sich über drei mal zwei Meter ausdehnen und maximal 2,50 Meter hoch sein durfte.
Bei der dritten Arbeit, einem Blumenstrauß, bekam Liebrich einen spanischen Song zugelost. Dafür drängten sich natürlich Rot und Gelb, die Farben der Nationalflagge, auf. Nicht so ganz seine Sache war ein Körperschmuck für eine Balletttänzerin. Der Haken an der ganzen Sache: Er musste so gestaltet und angebracht sein, dass er die Bewegungen der Tänzerin aushält.
Überraschungsarbeit kommt an
Das meiste Lob bekam Liebrich für seine Überraschungsarbeit. Beim Gala-Abend vor 800 Gästen im Kattowitzer Kongresszentrum bekamen die sechs Finalisten eine Überraschungsbox mit floralen Materialien, die sie innerhalb von 45 Minuten zum „schönsten Strauß deines Lebens“ formen sollten. „Das liebe ich, da konnte ich richtig kreativ sein“, schwärmt er. Dass bei der Endabrechnung eine Holländerin und ein Ungar nur knapp vor ihm lagen, ficht ihn nicht an. „Die drei Tage waren faszinierend und der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen sehr inspirierend für meine Arbeit daheim.“
Gutgetan hat Michael Liebrich, der in Weilheim den Blumenladen Ulmer betreibt, die Anerkennung, die er von anderen Titelträgern für seine klare Formensprache und sein strukturiertes Arbeiten erhielt.
Probleme und Chancen des Floristenberufes
Fachkräftemangel Bei den Floristen ist es wie in vielen anderen Handwerksberufen: Es herrscht großer Mangel an Fachkräften. Rund 4000 ausgebildete Floristen gebe es bundesweit, Tendenz fallend, berichtet Wolfgang Hilbich, der Geschäftsführer des Fachverbands Deutscher Floristen, Landesverband Baden-Württemberg. Je kleiner die Betriebe, desto schwieriger sei es, Floristen zu bekommen. Einen Lichtblick gebe es. Was neue Auszubildende angeht, stelle sich die Situation nun deutlich besser dar als noch zu Jahresbeginn.
Bezahlung Vor allem weil man im Vergleich zu anderen Berufen wenig verdient, gilt der Beruf des Floristen bei vielen als wenig attraktiv. Doch da hat es nach den Worten von Verbandschef Hilbich erst jüngst eine deutliche Verbesserung gegeben. Die Tarifgehälter stiegen um 13 Prozent. „Das ist schon eine Hausnummer“, so der Geschäftsführer Wolfgang Hilbich. Das tarifliche Eingangsgehalt liegt nun bei 2250 Euro. Doch sei das die Untergrenze. Wer gute Arbeit abliefere, könne einiges mehr verdienen.
Chancen Die immens gestiegenen Energiekosten machten vielen Betrieben zu schaffen, vor allem wenn sie Gewächshäuser hätten, so Hilbich. Doch sei es wie in vielen anderen Handwerksbereichen: Gute Arbeit und neue Geschäftsideen würden von Kunden sicher weiter honoriert. „Auch kleinere Betriebe, die sich stylish aufstellen, haben Erfolg.“ hf