„Wir wollen nichts hinausschieben und unsere Hausaufgaben machen“, erklärte Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann. Das war auf den Kanalisationsplan gemünzt, den Michael Künschner vom Ingenieurbüro infra-teck vorstellte. In den 15 Jahren von 2025 bis 2039 sollen etwa 3,75 Millionen Euro in die Sanierung maroder Kanäle gesteckt werden, also etwa 250 000 Euro pro Jahr.
Bevor der Planer aber auf die harten Dettinger Fakten einging, gab er dem Gemeinderat einen kurzen geschichtlichen Überblick über das Thema Abwasser: „Vor rund 5000 Jahren gab es im Euphrat-Tal erste Entwässerungskanäle“, erklärte er. Vor 2000 Jahre wurde die „Cloaca Maxima“ – größter Abwasserkanal – gebaut, der Teil des antiken Kanalsystems in Rom war. Diese Cloaca Maxima gilt als Prototyp für antike Kanalisation. „Im Mittelalter wurde das, aus welchem Grund auch immer, vergessen. Wegen Typhus und Cholera ist das Thema dann Ende des 19. Jahrhunderts wieder hochgekommen“, führte er weiter aus.
In den 1950er-Jahren wurde in Dettingen begonnen, ein Kanalnetz aufzubauen und das Wasser geklärt. 34 700 Meter umfasst das Netz. Dazu kommen vier Regenüberlaufbecken und ein Regenüberlauf. Der letzte Kanalisationsplan stammt aus dem Jahr 2000. So ist es an der Zeit, ihn nach 20 Jahren zu überarbeiten und an die neuen – auch klimatischen – Bedingungen anzupassen.
Es gibt zudem die Eigenkontrollverordnung, die umgesetzt werden muss. Es ist eine gesetzliche Pflichtaufgabe der Kommunen, für eine ordnungsgemäße Funktion zu sorgen. „Das heißt, die Kanäle müssen regelmäßig überprüft werden, ob sie dicht und in Ordnung sind. Dabei sind Fristen einzuhalten“, erläuterte Michael Künschner. Fremdwasser sollte möglichst ferngehalten werden, was sich durch Kamerabefahrung ermitteln lässt – beispielsweise wenn Wurzeln durch die Rohre wachsen. „Dettingen hat ein Mischsystem, Regenwasser und Abwasser fließen in den gleichen Rohren in die Kläranlage“, so der Planer. Die Regenmenge wird wegen der immer häufiger auftretenden Starkregenereignisse relevanter, es sollte deshalb bei neuen Projekten nicht mehr in die Kanäle geleitet werden. Rückstauebenen sollen vor Überflutungen schützen.
„Die schwäbischen Kommunen sind unverschuldet in ein Dilemma reingerutscht. Bewusst wurden früher Mischwasserkanäle angelegt, damit bei Regen das System durchgespült wird. Somit schicken wir sauberes Wasser nach Wendlingen in das Gruppenklärwerk“, sagte Rainer Haußmann. Das Regenwasser mache aber mittlerweile Probleme, weshalb es seit über 20 Jahren getrennte Kanäle gibt. „Jeder hat Optimierungsmöglichkeiten. Flachdächer halten das Regenwasser zurück. Den ganzen Ort umgraben geht halt nicht, deshalb müssen wir die Kanäle abdichten“, erklärte der Schultes. Es gelte, das System zu verbessern.
Aus der Eigenkontrollverordnung 2010 sind bis 2024 noch Maßnahmen in Höhe von etwa 550 000 Euro zu stemmen. Im kommenden Jahr ist die Mörikestraße dran, von 2023 bis 2025 sind Blumen-, Rosen- und Austraße in der Planung. Hier werden 275 000 Euro verbuddelt. Für die Jahre 2023 bis 2028 steht die Sanierung für die Kirchheimer Straße, die Diesel- und Kelterstraße im Industriegebiet an.