Eigentlich sagen sich auf der Kirchheimer Hahnweide Fuchs und Has‘ gute Nacht. Erst recht wieder seit Corona-Zeiten, wo lange Zeit die Flieger am Boden bleiben mussten und der große Talwald - in direkter Nachbarschaft gelegen - naturgemäß mit biologischer Vielfalt aufwarten kann. Miss Foxy passt da perfekt ins Bild. Sie und ihre Frauenband waren auf dem Parkplatz tierisch gut angesagt. Von heimlichem Schleichen im dunklen Tann war jedoch nicht die geringste Spur. Die Musikerinnen waren lautstark präsent auf der Bühne und unterhielten bestens ihre Zuhörer.
Auch wenn noch ein paar Autos mehr Platz gehabt hätten, der Stimmung tat dies keinen Abbruch. Die Mädels rockten die Hahnweide, was nicht zuletzt der tollen Stimme von Steffi Bär geschuldet war. Die kam ganz unprätentiös auf der Hahnweide an und ging locker mit der für sie und ihre Band ungewohnten Gegebenheit um: Autos im Blick. „Das ist eine Wahnsinns-Kulisse und eine neue Situation für uns“, begrüßte Miss Foxy ihre Fans. Ihre anfängliche Sorge, nur Scheinwerfern entgegenblicken zu müssen, war von Anfang an unbegründet. Es war Platz genug, kaum einen Konzertbesucher hielt es im fahrbaren Untersatz. Die Autoradios blieben still, jeder genoss das Live-Erlebnis. Einzig die Cabrio-Besitzer machten es sich im offenen Fond bequem, saßen auf den Sitzen und genossen von dort wippend die Musik. Der große Rest verteilte sich auf dem Schotterplatz neben dem eigenen Auto und genoss den Abend samt wunderschönem Sonnenuntergang und anschließendem Abendrot. Das Sektglas stand schon vor Konzertbeginn auf dem Kofferraum, flankiert von blauer Tupperdose und lecker gefüllter Knuspertüte. Party-Stimmung gab es schon lange vor dem offiziellen Beginn in privaten Klein-Grüppchen.
So war es kein Wunder, dass es individuelle Tanzeinlagen gab, das eine oder andere bekannte Lied lauthals mitgesungen und das Leben genossen wurde. Dass doch irgendwie was anders war, machte einem Steffi Bär mit einem Zwischensatz klar: „Ich hab‘ noch etwas mit meinem Sound zu kämpfen - war wohl zu lange in meinem Wohnzimmer“, gab sie offen zu. Davon dürften die wenigsten Zuhörer etwas mitbekommen haben - der Musikgenuss und die gefühlte Normalität standen im Vordergrund.
Jeder genoss den Abend auf seine Weise, und dem Wunsch der Front-Frau kamen viele Autofahrer nach: Dutzendfach leuchteten die Warnblicklichter in der späten Dämmerung auf. Dazwischen tanzte ein besonderes Paar: Eine junge Frau hatte einen betagten Herrn zum Konzert mitgenommen. Liebevoll half sie ihm immer wieder nach den benötigten Ruhephasen aus dem Beifahrersitz und animierte den Senior zu rhythmischen Bewegungen - was beiden sichtlich Spaß bereitete.
Ein Hupkonzert hätte es wegen der in nächster Nähe grasenden Pferden nicht geben sollen, doch am Ende konnten sich die Autofahrer nach den Zugaben dann doch nicht mehr beherrschen. Sie verliehen ihrer Freude über den wunderschönen Abend lautstark Ausdruck. Wie wenig sich die Tierwelt um Miss Foxy scherte, machten den ganzen Abend über auch die Mauersegler deutlich. Auf der Suche nach ihrem Abendbrot ließen sie sich von keinem noch so lauten Beat auch nur andeutungsweise stören.