Noch geht es auf den Feldern ruhig zu. „Es war einfach noch zu nass, um auf die Felder zu fahren“, sagt Johannes Kächele. Wenn die Tage dann einmal trocken waren, ging es raus auf die Äcker, um zu pflügen und sie für die Aussaat vorzubereiten. Die Zeit, in der es auf den Feldern nichts zu tun gab, nutzte der Familienbetrieb für andere Arbeiten. „Wir haben Dinkel entspelzt und Weizen mahlen lassen“, erzählt der Jungbauer. Daneben gab es noch einige Formulare auszufüllen. So mussten Voranträge gestellt werden, um Zuschüsse für bestimmte Bewirtschaftungsmaßnahmen oder Prämien beispielsweise für die Sommerweidehaltung zu erhalten. „Ohne das geht es bei uns nicht“, ergänzt Arnim Kächele.
Zeit für die Baumpflege
Einen Großteil der Zeit nahm die Baumpflege auf den Streuobstwiesen in Anspruch. Denn was im Sommer bei Belaubung nicht auffällt, zeigt sich im Winter gnadenlos: der Befall mit Misteln – den einen als Heilpflanze bekannt, für die anderen aber eine Plage.
Der immergrüne kugelige Busch ist im Winter der Farbtupfer im tristen Grau und gleichzeitig des Bauers Ärger. Die weiblichen Pflanzen der Mistel tragen weiße Beeren, die im Winter den Vögeln als Nahrungsquelle dienen. Mit deren Ausscheidungen nimmt das Übel dann seinen Lauf. Denn so verbreiten sie die Samen. „Die klebrige Samenhülle bleibt am Baum haften. Begünstigt von den immer wärmeren Sommertemperaturen keimen die Samen leichter aus“, erzählt Arnim Kächele. Am liebsten tun sie dies auf den Obstbäumen der Streuobstwiesen, die durch die Trockenheit im Sommer sowieso schon geschwächt sind.
Und so ist es auch bei den Obstbäumen auf den Wiesen der Kächeles. Zahlreiche Bäume haben sie schon von den Misteln befreit, und zahlreiche hängen noch mit dem Halbschmarotzer voll. Denn ist ein Baum erst einmal von Misteln befallen, ist der Schaden groß: Sie saugen den Baum regelrecht aus, indem sie ihm Wasser und Nährstoffe entziehen.
Das Entfernen der Misteln ist dann auch nicht so einfach: Da es der Parasit gerne hell und warm mag, keimt er vorzugsweise im oberen Drittel der Baumkrone. Dazu treibt der Keim quasi einen Keil in den Ast, bildet davon seitlich ausgehend dann Ausläufer aus, die unterhalb der Rinde entlang des Astes weiterwachsen, weshalb mindestens noch 30 bis 50 Zentimeter des gesunden Holzes mit abgesägt werden müssen. Zwar ist der Parasit damit nicht verschwunden, aber der Baum kommt besser damit zurecht, sofern er den Befall überhaupt überlebt.
Auch Pilzbefall ist ein Problem
Doch nicht nur die Mistel allein macht Probleme. Der Wechsel von Trockenheit und nassen Phasen schädigt die Bäume ebenso. Pilzkrankheiten breiten sich aus und bahnen sich ihren Weg durch die ausgetrocknete Rinde in den Baum. Die Bäume sind anfälliger. Alte Äste werden spröde und brechen ab. Das Totholz muss aufgesammelt werden.
Bei allen Herausforderungen spürt man die Freude, mit der Arnim Kächele Bauer ist. Mit ihm auf den Wiesen unterwegs zu sein, lässt einen kleine Frühlingsblüten erkennen, die man sonst womöglich unachtsam zertreten hätte: die unscheinbaren blau-weißen Blütenblättchen des Ehrenpreises oder die sich zwischen dem Grün des Grases zart zeigenden Gänseblümchen, die so früh im Jahr „die ersten wichtigen Nahrungsquellen für Insekten sind“, sagt Arnim Kächele.
Und dass diese Gattung förmlich darauf fliegt, zeigt sich am Pflaumenbaum hinter dem Haus, der sich vor vielen Jahren wild hier niedergelassen hat und dort seither Früchte tragen darf. Mit seinen schneeweißen Blüten ist er ein wahrer Kraftort und zieht an diesem Tag unzählige Nektarsammler an, die mit ihrem Summen unüberhörbar den nahenden Frühling ankündigen.