Zwischen Neckar und Alb
Mit 81 Jahren gründete er noch die „Schnauferlgruppe“

Freizeit Robert Reineke war ein Leben lang passionierter Wanderführer, mit fast 92 Jahren legt er nun sein Ehrenamt nieder. Sein Weg führte vom Sauerländischen Gebirgsverein zum Schwäbischen Albverein. Von Andreas Kaier

Das Wandern ist seine große Leidenschaft – seit acht Jahrzehnten: Robert Reineke, bald 92 Jahre alt, war sein Leben lang ehrenamtlich als Wanderführer unterwegs. Nach Kriegsende begann er mit Touren für den Sauerländischen Gebirgsverein in seiner westfälischen Heimat. Damals war er gerade einmal 18 Jahre alt. „Als junge Burschen sind wir einfach losgezogen und durch den Wald gewandert“, erinnert er sich zurück. Abends sei man dann gemeinsam in eine Kneipe gegangen.

1973 zog es ihn dann aus beruflichen Gründen nach Weinstadt ins Remstal. Dort engagierte er sich über drei Jahrzehnte hinweg in der Weinstädter Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins. Er organisierte unter anderem mehrtägige Ausfahrten, beispielsweise ins Elbsandsteingebirge, in den Harz oder ins Sauerland. Schon nach drei Jahren bekam Reineke eine Urkunde für seine 100. geführte Wanderung.

Highlight Sächsische Schweiz

Auf den Schurwald zog er erst 1991, zusammen mit seiner Frau Ingeborg, die damals in Aichwald als Gemeindeschwester für die örtliche Sozialstation arbeitete und mit der er die meisten seiner Wanderungen austüftelte. Wenn er einmal keine Gruppe selbst geführt hat, ging Robert Reineke mit seiner Frau zum Wandern – egal ob auf dem Schurwald, im Hochgebirge auf Klettersteigen, in der Toskana, in der Hohen Tatra oder woanders. „Unsere ganze Freizeit war nur Wandern“, sagt er. Doch was er dabei gesehen habe, könne ihm heute niemand mehr nehmen. Nach seinen schönsten Wanderungen gefragt, kommen ihm Touren in der Sächsischen Schweiz und im Riesengebirge in den Sinn.

Offiziell wechselte er zur Aichwalder Ortsgruppe aber erst im Jahr 2003. Da war Robert Reineke schon 73 Jahre alt. Zu sehr war er mit seinen Weinstädter Wanderfreunden verbunden. Das lässt erahnen, was er neben dem Wandern besonders schätzt. „Das ist vor allem die Geselligkeit und das Miteinander“, sagt der 91-Jährige. Es dauerte nicht lange, bis er in Aichwald die so genannte Seniorengruppe übernahm. „Das war eine ganz kleine Gruppe mit nicht mal zehn Leuten“, erzählt er. Nach einem halben Jahr taufte Robert Reineke die Seniorengruppe kurzerhand in Mittwochsgruppe um – und das mit Erfolg. Kurze Zeit später war er regelmäßig mit mehr als 20 Mitwanderern unterwegs, vor allem auf dem Schurwald. Als er 81 Jahre alt wurde, gab er die Gruppe ab und gründete die Donnerstagsgruppe, die seine Frau scherzend als „Schnauferlgruppe“ bezeichnet. „Sie ist für Leute gedacht, die nicht mehr ganz so weit laufen wollen“, sagt er. 

Als er kürzlich sein ehrenamtliches Engagement als Wanderführer an den Nagel hängte, immerhin wird Robert Reineke im kommenden Monat 92 Jahre alt, zeichnete ihn der Schwäbisch Albverein mit der Georg-Fahrbach-Medaille in Kupfer aus. Sie wird auf Vorschlag des Präsidenten für besondere Verdienste um die Albvereinsziele Natur, Heimat und Wandern verliehen.

Das Wandern hat sich über die Jahre verändert. „Früher waren vor allem Familien mit Kindern unterwegs, das ist heute nicht mehr so“, sagt er und erinnert sich an Wanderungen, wo die Hälfte der Teilnehmer Kinder waren. Heute fehle es an Nachwuchs. Zudem seien die Wanderungen in den vergangenen Jahren kürzer geworden. Der langjährige Wanderführer erinnert sich an 28 bis 30 Kilometer lange Touren, heute seien sie nur noch 15 Kilometer lang.

Ob er auch schon einmal brenzlige Situationen erlebt hat? Zum Glück nur einmal bei einer Wanderung auf den Ipf bei Bopfingen in den 1990er-Jahren. „Eine Wanderin war mit Turnschuhen unterwegs und rutsche in steilem Gelände aus“, erinnert sich Reineke. Die Frau brach sich drei Mal den Knöchel und musste von einem Hubschrauber geborgen und in ein Krankenhaus nach Nördlingen geflogen werden. „Sonst haben wir aber nie gefährliche Situationen erlebt.“​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​