Sie heißen Gonzales, Caruso und Dreamer. Die drei anderen hören auf die Namen Lucky, Rudi und Manolo. Die sechs peruanischen Huacaya-Alpakas leben seit fast eineinhalb Jahren in Schopfloch und sind dort inzwischen bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Sie alle wurden in Deutschland geboren, haben aber einen Migrationshintergrund. Die Eltern oder Großeltern stammen aus Peru. An jedem Wochenende gehen Jürgen Wagner, Amelie Strehle und ihr Vater Volker Strehle abwechselnd mit ihren Lieblingen an der Leine spazieren und nehmen dazu immer häufiger auch Gäste mit. „Alpakas haben eine sehr beruhigende Wirkung, vor allem auf behinderte Menschen“, sagt Wagner.
Gemeinsam mit seiner Nachbarin, der 15-jährigen Amelie Strehle, hat er vergangenes Jahr im März mit Caruso und Gonzales die ersten beiden Alpakas bei einem Züchter in Heroldstatt gekauft und sich damit „einen Kindheitstraum“ erfüllt, wie er selbst sagt. In Stuttgart, wo er zuvor gelebt habe, sei das nicht gegangen. Als er jedoch vor drei Jahren nach Schopfloch zog, stand dem Projekt „Alb Alpaka“ und den ersten beiden Tieren nichts mehr im Weg. „Die beiden haben sich sofort bei uns wohlgefühlt“, versichern Jürgen Wagner und Amelie Strehle. Auch hätten sich die Schopflocher sehr schnell für die beiden Alpakas begeistern können. Kurze Zeit später sind dann im Sommer 2018 die anderen Tiere dazugekommen. Doch bevor sie in Schopfloch eine neue Heimat finden konnten, mussten ihre neuen Besitzer erst einmal einen vorgeschriebenen Alpaka-Führungskurs absolvieren. „Die Tiere dürfen ohne einen Befähigungsnachweis nicht gehalten werden“, sagt Jürgen Wagner.
„Eigentlich wollte ich ja immer einen Hund, doch meine Oma ist allergisch“, erzählt Amelie Strehle. Als dann ihr Nachbar die Idee mit den Alpakas hatte, habe sie sofort mit der Erlaubnis ihrer Eltern mitgemacht. „Die Alpakas sind so süß“, schwärmt die 15-Jährige - so süß, dass kurze Zeit später Amelies Vater Volker Strehle in das Alb-Alpaka-Projekt eingestiegen ist. Als das Trio bei seinen anfänglichen Spaziergängen mit den Tieren immer wieder von Passanten angesprochen wurden, ob sie nicht auch Kinder dazu mitnehmen würden, nahm das Projekt „Alb Alpaka“ seinen Lauf. „Wir sind dadurch auf die Idee gekommen, die Spaziergänge offiziell anzubieten“, erzählen Amelie Strehle und Jürgen Wagner. Es wurde ein Logo entwickelt und eine Internetseite online gestellt.
Um zumindest die Tierarztkosten einzuspielen und das Kraftfutter aus dem Allgäu zu finanzieren - die Kosten belaufen sich auf etwa 3000 Euro pro Jahr - werden die etwa zweistündigen Spaziergänge rund um Schopfloch gegen eine Spende angeboten. „Wir wollen damit aber kein Geld verdienen, das ist unser Hobby“, versichert Jürgen Wagner. Ebenso gegen eine Spende gibt es den begehrten Alpaka-Dünger. Der Kot der Tiere wird von der Weide aufgesammelt, getrocknet, von Hand von Ästen und Steinen gereinigt und fermentiert. Danach wird er zerkleinert. Der feinste Dünger ist so fein wie Kaffeepulver und eignet sich für Topfpflanzen. Der gröbste Dünger ist so groß wie Kaffeebohnen und kann beispielsweise für die Neubepflanzung von Beeten verwendet werden. „Alpaka-Dünger ist einer der besten Dünger der Welt“, weiß Wagner.
Jedes Jahr im Mai müssen die Alpakas geschoren werden. Das übernimmt ein Profi aus Heroldstatt. Das Fell rund um den Bauch ist das feinste. Aus diesen Haaren entstehen derzeit wertvolle Bettdecken für die Familien Wagner und Strehle. Der andere Teil des Fells wandert in Kissen, von denen manche ebenfalls gegen eine Spende abgegeben werden, wie jüngst beim Schopflocher Scheunensommer.
Gefragt, ob die Alpakas nicht unheimlich viel Arbeit machen, schütteln Amelie Strehle und Jürgen Wagner die Köpfe. „Die Tiere sind unheimlich robust“, versichern sie. Abwechselnd dürfen sie das ganze Jahr über auf sechs großen Weiden rund um Schopfloch grasen, bekommen jeden Tag frisches Wasser und an jedem dritten Tag Kraftfutter aus dem Allgäu. „Karotten und Äpfel sind gut fürs Fell“, betont Amelie Strehle, die immer wieder mit ihren Alpakas kuschelt. Dennoch sind die Tiere keine Schmusetiere. „Sie wollen nicht gestreichelt werden, vor allem nicht dort, wo sie die Hand nicht sehen“, gibt Jürgen Wagner allen mit auf den Weg, die mit den Alpakas spazieren gehen.
INFO Weitere Informationen gibt es auch online auf der Homepage www.alb-alpaka.info.