Lamas auf der Schwäbischen Alb? Als sich Carmen und Uli Steeb aus Nellingen (Alb-Donau-Kreis) vor 20 Jahren sechs der flauschigen Tiere zulegten, waren ihnen viele neugierige Blicke und so manche kritische Stimme gewiss. „Es war schon exotisch damals“, erinnert sich Uli Steeb schmunzelnd. Doch es dauerte nicht lange, bis die Nellinger die Tiere ins Herz schlossen. Mittlerweile gehören die Lamas in die Albgemeinde, als hätte es sie dort schon immer gegeben.
Durch einen Zufall waren Carmen und Uli Steeb auf Lamas aufmerksam geworden. „Wir wollten eine einfache Tierhaltung. Durch einen Bericht sind wir dann auf Lamas gestoßen“, erzählt Carmen Steeb. Die Tiere seien unkompliziert, halten sich sommers wie winters viel im Freien auf, fressen Gras, Heu und Mineralfutter und nur ab und zu eine Karotte oder hartes Brot. Gehalten werden sie in „offener Stallhaltung“, wie Carmen Steeb sagt: „Sie gehen rein und raus wie sie möchten.“
Was anfangs ein Hobby der Steebs war, hat sich mittlerweile zu einem echten Nebenerwerb entwickelt: Die Eheleute züchten die Tiere und geben auf ihrem etwa zwei Hektar großen Areal, am Ortsrand von Nellingen Richtung Oppingen gelegen, 31 Lamas eine Heimat.
Lama-Trekking, Kindergeburtstage, Lama-Führerschein: Wer mit den Tieren etwas erleben möchte, ist bei den Steebs genau richtig. Es liegt im Trend, sich mit Lamas zu beschäftigen und mit ihnen auf Tour zu gehen - und nicht nur, weil das Lama das „Trendtier“ des Jahres 2018 war. Bei Kindern und Erwachsenen kommen die Tiere gleichermaßen an, berichten Carmen und Uli Steeb. Die Züchter der Alb-Lamas können sich vor Anfragen kaum retten und dürfen nicht selten auch ganze Gruppen von Vereinen oder Firmen begrüßen, die zusammen mit den Lamas eine Wanderung auf der Alb unternehmen.
„Sie alle kommen mit glücklichen Gesichtern wieder zurück“, beobachten die Steebs. Und sie wissen auch, warum das so ist: „Lamas sind liebevolle Tiere“, betont Uli Steeb, und seine Frau ergänzt: „Sie lachen einen an und haben einfach eine total nette Ausstrahlung.“ Wenn man mit Lamas wandert oder spazieren geht, bemerke man gar nicht, dass man sich bewege. Lamas seien gemütlich und stressfrei. Eine Lama-Wanderung entschleunige und helfe beim Entspannen.
Weil Lamas besonders einfühlsam sind, nutzen auch Therapie-Gruppen die Angebote der Steebs. Menschen mit Behinderung oder Kindern, die an ADHS leiden, tue der Kontakt mit den Tieren gut, verdeutlicht Carmen Steeb.
Auf dem Gelände, das den Alb-Lamas zur Verfügung steht, befindet sich auch ein Parcours, auf dem Interessierte den Lama-Führerschein ablegen können. Schmale Wege, Baumstämme, Slalom - hier kann man es üben, mit den Tieren über Feld und Flur zu wandern. Für Kinder gibt es nach bestandener „Prüfung“ eine Urkunde.
Nachwuchs kommt nur vormittags zur Welt
Übrigens muss keiner Angst haben, von den Alb-Lamas bespuckt zu werden: Wenn sie richtig erzogen wurden, spucken sie Menschen nicht an, betonen die Steebs. Richtig erziehen heißt: Lamas wird erst ab einem guten Jahr ein Halfter angelegt. „Dann sind sie so weit und wissen, dass der Mensch der Chef ist“, erklärt Carmen Steeb. Es könne aber schon vorkommen, dass sich die Tiere gegenseitig bespucken, da sei dann aber oft Futterneid im Spiel oder sonstige Streitereien.
„Das raue Klima auf der Alb macht ihnen nichts aus“, ergänzt die Tierliebhaberin. Ursprünglich stammt das Lama aus den Anden. „Sie sind Kälte gewohnt. Das Fell passt sich der Witterung an. In kalten Wintern ist es dichter“, erklärt sie, während sich die Tiere ruhig miteinander unterhalten. Lamas werden nicht laut, sie geben nur Töne von sich, die an ein Summen erinnern, erklärt Carmen Steeb. Reinlich sind sie auch: Ihr Geschäft verrichten sie immer an derselben Stelle - und dort wird auch nicht gefressen.
Die Steebs können ihre Tiere genau auseinanderhalten: Jedes Lama trägt einen Namen wie zum Beispiel Paul, Moritz, Eva oder Lena. Sie alle seien vom Charakter her unterschiedlich; jedes Tier hat „sein eigenes Köpfle“, sagt die 50-Jährige schmunzelnd. Besonders schön sei es, wenn ein Fohlen geboren wird.
Das Ziel der Züchter sind zwischen vier und sechs Fohlen im Jahr, was aber nicht immer klappe. Übrigens kommen die Kleinen ausschließlich vormittags zur Welt: „Das ist genetisch bedingt“, sagt Carmen Steeb. „Denn in den Anden ist es nachts zu kalt für eine Geburt.“ Schon am Abend sind die Fohlen putzmunter und springen fröhlich auf der Wiese umher.
Fotos: Heike Siegemund
Mehr Informationen gibt es auch online auf der Homepage unter www.alb-lamas.de