Freizeit
Mit dem Rollator gemeinsam auf Tour

Die Ortsgruppe Bissingen-Nabern des Schwäbischen Albvereins hat ein Freizeitangebot für alle Altersgruppen. Neu ist seit diesem Jahr eine Seniorengruppe für Ältere mit Gehhilfen.

Die „RollaTour“-Gruppe bietet Ausflüge für jene an, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Foto: Katja Eisenhardt

Hannelore Stiefelmeyer (83), Marianne Sareika (88), Ilse Zanker (89) und Gerda Eisenmann (92) aus Bissingen haben am jeweils letzten Donnerstag des Monats einen gemeinsamen Termin: Sie gehen auf eine „Fahrt ins Blaue“. Sprichwörtlich, denn das Ziel des jeweiligen Ausflugs unter diesem Motto erfahren sie erst, wenn sie mit rund 20 weiteren Seniorinnen und Senioren aus Bissingen und Nabern im Bus von Kurt Weissinger unterwegs sind. Der Chef des örtlichen Busunternehmens sitzt bei den Fahrten selbst hinterm Steuer. Ebenfalls mit an Bord: ihre Rollatoren. Die vier Damen gehören zur „RollaTour“-Gruppe der Ortsgruppe Bissingen-Nabern des Schwäbischen Albvereins, die vor gut einem Jahr ins Leben gerufen wurde und sehr gefragt ist. Der Altersschnitt liegt bei 80-plus. Die erste Fahrt Ende Januar führte die Seniorinnen und Senioren zum Deutschen Haus. Nach einer kleinen Spazierrunde mit dem Rollator gab es Kaffee und Kuchen im Gasthaus. Die gemeinsame Einkehr hat bei den Ausflügen Tradition. 

Dankbar für das neue Angebot

„Wir hatten mindestens zwei Jahrzehnte lang eine Senioren-Wandergruppe, die noch ohne Rollatoren oder Stöcke unterwegs war“, erzählt Hannelore Stiefelmeyer, die früher einmal Vorsitzende der Albvereins-Ortsgruppe war. „Dann kam Corona. In der Zeit war nichts mehr möglich und dazu verstarb die Leiterin der Seniorengruppe. Danach gab es für die Älteren erstmal kein Angebot mehr“, so Stiefelmeyer.

Die Routen für die Ausflüge der "Rolla-Tour" müssen gut geplant sein. Foto: Katja Eisenhardt

Es musste also jemand gefunden werden, der eine neue Seniorengruppe übernimmt. Mit Gabi Goebel habe man da großes Glück gehabt, sind sich die vier Damen einig. „Zielgruppe bei RollaTour sind Ältere, die nicht mehr ganz so gut zu Fuß sind, die zur Unterstützung ein oder zwei Stöcke oder eben einen Rollator benötigen“, erklärt die Gruppenleiterin. Es gehe darum, aus dem Ort und dem Alltag auch mal rauszukommen. „Ich bin so dankbar, dass es das Angebot gibt und ich mit meinem Rollator mit kann“, sagt die 92-jährige Gerda Eisenmann. Im Ort selbst ist sie noch regelmäßig spazieren, auch mal eine größere Runde, genauso wie die drei Jahre jüngere Ilse Zanker: „So lange es geht, muss man raus aus dem Haus. Das Schöne an der Gruppe ist einfach, dass man auch mal wieder andere Orte sieht, zu denen man sonst selbst nicht mehr kommt.“ Und man erfahre immer Interessantes zum jeweiligen Ziel, ergänzt Stiefelmeyer. „Wir waren zum Beispiel mal in Beuren und haben eine kleine Ortsbesichtigung gemacht, oder im Erlebnis-Kräutergarten Sanct Bernhard in Bad Ditzenbach und in Roßwälden. Dort hat uns Gabi von der Verbindung Johannes Keplers zum Ort erzählt. Das war sehr interessant.“ Keplers Schwester Margarete war die Frau des Roßwäldener Pfarrers Georg Binder. Als Sohn des örtlichen Pfarrers war er 1580 im Ort geboren und aufgewachsen und übernahm nach dem Tod seines Vaters dessen Posten. „Für mich ist unser Ausflug immer wie ein wunderschöner Urlaubstag im Monat. Der eigene Radius wird mit der Gruppe einfach größer“, sagt Marianne Sareika. 

Routen müssen gut geplant sein

Bei der Planung der Touren gebe es verschiedene Punkte zu beachten, erklärt Gabi Goebel: „Ebene und mit den Rollatoren grundsätzlich gut begehbare Wege sind wichtig. Auch in den Lokalen schaue ich nach der Barrierefreiheit. Die Spazierstrecken bin ich vorab schon mit dem Schrittzähler abgelaufen, weil wir als Richtwert rund 1000 Schritte festgelegt haben, damit sie alle bewältigen können.“ Im Ort habe sich das Angebot der „RollaTour“-Gruppe rumgesprochen: „Man wird öfter gefragt, wo wir wieder unterwegs waren“, erzählt Marianne Sareika. 

Ein Freizeitangebot für alle Generationen

Die Ortsgruppe Bissingen-Nabern des Schwäbischen Albvereins hat rund 350 Mitglieder und neben „RollaTour“ einige weitere Gruppen im Angebot.
In den 90er-Jahren wurde das Familienangebot unter dem Titel „Familien für Familien“ ausgebaut. 2014 gründete sich die „Familiengruppe 2.0“, deren Kinder mittlerweile teils im Jugendalter sind. Die Touren sind heute anspruchsvoller. Das gemeinsame Erlebnis steht im Vordergrund. 2022 entstand ergänzend die „Familiengruppe 3.0“ aus jungen und neu zugezogenen Familien mit Kindern von null bis acht Jahren.
Beim „Wandertraining“ geht es mittwochs gemeinsam auf eine 1,5 bis zweistündige Wanderung ins Umfeld von Bissingen.
Der „Stürmische Herbst“ ist eine Freizeitgruppe. eis