Esslingen. Der Anruf aus Hamburg löste einige Verwunderung aus, berichtet Regina Lutz, Leiterin des Kreis-Sozialamtes Esslingen in ihrem Grußwort von Landrat Eininger. „Kann ich bei Ihnen die Unterlagen für Vorsorge, also Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und all die Erläuterungen bekommen?“ Sicherlich ist eine Anfrage aus dem Hohen Norden nicht die Normalität. Aber sie zeigt, wie hoch der Bekanntheitsgrad und die Wertschätzung der Arbeit der „Esslinger Initiative: Vorsorgen - selbst bestimmen“ ist.
Zu ihrem 25-jährigen Jubiläum begrüßte die Esslinger Initiative fast hundert Teilnehmer aus Politik und Verwaltung, Medizin und Pflege im Alten Rathauses in Esslingen. Mit den Ansprachen von Oberbürgermeister Klopfer und Dr. Marc Meinikheim sowie den Beiträgen von Dr. Ulrike Wortha-Weiß, Vorsitzende der Esslinger Initiative und ihrer Vorgängerin, der Medizinerin Rita Kren wurde deutlich, dass mit dem Start der Initiative eine „Pionierleistung“ erbracht wurde. Eine angemessene Auseinandersetzung mit der letzten Lebensphase, der Einsatz für mehr Respekt gegenüber dem Willen Betroffener sowie die kontinuierliche Verbesserung der Palliativen Versorgung. Die Bereitstellung umfassender Papiere zur Vorsorge, verbunden mit qualifizierter, individueller Beratung durch geschulte Ehrenamtliche ist auch heute noch ein Alleinstellungsmerkmal der Esslinger Initiative.
„Ich habe keine Angst vor´m Sterben - ich möchte nur nicht dabei sein!“ Mit diesem Zitat von Woody Allen wies Professor Sven Gottschling, Chefarzt am Universitätsklinikum Saarbrücken auf das schwierige Verhältnis vieler Menschen zum Sterben hin. In seinem Festvortrag machte der Experte für Palliativmedizin deutlich, welchen unschätzbaren Wert eine umfassende Palliativversorgung für Menschen, die nicht mehr geheilt werden können, hat. Nach seiner Erfahrung brauchen 25 bis 30 Prozent der Sterbenden eine Palliativmedizinische Betreuung. Leider sei man aber weit weg von einer ausreichenden Versorgungsdichte. „Findet immer den Mut zu sprechen - und den Willen, Dinge zu klären!“ rief Gottschling zu einem ehrlichen Umgang mit Menschen in der letzten Lebensphase auf und schlug damit wieder eine Brücke zur Esslinger Initiative. Frühzeitig eine Patientenverfügung abfassen und offen mit dem persönlichen Umfeld über den eigenen Willen sprechen – das sei oft ein nicht leichter, aber ein erster wichtiger Schritt. Die Esslinger Initiative hilft dabei. pm