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Mit Glanz und Gloria auf Instagram

Religion Beim „Talk am Trauf“ machen sich die „Sinnfluencerin“ Sarah Schindler und Pfarrer Karlheinz Graf Gedanken über die Zukunft der Kirche. Von Andreas Kaier

Insta-Posts planen, kurze Videoclips online stellen und mit Menschen digital auf der Internetplattform Instagram in Kontakt treten. Das sind die Kernaufgaben von Sarah Schindler, der ersten Pfarrerin der Evangelischen Landeskirche für den so genannten Pfarrdienst in Digitalen Räumen. Die Projektstelle teilt sich die 35-Jährige seit September 2021 mit Pfarrerin der Evangelischen Landeskirche für den Pfarrdienst in Digitalen Räumen ihrem Degerlocher Amtskollegen Nicolai Opifanti. In ihrer digitalen Arbeit sieht die junge Pfarrerin „die große Chance, Glaubensthemen in der Lebenswirklichkeit der Menschen direkt hineinzubringen“. Die andere Hälfte ihrer Pfarrstelle entfällt auf die „ganz analoge Arbeit“, wie sie sagt, als Pfarrerin der Paulusgemeinde in Zuffenhausen.

 

Für die Kirche ist es eine große Chance, in den sozialen Medien präsent zu sein.
Sarah Schindler

Kürzlich war Sarah Schindler, die sich gerne selbst auch als „Digi-Pfarrerin“ oder „Sinnfluencerin“ bezeichnet, gemeinsam mit dem früheren Lenninger Pfarrer Karlheinz Graf zu Gast im Gemeindehaus der evangelischen Julius-von-Jan Kirchengemeinde in Oberlenningen beim Talk am Trauf. Eingeladen hatte die Initiative Zamma, die derzeit – auch mit Veranstaltungen wie dem Talk am Trauf – Spenden zur Finanzierung der Stelle eines Jugendreferenten sammelt.

Während die „Sinnfluencerin“ den rund 60 Gästen im Gemeindehaus unter dem Motto „Mit Glanz und Gloria – in der Gemeinde und auf Social Media unterwegs“ von ihrer digitalen Arbeit erzählte, legte Karlheinz Graf, der seit Februar 2020 im Ruhestand ist und fast 20 Jahre in Lenningen Pfarrer war, seine Gedanken zum Thema „Pfarramt im Wandel – früher und heute“ offen.

Der rote Faden, der sich durch die beiden sehr unterschiedlichen Vorträge zog und der diese mit der anschließenden Diskussion mit dem Publikum verband, war die Sorge um die Zukunft des Glaubens und der Kirche – vor allem vor dem Hintergrund, dass immer mehr Menschen den christlichen Kirchen den Rücken kehren, und der personellen Folgen, welche der Pfarrplan 2030 der Württembergischen Landeskirche für die evangelischen Gemeinden haben wird. „Im Jahr 2030 werden von neun Pfarrern noch drei übrig sein“, sagte Sarah Schindler.

Die Bindung an die Kirche stärken

Um die Bindung der Menschen an die Kirche zu stärken und der Abkehr vieler Menschen vom Glauben entgegen zu wirken, setzt die „Digi-Pfarrerin“ unter anderem auf die Wirkung Sozialer Medien. „Für die Kirche ist es eine große Chance, dort präsent zu sein“, sagte sie. Es gehe darum, die Vielfalt der Menschen und der Themen zu präsentieren, gerade auch den jungen Menschen. Viele von ihnen kämen mit kirchlichen Themen nur noch darüber in Kontakt. Nach den Grenzen von Social Media gefragt, verwies Schindler auf die fehlende Möglichkeit, Gemeinschaft zu leben. Trotz aller Widrigkeiten warnte sie davor, in die „Tiraden des Niedergangs“ einzustimmen. Vielmehr solle die frohe Botschaft des Evangeliums hochgehalten werden. Kirche werde immer, auch wenn sie sich verändere, eine Kirche der Hoffnung sein.

Ähnlich sah das auch Karlheinz Graf. Er bezeichnete es als eine „gemeinsame Aufgabe“, die Bindekraft der Kirche zu stärken. Deshalb sei er der Landeskirche dankbar, die Stelle für den Pfarrdienst in Digitalen Räumen geschaffen zu haben. Wenn die Kirche für die Menschen ihre Bindekraft verloren habe, dann stelle sich die Frage, wie die Kirche die Menschen überhaupt noch erreichen könne. Vielleicht hätte in den Zeiten, in denen jede Gemeinde noch ihren eigenen Pfarrer gehabt habe, mehr geschehen müssen.