Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht hatte gleich zwei Schlüssel dabei, als er der Freiwilligen Feuerwehr jüngst einen Besuch abstattete. Der Einsatzleitwagen (ELW), ein VW Transporter T5 Synchro, Baujahr 2013, gehört schon seit 2018 zum Fuhrpark der Rettungskräfte. Allerdings nutzte ihn zunächst die Abteilung Schopfloch, weil dort die Beschaffung eines neuen Mannschaftstransportwagens mehr Zeit in Anspruch nahm als gedacht. Im April 2022 begann ein Fahrzeugbauer schließlich damit, den Transporter, der ursprünglich für rund 19 300 Euro eingekauft wurde, zum ELW umzubauen. Für den Umbau schlugen laut Michael Schlecht circa 34 000 Euro zu Buche, für den Digitalfunk etwa 21 500 Euro. „Damit ergeben sich für den ELW Gesamtkosten in Höhe von rund 74 800 Euro“, so der Rathauschef, der bedauerte, dass es hierfür keinen Landeszuschuss gab.
Innovatives Navigationssystem
Zur Ausstattung des ELW gehört auch das System „Lardis:One“. Dabei handelt es sich um ein innovatives Navigationssystem, das Navigation, Funk und Einsatzführung bündelt. Mit ihm kann die Esslinger Leitstelle im Einsatzfall zum Beispiel die Koordinaten des Zielorts via Digitalfunk direkt auf das Navigationssystem übermitteln. Das beugt aus Sicht von Jochen Mendl Kommunikationsfehlern vor, die bei der Weitergabe von Adress- und Kontaktdaten auftreten können. An Bord befinden sich laut dem Lenninger Abteilungskommandanten unter anderem ein PC, Scanner und Drucker. So können beispielsweise Karten für Gruppenführer ausgedruckt werden, die damit einen besseren Überblick über den Einsatzort erhalten und ihre Kräfte effektiver führen und einsetzen können. Bei Unfällen mit nicht identifizierten Gefahrenstoffen können die Feuerwehrleute jetzt über eine Datenbank Informationen über Substanzen und die empfohlene Einsatztaktik abrufen. Das sind nur einige Beispiele für die Potenziale, die der ELW bietet.
Bei der zweiten Anschaffung handelt es sich um ein Löschfahrzeug LF10. Der rund 350 000 Euro teure MAN Allrad TGM3 wird künftig das LF8 ersetzen, das mit den Rettungskräften 32 Jahre lang zuverlässig in den Einsatz rollte. Das Feuerwehrauto besitzt einen 1600 Liter großen Löschwassertank, der beim LF8 gänzlich fehlte. Dank ihm können die Einsatzkräfte mit der Brandbekämpfung beginnen, noch bevor die Löschwasserversorgung über das öffentliche Hydrantennetz oder andere Entnahmestellen sichergestellt ist. „Das spart kostbare Zeit“, betonte Gesamtfeuerwehrkommandant Michael Eberle. Der mit LED-Technik ausgestattete Lichtmast leuchtet künftig Einsatzstellen in einem Radius von 15 bis 20 Metern optimal aus. Zur Ausstattung des LF10 gehört auch ein Wasserwerfer, der pro Minute 2500 Liter Wasser abgibt und von einer einzigen Person bedient wird.
Auch Chemikalien sind kein Problem
Neben einer Ausrüstung zur Bekämpfung von Vegetationsbränden sind auch vier Chemikalienschutzanzüge an Bord. Die verhindern Eberle zufolge die Aufnahme von Gefahrenstoffen in den Körper und die äußere Kontamination mit entsprechenden Substanzen, wie Jochen Mendl erklärte. Nicht nur bei Unfällen mit Gefahrgut-Transportern bestehe die Möglichkeit, dass die Kameraden etwa mit gefährlichen Gasen, Dämpfen oder Flüssigkeiten in Kontakt kommen. „Im Lenninger Freibad kam es schon zu Zwischenfällen mit Chlorgas“, berichtete Mendl. „Außerdem gibt es in der Gemeinde Firmen, die mit chemischen Subtanzen arbeiten.“
Bürgermeister Michael Schlecht betonte, dass sich die Investition für die Sicherheit der Bürger auszahlt. Denn dort, wo die Tagesverfügbarkeit der Kameraden an Grenzen stoße, eröffne die Technik des LF10 neue einsatztaktische Möglichkeiten.