Lenninger Tal
Mit Pauken 
und Trompeten

Konzert Das Owener Blechbläserensemble spannt einen Bogen über die Jahrhunderte.

Owen. Mit keinem geringeren als Johann Sebastian Bach wurde ein wunderbares Konzert in der Owener Marienkirche feierlich eröffnet. Der Posaunenchor hatte zum Konzert eines außergewöhnlichen Bläserensembles geladen. Mit Martin Schmelzer, dem Trompetenlehrer des örtlichen Posaunenchores, kamen auch die beiden Trompeter Klaus-Ulrich Dann und Hubertus von Stackelberg. Dieses Bläser-Trio musiziert schon seit geraumer Zeit miteinander, was eine hörbare Einigkeit darstellte. Unterstützt und ergänzt wurden sie von Marion Hafen an den Pauken und dem Vibrafon und Albrecht Schmid, einem Virtuosen an der Orgel.

Das Programm versprach einen abwechslungsreichen Spannungsbogen alter und neuer Musik. Dabei bildeten die barocken Kompositionen einen stilvollen Rahmen, denn sie fungierten als Eingangs- und Schlusswerke. Dazwischen spannte sich ein musikalischer Bogen über den Klarinetten-Muckel, einem launigen Ländler von Josef Orzechowski, der dem Organisten große Präzision abverlangte. Außerdem kam eine Hommage an Blues- und Jazzklängen zu Gehör, die Marion Hafen mit großer Fingerfertigkeit zur Aufführung brachte. Der „Blues for Gilbert“ von Mark Glentworth, einem noch lebenden Komponisten, entstand im Jahr 1981 und nahm die Zuhörer mit in eine groovige Blues-Stimmung. Faszinierend, dem Vibrafon-Solo in kräftigen erzählenden Passagen genauso wie in zartem Pianissimo zu lauschen.

Bei Benjamin Britten, der von 1913 bis 1976 lebte, verteilten sich die Bläser an unterschiedliche Plätze im Schiff der Kirche. Damit kamen sie den Anweisungen des Komponisten nach, der dies in seiner Auftragskomposition an „räumlich möglichst entfernten Orten“ zu spielen wünschte. Das Stück ist im polytonalen und polyrhythmischen Charakter komponiert und fordert von den Musikern ein hohes Maß an Musikalität und Taktsicherheit, denn die drei Blechbläser hatten jeweils ihre „Rollen“ zu spielen, die sich überlagerten, widersprachen und in wunderbarer Weise am Schluss zu einem Ganzen fügten. Man fühlte sich an Alphornbläser erinnert, die sich von weit entfernten Standorten Neuigkeiten zuriefen.

Organist zieht alle Register

In den Stücken der Komponisten, die eher im Barock anzusiedeln sind, konnten die Musiker die ganze Palette unterschiedlicher Klangfarben zeigen. So bekam die Toccata von Alessandro Scarlatti einen fast weihnachtlichen Glanz, der durch starke Orgel-Solo-Passagen wie in einem guten Gespräch der einzelnen Instrumente getragen war. Auch das reine Orgelstück, einer weiteren Toccata, diesmal von einem späteren Zeitgenossen, Théodore Dubois, zeigte große Stilsicherheit des erfahrenen Organisten. Nicht hörbar, aber von großer Bedeutung war hier die Arbeit des Registrierens der Orgel. Thomas Gruel, kein Unbekannter in Orgelkennerkreisen, zog dabei buchstäblich alle Register der Mühleisen-Orgel. Mit „La Réjouissance“ aus Georg Friedrich Händels Feuerwerksmusik schloss sich der Kreis der Bläser- und Orgelmusik aus verschiedenen Jahrhunderten. Das Publikum dankte mit Applaus und kam in den Genuss eines weiteren „Bonbons“, der Hauptmelodie aus Te Deum, besser bekannt als die Fanfare zur Eurovision. Christine Reichow