Vortrag
Mit System statt Glück: Finanz-Influencer Ben Schliebener beim „Money Talk“ der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen

Beim „Money Talk“ der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen erklärt Finanz-Influencer Ben Schliebener, wie man mit System und Geduld in die Welt der Geldanlage startet.

Ben Schliebener spricht beim „Money Talk“ im Kulturzentrum Dieselstraße über den Einstieg in die Welt der Geldanlage. Foto: Jule Störk

Notizblöcke auf den Knien, Handys in der Hand, wer keinen Platz mehr für seinen Stift findet, tippt auf dem Display. In den Reihen sitzen Studierende, Azubis und Berufseinsteiger neben Menschen, die schon mitten im Arbeitsleben stehen, und Eltern, die mit ihren Kindern gekommen sind. Alle blicken nach vorn, auf den Mann, der gleich erklären wird, warum Geldanlage weniger mit Glück zu tun hat als mit System und Geduld.

Die Reihen im Kulturzentrum Dieselstraße sind dicht gefüllt. Eingeladen hat die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, um ein Thema auf die Bühne zu bringen, das selten leicht klingt: Geldanlagen. Dafür steht an diesem Abend einer vorne, der es anders macht. Ben Schliebener, 28, ist Finanz-Influencer. Auf den Plattformen Instagram und TikTok folgen ihm insgesamt fast 100.000 Menschen. Seine Videos sind kurz, konkret – jedes soll, wie er sagt, einen kleinen Aha-Effekt auslösen, der Lust macht, selbst aktiv zu werden.

Vom Börsenspiel zur Bühne

Zur Geldanlage kam Schliebener früh. In der Schulzeit nahm er am Börsenspiel der Sparkasse teil, sein erster Kontakt mit Aktien. Später, während seines dualen Bankstudiums, zog ihn die Arbeit in der Wertpapierabteilung endgültig in den Bann. Er probierte viel aus, machte Fehler, lernte und setzte noch ein Masterstudium obendrauf. Heute hat er aus dieser Neugier einen Beruf gemacht. „Ich hatte während meiner Masterarbeit plötzlich viel Zeit“, erzählt er lachend. „Ein Bekannter meinte, ich soll mir TikTok mal anschauen, ich kannte das nur von tanzenden Menschen.“ Also stellte er sein Handy ins Regal, nahm das erste Video auf und wollte sehen, was passiert. Er gab sich 30 Tage, um zu testen, ob es Spaß macht. Das ist zehn Jahre her. Heute ist TikTok sein größter Kanal, Instagram folgte später.

Ben Schliebener nutzt gerne aktuelle Ereignisse, um Zusammenhänge an der Börse zu erklären. Foto: Jule Störk

Finanzwissen mit Spaßfaktor

„Die wenigsten stehen morgens auf und denken: Ich hab heute richtig Lust, mich mit Geld zu beschäftigen“, sagt er und lacht. „Aber genau das will ich ändern.“ Er will nicht beraten, sondern begleiten. „Ich will niemandem vorschreiben, was er tun soll. Jeder soll sich das rausziehen, was zu ihm passt.“ Diese Haltung prägt auch seinen Vortrag.

Unter dem Titel „Erfolgreich starten in der Welt der Börse“ führt Schliebener durch die Grundlagen des Investierens. Aktien, Fonds, ETFs – Begriffe, die vielen vertraut klingen, deren Bedeutung aber oft unklar bleibt, erklärt er Schritt für Schritt. Drei Grundregeln zieht er als Leitlinie durch den Abend: früh starten und den Zinseszinseffekt nutzen, langfristig denken und niemals alles auf eine Karte setzen. Auch über seine eigene Strategie spricht er offen. Rund 80 Prozent seines Geldes legt er breit gestreut an – über Länder und Branchen hinweg. Die restlichen 20 Prozent investiert er gezielt in Einzeltitel. „Da schaue ich auch mal, was mir Spaß macht“, sagt er. Der Spaßfaktor, betont er, gehöre dazu – nur wer Freude an Finanzen entwickle, bleibe langfristig dabei.

Nach dem Vortrag wird noch viel geredet. Im Foyer tauschen sich Besucherinnen und Besucher mit Ben Schliebener aus. Foto: Jule Störk

Neugier statt Zahlenangst

In der Fragerunde zeigt sich, dass viele noch etwas wissen wollen. Es geht um Künstliche Intelligenz, um die Wahl seriöser Plattformen, um Steuern. Schliebener nimmt sich Zeit, hört zu, beantwortet die Fragen ruhig und verständlich. Vincent Aichele, der Auszubildende, der den Abend auch eröffnet hat, zieht die Gewinnerkarte für ein iPad Pro. Für einen Moment scheint die Gewinnerin selbst kaum zu glauben, dass ihr Name gefallen ist, dann läuft sie lächelnd die Stufen hinauf und nimmt den Gewinn entgegen. Während sich das Publikum im Foyer verteilt, wird bei kostenlosen Getränken und Gebäck der Sparkasse weitergeredet und gerechnet. Ben steht noch lange zwischen den Gruppen, beantwortet Fragen, lacht, nickt. Zwei 19-Jährige erzählen, sie hätten zum ersten Mal wirklich verstanden, worum es geht. Die 21-Jährigen Julian und Florian meinen: „Es war sehr informativ, und jemanden einzuladen, der aus dem Internet kommt, passt schon wirklich gut.“