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Mit Weilheimer Apfelsaft die Streuobstwiesen retten

Landschaftspflege Für den Erhalt der Streuobstwiesen in und um Weilheim packen alle gemeinsam an. Dieser Tage herrscht an den Annahmestellen für Äpfel reger Betrieb. Von Debora Schreiber

Ein Glas gefüllt mit süß-säuerlich schmeckendem Apfelsaft – wer kann dazu schon nein sagen? Die Weilheimerinnen und Weilheimer dürfen sich sogar über Saft aus eigenen Äpfeln freuen. „Weil er aus der Heimat kommt, schmeckt er den Menschen natürlich besonders gut“, verrät Karin Stolz, Mitinhaberin der Boller Fruchtsäfte und Organisatorin der Obstannahme in Weilheim. Getreu dem Motto „Schützen durch Nützen“ hilft die Produktion des Apfelsafts dabei, die Streuobstwiesen auf der Gemarkung Weilheim bis Hepsisau zu erhalten. 

Am ersten Annahmewochenende der sogenannten „Weilheimer Vertragsäpfel“ ist auch Bürgermeister Johannes Züfle da. Er verrät, was hinter dem Konzept „Schützen durch Nützen“ steckt. Obwohl sich hier alles um den Apfelsaft zu drehen scheint, gehe es in erster Linie darum, die Streuobstwiesen zu erhalten. 

Die malerische Landschaft rund um die Limburg ist vor allem durch die Streuobstwiesen geprägt: ein wichtiger Faktor für den hiesigen Erholungs- und Freizeitwert. Karin Stolz verdeutlicht: „Bei uns wird kein exzessiver Obstanbau betrieben, deshalb sieht es auch nicht aus wie am Bodensee.“ Bürgermeister Züfle ergänzt: „Die Bäume sind locker gepflanzt und am Wiesenrand befindet sich Gestrüpp. Optimale Bedingungen für Insekten, aber auch für größere Tiere, die man ab und zu sogar sehen kann.“ All das soll erhalten und geschützt werden. Dafür muss den Streuobstwiesen Wert zukommen und noch wichtiger, die Wiesenbesitzerinnen und -besitzer müssen sich gewertschätzt fühlen. „Das wollen wir mit dem Weilheimer Apfelsaft erreichen“, verrät Johannes Züfle.

 

Mein Vater hat nie einen Apfel liegenlassen. Und deshalb mache ich das auch nicht.
Karin Bazle
Streuobstwiesen-Besitzerin

 

Das Geld, oder wahlweise die Saftgutscheine, dürften dabei die nachgeordnete Rolle spielen. Karin Stolz sieht die Wertschätzung eher darin, dass die mühevoll gesammelten Äpfel nicht einfach in irgendeinem Saft „verschwinden“, sondern im Endprodukt – dem Weilheimer Apfelsaft – „sichtbar“ bleiben.

So gut es geht, hilft die Stadt Weilheim bei der Bewirtschaftung der Streuobstwiesen. Sie stellt Geräte zur Ausleihe bereit, wie etwa Auflesemaschinen oder Hochentaster, die oft so teuer sind, dass sich die Anschaffung für Einzelne nicht lohnt. Auch den Bauhof im Gewerbegebiet Weilheim öffnet die Stadt gerne als Annahmestelle. „Das ist eine sehr große Hilfe, weil hier viel Platz ist und die Anlieferer mit ihren Traktoren problemlos rangieren können. Sonst würden sie vielleicht nicht kommen“, verrät Monika Fürnikl, Schwester von Karin Stolz und Hauptverantwortliche vor Ort bei der Apfelannahme. Zudem gibt es in Zusammenarbeit mit dem Weilheimer Obst- und Gartenbauverein eine Pflanzförderung in Höhe von 25 Euro für jeden neuen hochstämmigen Streuobstbaum.

Auch beim Schnittholz sind die Betreiberinnen und Betreiber nicht auf sich gestellt. Wenn es im Januar oder Februar wieder an die Äste geht, veranstaltet die Stadt eine große Sammelaktion für das anfallende Schnittholz, mit dem später sogar Heizenergie erzeugt werden kann. Die Maßnahmen scheinen wortwörtlich zu fruchten: Der Saft kommt gut an.

Der Genuss kommt nicht zu kurz

„Der Weilheimer Apfelsaft schmeckt einfach am besten“, versichert Sabine Kling, als sie ihre Äpfel bei der Annahmestelle abgibt. 203 Kilogramm waren es heute auf dem Anhänger. Dafür hat sie zusammen mit ein paar Helfern zweieinhalb Stunden gesammelt. Das wird aber längst nicht die letzte Fuhre gewesen sein. Angesichts der Streuobstwiesen, die sie und ihre Familie an der Limburg, am Reutenberg und Egelsberg haben, werde sie noch ein paar mal kommen müssen, prognostiziert sie lachend.

Karin Bazle lässt sich die heutige Ladung ausbezahlen. Wegen des Geldes alleine würde sich die Abgabe der Äpfel für sie nicht lohnen. „Ich kann das einfach nicht verfaulen lassen“, erzählt sie. „Mein Vater hat nie einen Apfel liegenlassen. Und deshalb mache ich das auch nicht.“ Die Gutscheine, die sie schon hat, will sie aber auf jeden Fall bei den Boller Fruchtsäften einlösen und den diesjährigen Saft daheim genießen. „Wegen der vielen Sonne kurz vor der Ernte ist ein besonders guter Saft zu erwarten“, verrät Karin Stolz.