Weilheim · Lenningen · Umland
Mitreißende Klänge fluten die Stadthalle

Konzert Das Bennewitz-Quartett aus Tschechien wird mit minutenlangem Applaus belohnt.

Kirchheim. Erwartungsvoll schauen die 200 Gäste in der Stadthalle Kirchheim auf die spartanisch dekorierte Bühne. Vier Stühle, vier Notenständer und eine Blumendekoration sind alles, was sie sehen. Doch dann kommen die Streicher des Bennewitz-Quartetts aus Tschechien hinter dem Vorhang hervor und werden von Applaus zu ihren Stühlen begleitet.

Schon mit dem ersten Ton wird die unglaubliche Spielfreude der Musiker deutlich. Nur auf den Stuhlkanten sitzend, spielen sie das Programm „Von Mailand nach Prag“ nicht nur, sie leben es. Die Dynamik ist greifbar und sorgt für andächtiges Schweigen, wenn zwischen den einzelnen Sätzen eine Pause entsteht. Mit dem Streichquartett C-Dur KV 157 von Wolfgang Amadeus Mozart starten sie. Die Begeisterung des vorwiegend älteren Publikums kennt keine Grenzen. Minutenlang wird geklatscht. Auch das Streichquartett Nr. 1 von Erwin Schulhoff begeistert. Mit jedem Ton wird deutlich, warum dieses Quartett auf den Weltbühnen zu Hause ist und als Kulturbotschafter Tschechiens gehandelt wird. Ein Zwinkern genügt, um den Einsatz anzudeuten. Fast unsichtbar kommunizieren die vier Vollblutmusiker miteinander. In Perfektion sind sie aufeinander eingestimmt und spielen mit- und gegeneinander. Während einige Passagen einen Gleichklang darstellen, ist es in anderen ein Zwiegespräch, das die Virtuosität des Quartetts unterstreicht.

Mit dem Streichquartett Nr. 14 in As-Dur op. 105 beenden sie das Konzert und zeigen eindrucksvoll, dass böhmische Schlichtheit nicht unbedingt sentimental sein muss. Die mitreißende Musik flutet die Stadthalle. Gefühlvoll sorgen die Streicher für Gänsehaut, und viel zu schnell verabschieden sie sich melodiös von den Zuhörern. Doch zu Ende war das Konzert damit noch lange nicht.

Der minutenlange Applaus, die Jubel- und Bravorufe holten das Quartett erneut auf die Bühne, und zur großen Begeisterung aller spielten die Musiker als Zugabe das Streichquartett Nr. 14 in As-Dur op. 106. Die kurze Anekdote zu den beiden Stücken und die Frage, welches das schönere ist, sorgt dafür, dass alle besonders genau hinhören. Die perfekte Harmonie verzaubert, und alle sind sich einig: Das sind echte Leckerbissen, die in Kirchheim geboten wurden.

So ein Kammermusik-Konzert findet sonst nur in London, Paris, New York oder in Hamburg statt. Konzerthallen, die das Quartett gut kennt. Aber es wird deutlich, dass sich die Musiker auch in Kirchheim zu Hause fühlen, nicht umsonst ist es schon ihr dritter Auftritt hier. Darum nehmen sie sich auch gerne die Zeit, um nach dem Konzert ein wenig mit den Gästen zu plaudern. Neben vielen Dankesworten bekommen sie oft gesagt, dass op. 106 das schönere Stück von den beiden gewesen ist. Sylvia Horlebein