Den einen erwischt es im Weinkeller, der andere gerät mitten am Rebenhang unter seinen eigenen Traktor: In Jörg Böhms Kriminalroman „Und die Schuld trägt deinen Namen“ werden gleich zwei Winzer ermordet. Und - soviel sei verraten - es trifft auch noch den Vertreter einer anderen Berufsgruppe. Doch so undurchsichtig und unheimlich die Geschehnisse in dem Buch auch sein mögen - der Abend in der Weilheimer Schlossscheuer, zu dem die Stadtbücherei und der Verein Stadtmarketing eingeladen hatten, war vor allem ein Mordsspaß.
Das lag zum einen daran, dass Jörg Böhm nicht nur ein deutschlandweit bekannter Krimiautor ist, sondern auch eine Ader fürs Komödiantische hat: Zwischen den gelesenen Passagen unterhielt der 38-Jährige seine Zuhörer mit flotten Sprüchen, gab Anekdoten aus seinem Autorendasein zum Besten und kokettierte mit seiner Zielgruppe. Oftmals befinde er sich bei seinen Lesungen als einziger Mann unter 80 Landfrauen. „Meine Bücher sind eben ein bisschen wie Rosamunde-Pilcher-Romane - nur mörderischer“, sagte Böhm augenzwinkernd und erinnerte sich daran, wie ihm eine Rollator schiebende Zuhörerin einen Schein zusteckte, damit er sich angesichts seiner Fantasien mal eine Therapiestunde leisten könne.
Sein ehemaliger Chef habe sich nach Zusenden eines signierten Exemplars von „Und die Schuld trägt deinen Namen“ per E-Mail zudem erkundigt, ob er den Titel persönlich nehmen müsse. Jörg Böhm antwortete ihm, er solle froh sein, dass er ihm keine Ausgabe von „Und ich bringe dir den Tod“ - ebenfalls einer seiner Kriminalromane - geschickt habe. „Seither habe ich nie wieder von meinem Chef gehört“, flachste Böhm, der sich als Autor zum Anfassen präsentierte und sich mit Freude unter die Zuhörer mischte.
Zum Gelingen des Abends trugen aber auch die Veranstalter bei. Sandra Schöne, Vorsitzende des Vereins Stadtmarketing, und Ellen Keller-Bitzer, Leiterin der Weilheimer Stadtbücherei, hatten sich kräftig ins Zeug gelegt, um ein schaurig-schönes Ambiente in der denkmalgeschützten Weilheimer Schlossscheuer zu schaffen: ein geblümter Sessel für den Autor, ein geschmückter Bollerwagen und, als besonderes Schmankerl, eine „Leiche“ im ersten Stock des Fachwerkgebäudes. Sie lag bäuchlings auf dem Boden, gekleidet in ein Winzerhemd und hielt das Glas noch in der Hand. Passend zum Thema schenkte Rainer Bauer vom Verein der Weinbergbesitzer als „letzter überlebender Winzer“ des Abends Tälessecco, Bertoldweine und den streng limitierten Richwara-Wein aus, den es sonst nur beim Zähringer-Markt gibt.
Jörg Böhms Winzer-Krimi spielt in der Pfalz, wo der Autor einst selbst gelebt hat. Ermittlerin ist Emma Hansen, eine dänischstämmige Kommissarin, die für das Polizeipräsidium Ludwigshafen arbeitet. Ihr hat Jörg Böhm vier Bücher auf den Leib geschrieben, ein fünftes ist in Arbeit. In Hansens andere Fälle gab der Autor ebenfalls Einblicke: Mal ist es der Südschwarzwald, wo es die Kommissarin hin verschlägt und wo Jörg Böhm selbst studiert hat, mal führt eine Spur von der Pfalz auf die dänische Insel Bornholm. Immer verwebt Böhm dabei eine zweite Zeitebene mit den Ereignissen der Gegenwart und beleuchtet historisch oder politisch bedeutende Geschehnisse anhand von Einzelschicksalen - ob es nun um Krieg, Flucht oder Gastarbeit geht. Das gilt auch für „Moffenkind“, einem Krimi, den der Autor in Zusammenarbeit mit AIDA herausgegeben hat. Die Geschichte spielt - natürlich - auf einem Kreuzfahrtschiff und führt in die Metropolen Westeuropas. „Ich lese auch auf dem Schiff“, verriet Jörg Böhm. Ein zweiter Kreuzfahrtkrimi ist bereits in Arbeit. Für seine seetauglichen Werke hat der Schriftsteller übrigens eine eiserne Regel: „Die Morde passieren immer nur an Land, nie an Bord“, verriet Jörg Böhm und fügte schelmisch hinzu: „Schließlich sollen die Passagiere ja auch nach dem Lesen wieder eine Kreuzfahrt buchen.“