Zwei Jahre lang gab es pandemiebedingt keine Motorradwallfahrt mehr nach Ave Maria oberhalb von Deggingen (Kreis Göppingen). Und auch heuer war lange nicht klar, ob und wie die Traditionsveranstaltung, zu der stets hunderte Motorradfahrer und Besucher aus der Region und den Nachbarlandkreisen gekommen waren, stattfinden kann.
Die Organisatoren um Melanie Korunn entschieden sich schließlich dafür, die 29. Motorradwallfahrt zu veranstalten. Am Samstag war dann allerdings manches anders als sonst: Es konnte nur eine „Light-Version“ der Wallfahrt geben, wie Melanie Korunn sagte (siehe Kasten).
Trotzdem – und auch trotz des schlechten Wetters – fanden einige Biker den Weg nach Ave Maria, um den Segen für die Saison zu erbitten. „Ich dachte schon, ich stehe alleine da. Deshalb freue ich mich, dass doch so viele gekommen sind“, wandte sich Melanie Korunn an die etwa 100 Besucher, die erneut aus der gesamten Region angereist waren. Nach zwei Jahren Pause sei die Wallfahrt wieder etwas ganz Besonderes; allerdings „ist es die erste Wallfahrt ohne unseren geliebten Biker-Vater“. Die Organisatorin erinnerte daran, dass Pater Flavian die Motorradfahrer 26 Mal begleitet hatte. Er war im November 2020 im Alter von 85 Jahren verstorben. „Ich bin mir sicher: Er ist heute hier bei uns und schaut auf uns herab.“
Pfarrer Hans Georg Schmolke, Wallfahrtsrektor von Ave Maria, trat in die Fußstapfen des „Biker-Vaters“: Er hielt den Open-Air-Gottesdienst auf dem großen Parkplatz von Ave Maria und segnete anschließend die Motorräder. „Ich finde es klasse, dass er uns mit offenen Armen begrüßt und keine Sekunde daran gezweifelt hat, dass die Motorradwallfahrt weitergeführt wird. Das ist nicht selbstverständlich“, freute sich Melanie Korunn.
„Die Zeit ist gekommen hinauszugehen“, richtete sich Pfarrer Schmolke an die Gottesdienstbesucher. Dies gelte zu Beginn der Saison gerade für die Motorradfahrer. „Wir alle wissen, wie gefährdet das Leben ist und wie wir Schutz und Hilfe brauchen – untereinander und von Gott selbst.“
Die Besucher waren dankbar dafür, dass die Motorradwallfahrt wieder stattfinden konnte. So war in einem Gästebuch, das anschließend auslag, beispielsweise zu lesen: „Danke für die Motorradsegnung und den Gottesdienst. Hat uns sehr gefehlt die letzten zwei Jahre. Es fährt sich besser mit dem Segen der Gottesmutter“.
Biker aus dem Ruhrgebiet
Zwei Motorradfahrer hatten den Weg nach Ave Maria sogar aus dem Ruhrgebiet gefunden: Axel Bühler aus Dortmund und Jörg Reuter aus Bochum waren auf einer Motorradtour durch Deutschland unterwegs und legten einen Zwischenstopp in Deggingen ein. „Ich habe früher in Deggingen gewohnt und kenne deshalb die Motorradwallfahrt“, erzählte Axel Bühler. Den beiden Bikern gefiel die Veranstaltung, auch wenn heuer leider nicht so viel losgewesen sei wie in den Jahren vor der Pandemie.
Das bestätigten Sepp Hildinger und Georg Braunmüller: Seit 20 Jahren kommt Sepp Hildinger jedes Jahr zur Motorradwallfahrt nach Ave Maria. Es sei zwar schade gewesen, dass es heuer keinen Korso und keine Bewirtung gab; „trotzdem gehört die Wallfahrt einfach dazu“, betonte Hildinger. Auch Braunmüller betonte: „Ich bin gerne hier zu Gast, weil ich die Wallfahrt und das Miteinander unter den Motorradfahrern schön und wichtig finde“. Dass es nur eine „Light-Version“ geben konnte, sei der Pandemie geschuldet – „das muss man in Kauf nehmen“.
Organisation mit Hindernissen
Im Vorfeld der 29. Motorradwallfahrt sei längere Zeit ungewiss gewesen, wie bezüglich Corona die Vorgaben aussehen, sagte Melanie Korunn. Man benötige aber einen gewissen Vorlauf für die Organisation; zum Beispiel müsse man für den Korso, der in den vergangenen Jahren durch das Filstal führte, rechtzeitig Polizei, Feuerwehr und Streckenposten organisieren – ebenso Helfer für die Bewirtung nach der Segnung der Maschinen. Weil bis Anfang April für Veranstaltungen die Vorschrift galt, dass das Gelände abgesperrt sein und man die Gäste bezüglich des 3G-Nachweises kontrollieren sollte, habe man beschlossen, auf den Korso und die Bewirtung zu verzichten. „Eine solche Kontrolle hätten wir nicht leisten können. Außerdem war dann die Zeit zu knapp, den Korso umzusetzen.“
Die Organisatoren entschieden sich außerdem dafür, den Gottesdienst nicht in der Kirche (diese war vor der Pandemie stets aus allen Nähten geplatzt), sondern unter freiem Himmel zu feiern. Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes durch die Gitarrengruppe Gosbach war heuer „nur“ mit Musik aus der Anlage möglich. „Die Gitarrengruppe konnte draußen nicht auftreten, weil die Gitarrenklänge auf dem Parkplatz verloren gegangen wären“, erklärte Melanie Korunn. Die Besucher sangen trotzdem zur Musik der Gitarrengruppe mit, zum Beispiel zum Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. hei