Weilheim · Lenningen · Umland
Murphy Singers sind voll im Gefühlsrausch

Konzert Mit „Hymns of Hope“ bescherten der Chor und Pianist Peter Grabinger den Besuchern in der vollen Peterskirche in Weilheim einen beseelten Abend. Von Sabine Ackermann

Noch bevor man die Murphy Singers zu Gesicht bekam, hörte man sie. Positioniert im Entree, ging es singend mit dem „Alleluja“ von Gordon Young nach vorne. „Vielleicht, hoffentlich, ich glaube schon“, verdeutlicht Gabriele „Gabi“ Grabinger ihre ständig wechselnden Gedanken der vergangenen Wochen. „Coronageschwächt konnten wir viele Proben nicht machen“, verrät sie ihrem Publikum, das nach der ersten krankheitsbedingten Absage Anfang Juli nun die Peterskirche füllt.

„Die Programmauswahl ist eine besondere Herausforderung, die Zeiten sind nicht gerade zum Jubilieren“, so die musikalische Leiterin der Murphys und spricht dann zu hundert Prozent allen aus dem Herzen: „Stellt Euch vor, es wäre Frieden und wir singen und beten zusammen ,Imagine‘“. John Lennons Traum, in dem es heißt, „nichts, wofür es sich lohnt zu töten oder zu sterben“, ist und bleibt selbst nach 52 Jahren die Hymne der Friedensbewegung. „Wir haben nur wunderschöne Lieblingsstücke ausgewählt“, berichtet Gabi Grabinger, die, wie kann es anders sein, von einem begnadeten Pianisten namens Peter Grabinger begleitet wird. Ihr facettenreiches Programm beinhaltet Gospel, Klassik, Ethno sowie Pop aus unterschiedlichen Jahrzehnten und Genres.

In die Sparte „besonders gefühlvoll“ gehören unter anderem Stings „Fragile“, „The Rose“ von Bette Midler, Elton Johns „Can you feel the Love tonight“ sowie „And so it goes“ und „Just the Way You“ von Billy Joel. Bei dessen zweiten Titel zeigt sich das Energiebündel sehr emotional. „Ich schenke Dir mein Herz und Du kannst machen was Du willst“, sagt sie strahlend zu ihrem Mann und macht nicht ohne Stolz deutlich: „47 Jahre Peter Grabinger und ich. Das lässt mich zwar alt aussehen, aber das ist mir scheißegal.“ Egal, ob Gabi Grabinger dirigiert oder zwischen den Liedern mitunter Schwäbisch schwätzt, die Chorleiterin versteht es exzellent, ihre Begeisterung für die Musik überzeugend zu vermitteln. Und das macht sie mit vollem Körpereinsatz und aussagekräftigem Mienenspiel. Geht in die Hocke, beugt sich nach vorne, schwingt die Arme nach rechts, nach links, steht, läuft und sitzt, um gleich wieder wie elektrisiert aus dem Stuhl zu schnellen – ihre physische Kommunikation mit den Murphys ist ein wahrer Augenschmaus. Das gleiche gilt für einige Sängerinnen sowie Sänger – je nach Naturell gibt es im Chor die Konzentrierten und die Erzählenden.

 

„Das lässt mich zwar alt aussehen, aber das ist mir scheissegal.
Gabriele Grabinger
Die musikalische Leiterin der Murphy Singers über die Tatsache, dass sie mit ihrem Mann 47 Jahre zusammen ist

 

Bekannt für verrückte Zusammenstellungen, folgt auf „Cantate Domino“ Michael Jacksons „Earth Song“, der fließend mit der lateinischen Motette „Ecce lignum crucis“ eingeleitet wird. Ein Wagnis, das 16. und 20. Jahrhundert in einem Lied zu verbinden – doch genau das macht Gabi Grabinger aus. Klasse, wie die Murphys die „Ode an die Freude“ mit „Joyful“ als fetzige Gospelkomposition raushauen. Schön, dass die umtriebige Hattenhoferin vor jedem Titel etwas Persönliches beisteuert. „Lassen Sie uns gemeinsam das Brot brechen“, kündigt sie das von Solosängerin Maren Braitmaier wunderschön interpretierte Tischgebet „Let us break bread“ an. Als weiterer Solist glänzte Harald Vetter. Abwechslungsreich agieren die Murphy Singers mal sanft und fein austariert, mal mit umfassender Dynamik. Auswendig vorgetragen sowie allzeit klar artikulierend, sauber und auch in komplexen mehrstimmigen Strukturen auf Detailtreue und Homogenität bedacht, sind die Darbietungen akustisch ein Erlebnis. Es hört sich in der Peterskirche einfach fantastisch an, wenn Gesang und virtuoses Klavierspiel wie aus einem Guss harmonisch ineinander verschmelzen.