Entsorgen oder veräußern? Vor dieser Frage stand der Kultur- und Schulausschuss des Esslinger Kreistags am Donnerstag mit Blick auf Exponate des Freilichtmuseums, die aus verschiedenen Gründen keine Rolle mehr für künftige Ausstellungen spielen. Diese Stücke salopp gesagt einfach wegzuwerfen, damit tat sich die Fraktion der Freien Wähler bereits im vergangenen Sommer schwer. Ihr Antrag, die aussortierten Exponate auf einem Flohmarkt zugunsten des Museums zu veräußern, fand jedoch keine Mehrheit. Anders war das nun am Donnerstag, einem erneuten Antrag, diesmal gemeinsam mit der CDU eingebracht, wurde zugestimmt, lediglich die Grünen enthielten sich.
Entsammeln lautet der Fachbegriff für dieses Aussortieren. Die Verantwortlichen des Museums nehmen dafür die Verlegung der Sammlung in eine Lagerhalle in einem Beurener Gewerbegebiet zum Anlass. Bisher sind die rund 75 000 Objekte in 33 Bunker des ehemaligen Munitionsdepots im Tiefenbachtal eingelagert. Vieles davon wurde dem Landkreis als Museumsbetreiber von privaten Spendern zur Verfügung gestellt, als das Gelände vor den Toren Beurens noch gar nicht eröffnet war. Mittlerweile werden Exponate gezielter entgegengenommen und dokumentiert.
Der jetzt anstehende Umzug, der bis 2025 abgeschlossen sein muss, weil dann die vertraglich festgeschriebene Renaturierung des Geländes beginnt, bietet die Gelegenheit zu einer Katalogisierung. Ohnehin wird jedes Stück, vom Nachttopf bis zum landwirtschaftlichen Pflug in die Hände genommen. Dabei soll dann auch entschieden werden, was nicht mehr eingelagert wird. Dafür gibt es verschiedene Kriterien, die vom Deutschen Museumsbund empfohlen werden und an die man sich im Freilichtmuseum hält. In der Regel treffen auf auszumusternde Objekte mehrere dieser Kriterien zu, erklärte Museumsleiterin Steffi Cornelius.
Aussortiert werden sollen zum Beispiel Exponate, deren Zustand irreparabel schlecht ist und bei denen im Laufe der Zeit weiterer Substanzverlust zum Beispiel durch Schädlingsbefall zu erwarten ist. Manche Exponate sind auch in so großer Zahl vorhanden, dass nicht mehr alle benötigt werden, zum Beispiel 37 nahezu bau- und funktionsgleiche Pflüge oder identische und baugleiche Möbelstücke. Manche Objekte passen auch nicht in das Sammlungs- und Ausstellungskonzept. Bei anderen wiederum fehlt der kulturhistorische Bezug, weil deren Geschichte oder Fundort nicht dokumentiert wurde. Und schließlich seien auch Gesundheits- beziehungsweise Umweltrisiken zu beachten, zum Beispiel durch Schimmel oder Holzschutzmittel.
Jedoch landet das nicht alles sofort auf dem Müll. „Wir bieten Stücke auch anderen Museen an“, erklärt Cornelius. Außerdem werden noch erhaltene Gebrauchsgegenstände wie zum Beispiel Stühle und Tische gemeinnützigen Einrichtungen angeboten. Mehrfach vorhandene Exponate können auch in die Gebrauchssammlung übergehen und bei Vorführungen genutzt werden.
Der Vorgang dieses Entsammelns wird, ebenfalls nach den Richtlinien des Museumsbundes, von einem Sachverständigen-Gremium begleitet. Es ist besetzt mit Petra Dittmar, Referentin im Freilichtmuseum Lindlar des Landschaftsverbands Rheinland sowie Dr. Jürgen Weisser, Leiter des Deutschen Landwirtschaftsmuseums Hohenheim und Manfred Waßner, Kreisarchivar des Landkreises Esslingen.
Landwirtschaftliche Gerätschaften stehen als nächstes an
Ihren neuerlichen Anlauf begründen die Freien Wähler und die CDU mit den Einblicken, die sie bei einer Informationsfahrt im vergangenen Sommer in die Museumsbunker erhalten haben. Die Entsorgung entspreche dem mutmaßlichen Willen der ursprünglichen Spender wohl weniger als eine Abgabe an Dritte zur nachhaltigen Weiternutzung, heißt es in dem Antrag. Ilona Koch (CDU) und Bernhard Richter (Freie Wähler) hoben hervor, dass zudem Erlöse erzielt werden könnten, die ausschließlich dem Museum zugute kommen sollen.
Gabriele Probst (Grüne) blieb skeptisch. Bei der ersten Debatte sei angesprochen worden, dass ein Verkauf Spender vor den Kopf stoßen könnte. Auch steht die Befürchtung im Raum, dass sich das Vorgehen negativ auf eine künftige Spendenbereitschaft auswirken könnte.
Die Kreisverwaltung erklärte sich dennoch zum Flohmarkt bereit, doch müssten noch Fragen im Zusammenhang mit dem Steuerrecht und der Gemeinnützigkeit der Einrichtung geklärt werden. Als nächstes werden kleinere und größere landwirtschaftliche Gerätschaften umgelagert. Richter ist jedoch wichtig, dass darüber hinaus weitere Exponate in Frage kommen sollten. Weil sich das Problem der Zwischenlagerung ergibt, könnte das bedeuten, dass mehrere Flohmärkte zu organisieren sind. Walter Bauer (SPD) gab zu bedenken, dass Aufwand und Ergebnis ins Verhältnis gesetzt werden sollten.