Seine „Weilheimer Messe“ hat Bertram Schattel als Auftragskomposition für ein Jubiläum der Franziskuskirche Weilheim im Jahr 1995 komponiert. Den großen Erfolg des Werkes beim Publikum durfte der „Singoutchor“ Kirchheim schon damals unter Leitung des Komponisten verbuchen. Am ersten Adventssonntag haben nun auch der mit Projekt-Sängerinnen und -Sängern aufgestockte Chor der Peterskirche Weilheim, die Sopranistin Adina Kolb und eine Combo unter der Gesamtleitung von Anna-Maria Wilke das Erk mit großem Erfolg aufgeführt.
Das chorbetonte Werk schöpft seinen Reiz aus der Synthese von traditionellen jahrhundertelangen Mess-Vertonungen und einer zeitgemäßen Musiksprache mit Jazzharmonien, Synkopierungen, Blues- und Swing-Elementen. Basis sind die Messeteile Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei.
In nur drei Monaten einstudiert
Der Chor beeindruckte durch mustergültige Textverständlichkeit, weitgehend saubere Intonation und Differenzierung in Dynamik und Ausdruck. In nur drei Monaten sei das Werk einstudiert worden, erwähnte Pfarrer Matthias Hennig in seiner Begrüßung. Es verdient Anerkennung, dass Anna-Maria Wilke es geschafft hat, in dieser kurzen Zeit die neuen Projekt-Chor-Sängerinnen und -Sänger zu integrieren und den Gesamtklang in so respektabler Weise zu formen. Sie führte den Chor mit sicherem Dirigat und mitreißender Gestik, gab exakte Einsätze und sang nebenbei als hilfreiche Unterstützung der Choristen alle Lieder mit.
Ein besonderer Glücksfall des Konzertabends war die Sopranistin Adina Kolb, die mit ihrer runden, in allen Lagen glockenklaren Sopranstimme die klassisch-gefärbten Partien zum Hörgenuss verwandelt und zugleich in den modernen Liedern als erfahrene Pop- und Jazzsängerin Glanzlichter setzte. Die gut aufeinander eingespielten jungen Musiker Michael Korneck (Piano), Steffen Münster (E-Gitarre), Benjamin Geggus (E-Bass) und Julian Feuchter (Drums) bescherten dem Chor ein sicheres Klangfundament und sorgten für abwechslungsreiche, zum jeweiligen Textgehalt und Genre passende Rhythmen.
Aufschrei gen Himmel
Das eröffnende Lied „Ad te levavi animam meam“ – „Zu dir erhebe ich meine Seele. Mein Gott, auf dich vertraue ich“ – von Bertram Schattel intonierte ein A-Cappella-Quartett mit Adina Kolb, Anna-Maria Wilke, Peter Werner und Ulrich Moors in wunder- schönem Klang. Es erzeugte eine andächtige Stimmung und lud ein zu innerer Einkehr.
Im „Kyrie eleison“ wurde das Flehen um Erbarmen, das im „Agnus Dei“ zum Flehen um den Frieden wird, verdeutlicht durch die nach oben strebende Melodik der Sopransolistin Adina Kolb, die in ihrem Gesang („die“ rausnehmen) mittelalterliche Gregorianik auf faszinierende Weise mit „Blues Feeling“ kombinierte. Der dreimalige resolute Kyrie-Ruf im Chor glich einem Aufschrei gen Himmel, ehe im „Gloria“ freudig jubilierend der „Lobgesang der himmlischen Heerscharen“ angestimmt wurde. Im Mittelteil ging die Solistin auf die zentrale christliche Botschaft der Sündenvergebung ein.
Als weitere, in die Messe eingestreute Uraufführungen Bertram Schattels erklangen a cappella „Machet die Tore weit“ mit schöner Gestaltung im antiphonischen Wechselgesang zwischen Frauen- und Männerstimmen und „Nun komm der Heiden Heiland“, wo moderne, nicht leicht zu singende Harmonien einen Laienchor an die Grenzen führten.
Sehr passend und bereichernd zu dieser adventlichen Musik waren die von Anna-Maria Wilke professionell vorgetragenen Rezitationen von Stellen aus dem Matthäus-Evangelium.
Rock, Gospel und Swing
Rockig kam das „Credo“ im Intro der Band daher, später mit Improvisation der E-Gitarre. Gut geschulte Soprane schwangen sich sauber in die Höhe und Anklänge an den Blues mit seinen „dirty tones“ und Gospelgesang im „Call and Response“ bewältigte das Ensemble mit sichtlicher Freude. Dieser Musikstil des Wechselgesangs setzte sich fort im „Sanctus“, das Adina Kolb als Vorsängerin mit dem begleitenden Chor im Swing-Stil gekonnt interpretierte.
Beruhigung und Andacht waren jetzt gefragt, und sie kamen in Form des „Benedictus“ – „Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn“ – einer sehr innigen Verehrung von Jesus Christus für vier Solostimmen, die Adina Kolb, Annemarie Wilke, Christoph Schneeberger, Andreas Buchholz übernahmen.
Gibt es einen größeren Wunsch der Menschheit in unseren Tagen, als die innige Bitte um den Frieden? Das „Agnus Dei“ beschloss mit dem Flehen zu Gott „Gib uns den Frieden“ die „Weilheimer Messe“ und das großartige Konzert in der Peterskirche. Das Publikum spendeten nicht nur lange anhaltenden Applaus, sondern auch eine stattliche Summe zur Deckung der Unkosten.