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Nässe und Hitze machten Spargel zu schaffen

Anbau Mit dem 24. Juni ist die Spargelzeit zu Ende gegangen. Erst der Wetterumschwung sorgte für reiche Ernte. Die Kauflust ist durch die gestiegenen Preisen gesunken, das Tief scheint aber überwunden.Von Katharina Daiss

„Stich den Spargel nie mehr nach Johanni“, besagt eine Bauernregel, die die Spargelzeit zum Johannestag am 24. Juni beendet. Verkauft wird der Spargel tatsächlich, so lange die Landwirte noch welchen haben, und so endete die Verkaufszeit der Spargels von Bernhard Bayer dieses Jahr erst am 30. Juni. Für den Bauern vom Talhof begann die Erntezeit auf seinen Feldern in Neuhausen schon Ende März: „Wir haben schon Ende März den ersten Spargel gehabt, mussten aber eine Woche früher aufhören, weil die Hitze so enorm war, dass die Qualität des Spargels nicht mehr so gegeben war. Bei diesen Temperaturen blüht beispielsweise der grüne Spargel gleich auf und der weiße Spargel wird ziemlich rot. Die Hitze macht ihnen zu schaffen“, blickt der Landwirt auf die vergangenen Monate zurück.

 

Der Trend geht zum grünen Spargel
Bernhard Bayer
Landwirt

 

Die frühe Ernte war dank Folien möglich. Die Kunststoffabdeckung schützt aber nicht nur den weißen Spargel vor direkter Sonneneinstrahlung, sondern schützt als Tunnel auch den grünen Spargel vor Frost. „So haben wir einen sicheren Ertrag und eine frühe Ernte. Das machen wir jedes Jahr, um die Saison etwas zu verlängern“, erklärt Bernhard Bayer. Wie jede Pflanze braucht auch der Spargel Wärme und Wasser – Hitze und Trockenheit schaden ihm. „Er wünscht sich ein mildes Klima bei Temperaturen um die 22 Grad und ausreichend Wasser“, sagt der Bauer vom Talhof.

Mit dem Wetter hatte auch Guido Henzler aus Nürtingen zu kämpfen. Der Chef von Henzler Beeren- und Spargelanbau berichtet wie Bayer von einem „zögerlichen Start“. „Im April war das Wetter sehr nass, das ging ja fast bis zum 20. Mai“, erinnert sich Henzler. Das Ergebnis: „Die Ernte war sehr bescheiden. In der Zeit hatten wir viel zu wenig Spargel.“

Regen bis Ende Mai

Erst gegen Ende Mai/Anfang Juni wuchs die Menge an. „Das hat die Anfangszeit dann ein wenig ausgeglichen, eine Vollernte hatten wir aber nicht.“ Dankbar für das trockene Wetter waren die Spargelstecher: „Für unsere Leute war es dann eine gute Ernte. Wenn es nass und kalt ist, ist die Arbeit schwierig.“ Kein Wunder, müssen sich die Feldarbeiter dann mit Gummistiefeln und Regenjacke in den Matsch wagen.

Gegen Ende der Saison gab es sogar mehr Spargel als nachgefragt wurde, berichtet der Landwirt, der den Spargel auf Feldern in Denkendorf, Köngen und Neckarhausen anbaut. „Das hat dazu geführt, dass wir das Abernten an manchen Anlagen früher beendet haben, weil der Absatz so schlecht war.“ Als Grund für den Spargelfrust im Juni hat Guido Henzler das warme Wetter im Verdacht. „Wenn’s so warm ist, haben die Leute eher Lust zu grillen. Da sind sie nicht die großen Spargelesser. Wir haben schon oft gemerkt: Wenn es etwas kühler ist, wird mehr Spargel verkauft.“

Tatsächlich kaufen laut Guido Henzler wieder mehr Menschen Spargel als im vergangenen Jahr: „2022 war ein schwieriges Jahr durch die Preissteigerungen, da war mehr Zurückhaltung beim Kauf zu spüren. Dieses Jahr hat sich das ein bisschen gelockert.“ Ganz so hoch wie vor der Corona-Zeit ist die Kauflust allerdings noch nicht. „Es ist nun mal so: Spargel ist ein teures Gemüse. Das Geld muss man haben. Henzler glaubt, dass viele ihren Konsum bewusst eingeschränkt haben, sich beispielsweise nicht mehr zweimal pro Woche, sondern nur noch einmal alle zwei Wochen Spargel gegönnt haben. „Ich meine, Brot braucht man jeden Tag. Aber Spargel muss man nicht jeden Tag essen, das muss man sich nicht täglich leisten.“

Dabei waren die Preise laut Henzler in dieser Saison in Ordnung. „Der Preis war am Anfang hoch und ist dann wieder runter, weil so viel Ware da war“, resümiert er. Wie viel der Spargel kostet, hängt aber auch davon ab, ob der Spargel in den Handel geht oder direkt verkauft wird. „Im Handel habe ich sieben bis acht Euro für Spargel der Klasse eins bekommen. Für denselben Spargel kriege ich im Direktverkauf im Schnitt zwölf Euro“, rechnet Henzler vor.

Kunden kaufen weniger

Die Zurückhaltung an der Kasse ist auch Bernhard Bayer nicht fremd: „Die Kundschaft hat nicht ganz so viel gekauft wie die Jahre zuvor“, sagt Bayer. Als Ursache sieht er die gestiegenen Lebensmittelpreise. Dabei, so betont der Landwirt, hat er gar keinen großen Aufschlag gemacht. „Wir haben den Spargel zum gleichen Preis verkauft wie vergangenes Jahr und haben die Kosten größtenteils selbst getragen, weil die Kunden so verhalten waren.“ Mit gut 15 Euro für Spargel der Klasse eins und knapp einem Zehner für Klasse-zwei-Spargel sei Bayer nicht übermäßig vom Preis abgewichen.

Eine neue Vorliebe stellt der Landwirt vom Talhof, der seinen Spargel unter anderem an einem Stand auf dem Kirchheimer Wochenmarkt und an der Kirchheimer Straße in Owen verkauft, mittlerweile verstärkt fest: „Der Trend geht zum grünen Spargel.“ Dieser sei deutlich beliebter als in den vergangenen Jahren. „Der weiße ist der klassische. Den kennt jeder. Der weiße Spargel war immer der Standard. Schon im vergangenen Jahr haben wir gemerkt, dass der grüne Spargel in der Beliebtheit nachzieht. Jetzt ist er fast beliebter als der weiße.“

Den Aufstieg des grünen Spargels sieht auch Guido Henzler: „Er war zwar noch nie so gefragt wie der Bleichspargel, aber es gibt einen leichten Aufwärtstrend beim Grünspargel.“ Auch die Klassenfrage – vor allem eine Preisfrage – ändert sich mit der Zeit. „Insgesamt würde ich sagen, dass die Leute dieses Jahr ein wenig mehr Zweier- und Dreier-Klasse gekauft haben als in den sonstigen Jahren“, schätzt Henzler. Der Nürtinger Landwirt betont: „Spargel schmeckt unabhängig von seiner Klasse gleich. Nur optisch wird der Unterschied gemacht.“