Freizeit
Nürtingen plant einen Quiz- und Kugelbahnpfad durch die Stadt

Das von Oberbürgermeister Fridrich angestoßene Projekt stößt im Gemeinderatsausschuss auf Zustimmung. Fragen der Besucherlenkung und möglicher Beeinträchtigungen sollen noch geklärt werden. 

Eine Kugelbahn-Strecke könnte von der Zeppelinstaffel zum Stadtbalkon am Neckar leiten. Foto: Ralf Just

Ende nächsten Jahres sollen in Nürtingen die Kugeln rollen. Der Freizeitspaß mit Lerneffekt soll Eltern mit Kindern zu einem Besuch der Neckarstadt ermuntern. Immer mehr Gemeinden haben Kugelbahnen installiert, in der Regel in naturnahen Räumen. Oft gibt es dazu Angebote, mit denen Phänomene und Zusammenhänge in der Natur nahegebracht werden. In Nürtingen soll ein Quiz- und Kugelbahnpfad im innerstädtischen Gebiet errichtet werden. Im Finanz- und Wirtschaftsausschuss des Gemeinderats gab es für die Initiative von Oberbürgermeister Johannes Fridrich einstimmig grünes Licht, auch wenn noch Details zu klären sind.

Oberbürgermeister Fridrich warb für die Idee. „Wir müssen die Innenstadt gerade auch für junge Familien attraktiv halten“, warb er nicht zuletzt mit dem Blick auf die Wirtschaftsförderung. Fridrich erhofft sich auch eine stärkere Vernetzung von Quartieren. Die Stationen sollen von der Stadtbücherei über den Park an der Kreuzkirche bis zur Altstadt und hinunter auf den Stadtbalkon und weiter bis zum Stadtmuseum reichen.

Verwaltung hält verträgliche Besucherlenkung für möglich

Federführend für das Projekt ist Fridrichs persönliche Referentin Alexandra Schlecht. Sie wies auf erfolgreiche Projekte im Umland hin. Denkendorf sei regelrecht von einem Ansturm an Besuchern überrollt worden. Deshalb klammerte sie auch nicht mögliche Probleme aus, zumal es sich wohl um die erste innerstädtische Bahn handelt. „Wir wollen die Stadt nicht mit Spielgeräten durchgängig zubauen“, beteuerte sie. Etwa elf Stationen könnten auf einer Strecke von rund zweieinhalb Kilometern verteilt werden. „Diese können unabhängig voneinander bespielt werden, ein Einstieg ist überall möglich“, erklärte Schlecht. So wird denn auch erwartet, dass sich der Besucherzuspruch entzerrt. Parkplatzprobleme, wie mancherorts schon beobachtet, glaubt man in den Griff zu bekommen. „Nürtingen hat Erfahrung mit der Lenkung größerer Besucherströme und bietet genügend Parkraum“, so Schlecht.

Mit Vertretern von Nürtinger Ämtern seien mögliche Standorte begutachtet worden. Schon dabei sei darauf geachtet worden, ob es zu Beeinträchtigungen kommen könnte. Dennoch sei es wichtig, Anwohner in engem Kontakt zu beteiligen.

Für die Gestaltung des Pfads will die Stadt mit dem Landschaftsarchitekturbüro „von K“ aus Ostfildern zusammenarbeiten, das über entsprechende Erfahrungen verfügt. An den Stationen sollen interaktive Elemente wie zum Beispiel Quizfragen, Fotostationen oder kleine Aufgaben spielerisch dazu beitragen, die Stadt und ihre Geschichte kennenzulernen. Auch digitale Angebote, abrufbar durch Smartphone-Apps oder QR-Codes, seien denkbar. Damit könne das Interesse von älteren Kindern und Jugendlichen geweckt werden.

Oberbürgermeister Fridrich erinnerte daran, dass es bereits früher Ansätze für einen Spielpfad in der Stadt gegeben habe und Schlecht bestätigt: „Das Nürtinger Bündnis für Familie hat seine Mitwirkung signalisiert.“ Auch sollen in der Phase der Beteiligung junge Menschen aus Kindertagesstätten, Schulklassen und Azubigruppen eingeladen werden, ihre eigenen Ideen für die Stationen einzubringen.

Großteil soll durch Spenden finanziert werden

Um Vandalismus vorzubeugen, werde mit nachhaltigen, robusten Materialien geplant. Die Bahnen sollen möglichst in bestehende Infrastruktur integriert werden, wie zum Beispiel Treppengeländern oder Nischen mit Sitzgelegenheiten. Die Automaten, an denen die Kugeln käuflich zu erwerben sind, könnten in Vorräumen von Banken aufgestellt werden, um einer gewissen Kontrolle zu unterliegen. Die Bahnen sollen nur tagsüber betriebsbereit sein.

Die Gesamtkosten werden mit 150.000 Euro veranschlagt. Nach Vorstellung der Verwaltungen soll die Stadt davon rund 20 Prozent tragen. Darüber hinaus könne ein Zuschuss aus einem Tourismus-Förderprogramm beantragt werden, um damit bis zu 30 Prozent der Kosten abzudecken. Die restlichen 50 Prozent sollen durch Spenden bestritten werden. „Das ist ambitioniert“, räumte Schlecht ein, die jedoch zuversichtlich ist. „Wir wollen verschiedene attraktive Spendenformate anbieten.“ Mit der Planung möchte die Verwaltung noch möglichst bald in diesem Jahr beginnen, um die Bahnen Ende nächsten Jahres in Betrieb zu nehmen.

Wunsch nach enger Bürgerbeteiligung

Das Echo im Ausschuss war im Grunde positiv. Thaddäus Kunzmann (CDU) hegte allerdings Befürchtungen, ob die rollenden Kugeln zu stark störende Geräusche erzeugen. Er regte an, eine Musterbahn aufzustellen. Prinzipiell habe er nichts gegen die Idee. Auch Raimund Braun (NT 14) betonte: „Die Anwohnerschaft muss möglichst frühzeitig beteiligt werden.“ Zudem stellte er in Frage, ob es unbedingt digitale Angebote braucht: „Damit sind junge Menschen oft schon zu viel beschäftigt.“ Florian Bopp (CDU) freut sich bereits darauf, die Bahnen mit seinen Enkelinnen auszuprobieren, ist aber skeptisch, ob die anvisierte Spendensumme von 75.000 Euro zusammenkommt und ob der Gesamtbetrag überhaupt ausreicht, zumal man auf hochwertiges Material setze.

Auch Achim Maier (Freie Wähler) signalisierte Zustimmung, gab aber zu Bedenken: „Wir sollten darauf achten, die Stadt nicht zu stark zu möblieren.“ Für Michael Medla (SPD) ist die Maßnahme geeignet für eine Belebung der Innenstadt. Positiv bewertet er die interaktiven Elemente. „Das schafft Wissen.“ Bastian Vorbrugg (Nürtinger Liste/Grüne) sieht bei einem städtischen Beitrag von 30.000 Euro in dem Projekt eine gute Investition: „Das ist allemal besser, als immer mehr Geld für Straßenbeläge auszugeben.“