Nürtingen. Insgesamt 18 Notfallpraxen im Land werden geschlossen, schrittweise ab April nächsten Jahres. Auch der Kreis Esslingen ist betroffen – auf der Liste, die von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) veröffentlicht wurde, steht auch die Notfallpraxis in Kirchheim. Im Kreis verbleiben die Notfallpraxen in Esslingen, Filderstadt und Nürtingen. Befürchtungen werden laut, dass diese, ebenso wie die Notaufnahmen der Klinken, nun noch mehr unter Druck geraten.
Marcel Musolf ist seit wenigen Wochen als Esslinger Landrat im Amt und als solcher auch der Aufsichtsratsvorsitzende der kreiseigenen Medius-Kliniken. Er sagt: „Die geplante Schließung der Notfallpraxis in Kirchheim stellt eine bedeutende Veränderung für die regionale Notfallversorgung in unserem Landkreis dar. Wir gehen davon aus, dass Patientinnen und Patienten nach der Schließung dieser Notfallpraxis eher die Zentrale Notaufnahme unserer Kliniken in Anspruch nehmen werden. Wir befürchten, dass die Notfallstrukturen in Kirchheim dadurch zusätzlich belastet werden.“
Längere Wartezeiten befürchtet
Max Pradler, Sprecher der Medius-Kliniken, ergänzt: „Die Notfallpraxis am Standort Nürtingen bleibt nach wie vor mit den derzeit bereits eingeschränkten Öffnungszeiten verfügbar. Allerdings sehen wir für diesen Fall eine deutliche Ausweitung der Öffnungszeiten in Nürtingen als unerlässlich an, um die medizinische Versorgung der Region auch bei Schließung des Kirchheimer Standorts sicherzustellen.“ Ohne eine solche Erweiterung sei mit einem erhöhten Patientenaufkommen beziehungsweise entsprechend längeren Wartezeiten in der Notfallpraxis Nürtingen und den beiden Zentralen Notaufnahmen in den Kliniken in Kirchheim und Nürtingen zu rechnen. Man beobachte die Situation und sei darauf vorbereitet, bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen.
Jochen Maier, Arzt und stellvertretender Vorsitzender der Nürtinger Ärzteschaft, weist auf die angespannte Situation in Nürtingen hin. Die Notfallpraxis, die in der Klinik auf dem Säer untergebracht ist, musste ihre Öffnungszeiten an Wochenenden und Feiertagen von einstmals 8 bis 23 Uhr auf 10 bis 16 Uhr reduzieren. Ein Angebot unter der Woche hält er für kaum realisierbar und nennt wie die KV als Grund dafür den zunehmenden Ärztemangel. Das führe dazu, dass die verbliebenen Ärzte in ihren Praxen noch mehr belastet seien und Zeit für einen Dienst in der Notfallpraxis fehle.Maier weist aber auch auf Alternativen hin. So gebe es die zentrale Telefonnummer 116 117 der KV. Über diese könnten die weiteren Schritte abgeklärt werden. Uwe Gottwald