Abenteuer
Nürtinger Pfarrerin zieht nach Nairobi

Claudia Kook, derzeit Pfarrerin in Roßdorf, zieht mit ihrer Tochter Carlotta und Hund Funkel für mindestens sechs Jahre in die kenianische Hauptstadt.

Claudia Kook und ihre Tochter Carlotta haben in den Faschingsferien eine neue Wohnung angeschaut. Die Pfarrerin in Roßdorf hat sich nämlich auf eine andere Stelle beworben und wurde angenommen. Doch es geht nicht einfach ein paar Ortschaften weiter, sondern richtig weit weg: Claudia Kook wird für die nächsten sechs Jahre Pfarrerin der Deutschen Gemeinde in der kenianischen Hauptstadt Nairobi sein.

Wie kommt die Pfarrerin dazu, die über 6000 Kilometer entfernte Gemeinde zu übernehmen? Kook ist seit 2017 im Roßdorf. Diese Pfarrstelle fällt 2029 im Rahmen der Umstrukturierungen weg, dann müsste sie sich ohnehin eine neue Stelle suchen und ihrer heute elfjährigen Tochter noch vor dem Abschluss einen Schulwechsel zumuten. Also hat sie die Augen offen gehalten und sich beworben. „Ich hatte schon immer den Auslandsdienst im Blick. Ich hätte nur nicht damit gerechnet, dass es so schnell geht.“

Die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) hat Auslandsgemeinden auf allen Kontinenten. Pfarrer können sich dorthin abordnen lassen, zunächst für sechs Jahre, mit der Option einer Verlängerung um drei Jahre. Während dieser Zeit werden sie von der EKD weiter bezahlt, auch die Sozialversicherungen werden übernommen. Somit birgt die Auswanderung auf Zeit für die Kooks kaum ein finanzielles Risiko. Sollte alles schiefgehen, kann sie nach zwei Jahren zurückkommen. „Danach werde ich wieder Pfarrerin in der Württembergischen Landeskirche, aber wer weiß, was kommt?“

Rund um die Faschingsferien waren Claudia und Carlotta Kook in Nairobi, haben sich die Stadt angesehen, ihren Vorgänger kennengelernt und sich der Kirchengemeinde vorgestellt: „Ich hatte starke Konkurrenz, jemanden, der bereits Erfahrungen in Kenia hatte. Aber dann habe ich mich mit allen gut verstanden und gedacht, es könnte wahr werden.“

Neue Gemeinde ist spannend

In Nairobi leben unter den 4,4 Millionen Einwohnern etwa 3500 Deutsche. Die Stadt liegt auf 1661 Metern Höhe, das Klima ist also wesentlich milder als sonst auf Äquatorhöhe. Die Stadt ist Sitz vieler Firmen und Hilfsorganisationen. Die Mitglieder der Gemeinde sind nicht nur zeitweise oder dauerhaft in Nairobi lebende Deutsche, sondern auch Kenianer, die eine Zeit lang in Deutschland gelebt haben und die Sprache pflegen wollen, sowie binationale Familien. „Das macht die Gemeinde sehr interessant.“

Gute Kontakte bestehen zur Kenianischen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Dort wird in Swahili gepredigt, eine weit verbreitete Sprache in Ostafrika und neben Englisch Amtssprache in Kenia. Die Kooks haben vor, die Sprache zu lernen. Manchmal wird auch auf Englisch gepredigt, damit alle es verstehen können. Die Gottesdienste werden in Kenia ganz anders gefeiert als in Deutschland, mit anderer Musik und einer anderen Spiritualität: „Ich bin sehr gespannt!“, sagt die Pfarrerin.

Eine weltoffene Schule

Wie werden die Kooks in Nairobi leben? Die Kirche samt Pfarrhaus liegt auf dem gleichen schönen parkähnlichen Gelände wie die Deutsche Botschaft. Im Park kann Funkel springen. In Kenia ist es üblich, ab einem gewissen Einkommen Hausangestellte zu beschäftigen: „Es wird erwartet, so gibt man etwas ab und jemand anderes kann zum Beispiel das Schulgeld für die Kinder bezahlen.“

Carlotta wird die deutsche Schule besuchen, in der Claudia Kook Religion unterrichtet. Sie ging seither auf die Waldorfschule und soll in Kenia die 5. Klasse wiederholen. Ihre Schule wird auch von Kenianern besucht, von denen einige mit Stipendien gefördert werden. Auf dem Schulhof und in einigen Unterrichtsfächern ist die Hauptsprache Englisch. „Carlotta wird in einem sehr offenen Umfeld mit vielen verschiedenen Menschen, Sprachen, Kulturen, Hautfarben, Milieus und Berufsmöglichkeiten aufwachsen.“ Sie hat schon erste Kontakte zu Gleichaltrigen geknüpft.

Viele bewegen sich in Nairobi mit dem Taxi, weil es günstig ist. In der ehemaligen britischen Kolonie herrscht Linksverkehr. Claudia Kook will sich auch einmal selbst ans Steuer setzen. Die Stadt gilt als relativ sicher und ist sehr grün, da viele Häuser große Grundstücke um sich herum haben, erzählt die Pfarrerin von ihren Eindrücken.

Für die Reise nach Kenia war Carlotta von der Schule beurlaubt, die anschließenden Faschingsferien nutzten Mutter und Tochter, um sich das Land ein wenig anzuschauen. Besonders beeindruckt waren sie von der Tierwelt mit Zebras, Giraffen und großen Greifvögeln sowie den Urmenschenfunden.

Die Vorfreude ist groß. Vor vielen Jahren war Claudia Kook für einige Wochen in Südafrika und Namibia und ist seitdem fasziniert vom afrikanischen Kontinent. „Die Gerechtigkeitsfrage ist hier eine andere als in Europa.“ Die meisten Deutschen gehören zu den privilegierten Menschen in Nairobi. Die Gemeinde unterstützt aus dieser Position heraus viele soziale Projekte.

Der Hausstand wird ausgemistet

Im Sommer geht es dann endgültig nach Kenia. Davor ist noch vieles zu erledigen. Hund Funkel bekommt Boxentraining, damit er den Flug gut übersteht. Im Haus wird schon kräftig ausgemistet. „Wir gehen jeden Tag mit einer Tüte durch und überlegen, was wir wegwerfen können. Alles wird in Frage gestellt.“ Andere Sachen werden eingelagert und alles, was gebraucht wird, kommt in einen Container, der verschifft wird.