Es gibt keine Worte, um meine Emotionen und Gefühle annähernd zu beschreiben“, sagt Maurizio di Prospero. Er ist noch immer emotional berührt von einer ganz besonderen Reise in die Vereinigten Staaten. Im September traf er dort auf die 33-jährige Kerri Mullan, der er vor 16 Jahren durch eine Stammzellspende das Leben rettete. Für die Vermittlung der Spende verantwortlich war die DKMS – eine gemeinnützige Organisation, die Blutkrebspatienten eine zweite Lebenschance ermöglichen will.
Wie ein Sechser im Lotto
Ihren Beginn hat die Geschichte vor knapp zwanzig Jahren, als sich der Nürtinger Maurizio Di Prospero bei der DKMS registrieren lässt. Als zwei Jahre später tatsächlich ein Brief ankommt, ist der Industriemechaniker nervös und aufgeregt: Er kommt tatsächlich als potenzieller Spender infrage. Nur kurze Zeit später fährt er nach Dresden zur Voruntersuchung. Für Di Prospero ist klar, dass er helfen wird. Er muss sich dafür zunächst fünf Tage lang ein Medikament spritzen, das die Produktion seiner Stammzellen im Körper anregt. Es werden mehr Zellen produziert, als er benötigt. Diese können dann mit einem Verfahren, das einer Dialyse ähnelt, aus dem Blut gefiltert werden. Drei Tage nach der Entnahme, am 30. Juli 2008, bekommt er die Benachrichtigung: Die Transplantation in den USA war erfolgreich und der Körper der Teenagerin nimmt die gespendeten Stammzellen an. „Ich erinnere mich daran, als wäre es erst gestern gewesen. Das war und ist immer noch wie ein Sechser im Lotto“, sagt der 49-jährige aus Neckarhausen.
Der Beginn einer transatlantischen Freundschaft
Wenige Wochen nach der Transplantation erhält Di Prospero eine Postkarte aus den USA – die Eltern von Kerri Mullan bedanken sich mit „Thank you“. „Ich musste da erst einmal ein paar Tränchen verdrücken“, sagt er gerührt. Zwischen den beiden Familien entsteht eine zunächst anonyme und anschließend sehr persönliche transatlantische Freundschaft. Nach sieben Jahren treffen sich Spender und ehemalige Leukämie-Patientin das erste Mal inmitten des Chaos von Manhattan. Damals nur für drei Stunden, weshalb es in diesem Jahr wieder so weit sein sollte.
Es gibt keinen leichteren Weg, einem anderen Menschen eine zweite Chance zum Leben zu geben.
Maurizio di Prospere, Stammzellspender
Anlässlich des 50. Geburtstages von Maurizios Frau Silvana macht sich das Ehepaar aus Neckarhausen im September dieses Jahres nochmals auf nach New York – diesmal mit mehr Zeit für Kerri und ihre Eltern. Die Familie hat ein Ferienhaus an der nordamerikanischen Ostküste. Sie verbringen insgesamt vier gemeinsame Tage auf Long Beach Island, feiern Geburtstag und lernen sich noch besser kennen. Die beiden tragen seit dem ein Freundschaftsarmband als Zeichen ihrer Verbundenheit.
Weltweit bereits 12,5 Millionen potenzielle Spender
Maurizio di Prospero betont, wie unkompliziert die Stammzellspende für ihn war: „Es gibt keinen leichteren Weg, einem anderen Menschen eine zweite Chance zum Leben zu geben.“ Seit Gründung der DKMS im Jahre 1991 hat die Organisation bereits 120.000 Stammzellspenden vermittelt. Die Suche nach geeigneten Spendern ist immer ein Wettlauf gegen die Zeit, denn je schneller ein sogenanntes „Match“ gefunden wird, desto größer sind die Überlebenschancen der Patienten. Blutkrebs ist nach wie vor die häufigste Form von Krebs bei Kindern. Alle zwölf Minuten erhält in Deutschland ein Mensch die niederschmetternde Diagnose Blutkrebs, weltweit alle 27 Sekunden.
Eine Registrierung für eine Stammzellspende kann unter dkms.de kostenlos beantragt werden. Mit der Registrierung gehen keine Verpflichtungen einher, eine mögliche Spende ist weiterhin freiwillig.