Willsch en Most?“, wird Adolf Stutz im Juli 1959 auf dem Schlierbacher Musik- und Kinderfest gefragt. Dass er dabei seine zukünftige Ehefrau kennenlernt, weiß er damals noch nicht. Gemeinsame Freunde stellen die beiden einander vor – und vier Jahre später, am 15. Juni 1963, läuten die Hochzeitsglocken.
Im August 1946 wurde Adolf Stutz aus Neuofen im Böhmerwald vertrieben. „Ich war erst sechs Jahre alt, aber ich erinnere mich sehr gut“, erzählt er heute. Im Viehwaggon wurde er mit seiner Familie abtransportiert. Später ließ er sich in Sinsheim zum Maler und Lackierer ausbilden und kam 1959 nach Schlierbach, wo er seine Frau kennenlernte. Lisa Eitel, wie sie damals noch hieß, ist geborene Schlierbacherin. Ihr Vater gilt in Stalingrad als vermisst, sie wuchs mit einer Schwester und ihrer Mutter auf. Nach der Handelsschule in Göppingen machte sie ihre Lehre als Finanzbuchhalterin. Sie blieb während ihrer gesamten Karriere, von der Ausbildung bis hin zur Rente, dem gleichen Unternehmen treu.
Ein Meilenstein im Leben des Ehepaares war der Bau ihres Hauses in Schlierbach im Jahr 1964. Mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Geschwister haben sie ihr Zuhause selbst erbaut und dabei eine solide Basis für ihre Familie geschaffen. Noch heute wohnen sie dort. 1970 kam ihre erste Tochter zur Welt, kurze Zeit später folgte die zweite. Beide Töchter haben dem Ehepaar noch jeweils zwei Enkelkinder geschenkt. Inzwischen sind auch zwei ihrer Enkelinnen in Wohnungen im Gebäude eingezogen – zur Freude ihrer Großeltern.
„Lisa ist drei Monate älter, sie hat das Vorrecht“, scherzt Adolf Stutz. Humor kommt in ihrer Beziehung nie zu kurz. Gemeinsam haben die beiden schon so manche Herausforderung gemeistert, darunter ein schlimmes Hochwasser und einen Arbeitsunfall von Adolf Stutz. Doch das Ehepaar hat sich immer gegenseitig gestützt und ist gemeinsam gestärkt aus diesen Situationen hervorgegangen. „Ich würde es genau so noch mal tun wie gehabt“, sagt der 83-Jährige über die gemeinsame Zeit. „Wir sind froh und sehr zufrieden, wenn es so weitergeht“, ergänzt Lisa Stutz.
Die gemeinsame Leidenschaft des Paares ist das Singen. Seit 1985 ist Adolf Stutz erster Vorsitzender des Gesangsvereins „s’Chörle“ in Schlierbach. Aber auch Reisen wie nach New York oder nach Verona kamen nie zu kurz. Alle zwei Jahre reisen sie gemeinsam in den Böhmerwald und treffen sich dort mit anderen Heimatvertriebenen.
Ihr Geheimnis: die Kommunikation
Das Geheimnis ihrer langen Ehe liegt für Lisa und Adolf Stutz in der Kommunikation: Sie reden viel miteinander, tun alles gemeinsam und besprechen ihre Anliegen und Probleme. Sie gehen nie wütend ins Bett, erzählen die Eheleute, sondern suchen immer das Gespräch miteinander – mit viel Verständnis.
Zur heutigen Diamantenen Hochzeitsfeier des Paares kommen über 120 Gäste, die dabei teilweise lange Strecken auf sich nehmen – einige Gäste reisen aus New York an. „Bei unserer Hochzeit damals waren sogar noch 40 bis 50 Gäste mehr dabei“, erinnert sich Lisa Stutz. „Damals war das noch anders. Die Leute kamen einfach.“ Seitdem haben Lisa und Adolf Stutz nicht nur diesen besonderen Tag gefeiert. Alle Jubiläen, die große Feier zur Goldenen Hochzeit sowie Geburtstage haben sie stets in der Schlierbacher Dorfwiesenhalle gemeinsam mit ihren Liebsten zelebriert. Die anstehende Hochzeit der Enkeltochter wird ebenfalls dort gefeiert.