Nach dem Urlaub startet man gemeinhin erholt in die nächste Arbeitsphase. Bettina und Alexander Beutelschieß dagegen stehen vor dem Nichts: In ihrem Lokal ist vor zehn Tagen ein Feuer ausgebrochen, ihre darüberliegende Wohnung verströmt auch jetzt noch beißenden Rauchgeruch. Alle Möbel sind von einer gräulichen Rußschicht überzogen, und auf dem Fußboden haben sich Rauchpartikel und Löschmittel zu einer zähen Paste verbunden. Traurig baumeln an den freigelegten Fachwerkbalken, die die Räume gefällig unterteilen, noch die Reste liebevoller Weihnachtsdeko.
Seine eigenen vier Wände kann das Ehepaar derzeit nur mit Atemschutz betreten. Das hatten sich die beiden anders vorgestellt, als sie vor zwei Wochen frohgemut nach Österreich aufbrachen. In den verschneiten Bergen wollten sie ihre Akkus laden. Doch schon am zweiten Tag erreichte sie der Anruf: „Es brennt!“ Wie im Teckboten berichtet, wurde im „Incanto“ in der Kirchheimer Kornstraße Feueralarm ausgerufen.
Alexander Beutelschieß betreibt die italienische Gastwirtschaft seit zwei Jahren erfolgreich mit Alberto Gabos. Wer abends sichergehen wollte, dass er dort ein Plätzchen findet, musste unbedingt reservieren. Unterm Dach haben sich die Wirtsleute mit viel Liebe und Einsatz ihre schnuckelige Wohnung eingerichtet.
Das ganze Fachwerkhaus ist jetzt vom Brand gezeichnet: Das Restaurant ist verwüstet und bleibt zunächst geschlossen. Auch die Steuerkanzlei im ersten Stock ist auf unbestimmte Zeit nicht nutzbar. Die beiden Wohnungen darüber hat die Feuerwehr zwar wieder freigegeben, doch das heißt noch lange nicht, dass sie bewohnbar wären. „Wir stehen vor dem Nichts“, beschreibt Bettina Beutelschieß mit einer Mischung aus Verzweiflung und Resignation die Lage. Momentan sind die beiden bei ihrer Mutter untergeschlupft, die auch in Kirchheim wohnt. Im Brand-Haus gibt es derzeit weder Wasser noch Strom oder Gas.
In der Kornstraße wohnen, das kann sich das Paar für die nächsten Monate abschminken. Für Montag hat sich ein Chemiker angekündigt, der die Giftstoffe untersucht, die der Brand dort hinterlassen hat. Während der Ruß mit dem Löschschaum am Boden klebt, ist der Rauch nach oben gezogen und hat sich an Balken und Decken festgesetzt. Jetzt noch rieselt es täglich eifrig auf Böden und Möbel. „Wir können praktisch alles wegschmeißen“, bedauert die gelernte Kosmetikerin. Manche raten dem Paar, den Dreck - soweit möglich - einfach wegzuwischen, andere warnen vor den Giften. Klar ist für die beiden jetzt schon, dass die Wohnung einer fachmännischen Generalreinigung bedarf. Wie‘s letztlich genau weitergeht, wird sich erst in den nächsten Wochen klären. Etwas weniger schlimm scheint die Lage beim Nachbarn zu sein.
Zur privaten Misere kommen die Sorgen ums Restaurant. „Ich musste viele meiner Mitarbeiter entlassen“, erzählt Alexander Beutelschieß traurig. Immerhin: Er selbst ist jetzt im „Fass“ in der Dettinger Straße im Einsatz und kann auch weiterhin mit seinem Kernteam Catering anbieten. Bettina Beutelschieß ist froh, ihr zweites Standbein zu haben, das jetzt eher ihr erstes ist: ihre Kosmetikecke in Dettingen.