Dettingen. Ist nachhaltiges, bezahlbares Bauen heute überhaupt noch möglich? Mehr als sechzig interessierte Gäste, darunter viel Fachpublikum, waren der Einladung der CDU-Landtagsabgeordneten Dr. Natalie Pfau-Weller in die Schlossberghalle nach Dettingen gefolgt. Prominenter Gast der Podiumsdiskussion war Landesbauministerin Nicole Razavi. Die Situation sei prekär, so die Ministerin. „Der Krieg in Europa, die Nachwehen der Corona-Pandemie sowie vom Bund gestrichene oder stark gekürzte Förderprogramme führten zudem zu einer weiteren Verunsicherung. Geplante Projekte liegen auf Eis, wir befinden uns in einer sehr schwierigen Situation.“
Die Politik sei sich der Problematik bewusst, die Bauministerkonferenz habe kürzlich darüber beraten, wie die Maßnahmen aus dem „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“ in den Ländern aufgegriffen und wo gemeinsame Schwerpunkte gesetzt werden können. „Wir müssen Anforderungen finden und festlegen, die Energie einsparen und das Klima schützen, ohne das Bauen immer weiter zu verteuern. Wir müssen zu Bedingungen in Baurecht und Verwaltung kommen, die Bauen ermöglichen und nicht ausbremsen. Und wir müssen tatkräftig und verlässlich fördern – und das auch deutlich über den klassischen sozialen Wohnungsbau hinaus,“ so Razavi.
„Auch um den Bestand kümmern“
Dettingens Bürgermeister Rainer Hausmann saß ebenfalls auf dem Podium. Er sieht großes Potential im Bestand. „Natürlich kann man am nachhaltigsten auf neuer Fläche bauen, aber wir müssen uns insbesondere auch um den Bestand kümmern, dazu braucht es Anreize und Fördermöglichkeiten.“ Für den Kirchheimer Architekten Hans-Peter Birkenmaier sind unter anderem verschiedene Gesetze und Verordnungen sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene für die immer weiter steigende Baukosten verantwortlich. „Insbesondere „unnötige“ Baunormen, Auflagen und Materialanforderungen sorgen für eine wahnsinnige Kostensteigerung,“ berichtete der Geschäftsführer der Wohnbau Birkenmaier GmbH.
Auch Stephan Schmitzer von der Kreisbaugenossenschaft Kirchheim-Plochingen wünscht sich mehr Anreize, damit der dringend benötigte Wohnraum auch bezahlbar sei. „Der geförderte Wohnungsbau darf nicht weiter einbrechen. In dem Thema liegt ein ungeheuer sozialer Sprengstoff – das Problem des bezahlbaren Wohnens ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, betont er.
Auch aus dem Publikum kamen konstruktive Wortmeldungen und Fragen. Es herrschte dabei Einigkeit über die Dringlichkeit der Thematik und dem Wunsch neue Wege zu finden. Diese müssten den Kommunen des Landes auf dem Weg zu mehr bezahlbarem, sozial gemischtem Wohnraum unterstützen und zugleich innovatives Planen und Bauen beförderten.pm