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Nachruf: Vom „Gastarbeiterkind“ zur Gastronomielegende

Tradition Am Freitag ist Tindaro Adornetto in Kirchheim beerdigt worden. Der ehemalige Wachthaus-Wirt hat in rund 40 Jahren Spuren in der Teckstadt hinterlassen.

Fast 40 Jahre hat Tindaro Adornetto die Kirchheimer Gastronomie geprägt, mehr als 30 Jahre als Wirt des emblematischen „Alten Wachthaus“. Vor drei Jahren folgte er seinem Bruder nach Möhringen und übernahm die Geschäftsführung der Adornetto Eno­teca und der Pizzeria al Centro im SI-Centrum. Denn für ihn war schon damals klar: „Ganz mit der Gastronomie aufhören, kommt nicht infrage.“ Der Plan ging zunächst auf. Doch dann kam im Frühjahr 2020 erst der Corona-Lockdown und dann Anfang 2021 die niederschmetternde Diagnose: Tindaro Adornetto litt unter der seltenen Variante einer Nervenkrankheit. Doch zu Beginn dachte er nicht daran, dass er nie wieder in seinem geliebten Beruf arbeiten könnte. Trotz der tückischen Krankheit gab er nicht auf, blieb stets positiv und zuversichtlich.

Doch es kam anders. Der Krankheitsverlauf verschlechterte sich rapide, schon ein knappes Jahr später musste die traditionelle Familien-Weihnachtsfeier am 25. Dezember abgesagt werden. Am 10. Januar erlag er seiner Krankheit und starb zu Hause im Kreise seiner Familie. Tindaro Adornetto wurde 65 Jahre alt. „Es ging alles sehr schnell“, sagt Carmelo. Sein Vater wollte noch so viel Zeit mit seiner Frau, seinen vier Kindern und den Enkeln verbringen.

Mit elf nach Kirchheim gekommen

Im Alter von elf Jahren kam Tindaro Adornetto 1967 als Sohn eines damals sogenannten „Gastarbeiters“ von Sizilien nach Kirchheim. Nach seinem Schulabschluss begann er eine Ausbildung zum Elektromechaniker bei AMK, jobbte aber nebenher bei einem der ersten Italiener der Teckstadt. 1982 wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit, übernahm die italienische Gaststätte „Der Krug“ in Häringen. Sechs Jahre später bot sich dann die Chance, ein Restaurant im Herzen Kirchheims zu eröffnen: das Wachthaus, welches er 30 Jahre lang führen sollte. Für seine Gäs­te wurde er eine beliebte Anlaufstelle für frische, italienische Küche. „Er wurde sehr geschätzt in Kirchheim“, sagt sein Sohn. Tindaro, den alle „Tino“ nannten, war Kirchheimer von ganzem Herzen. Zwei Mal ließ er sich bei der Wahl zum Gemeinderat aufstellen, war immer auf dem Laufenden – sowohl in der großen Politik als auch beim aktuellen Stadtgeschehen. „Der Teckbote und ein Kaffee standen morgens im Wachthaus immer auf seinem Tisch“, sagt sein Sohn Carmelo. Auch war der Vater ein Verfechter der gesunden Küche: frischer Fisch, Gemüse und frische Pasta. Schon lange vor dem Trend zum gesunden Essen war es sein Bestreben, auch in Schulen und Kindergärten frische Gerichte einzuführen. „Fast Food kannten wir Kinder gar nicht.“

Gestern wurde Tino Adornetto auf dem Altem Friedhof beerdigt. „Wir führen die Gastronomie in seinem Sinn weiter“, verspricht Carmelo: Die Geschichte vom Gastarbeiterkind zur Kirchheimer Gastronomielegende soll unvergessen bleiben. Thomas Zapp