Veranstaltung
Nadeln schwingen auf dem Bläsiberg: Neidlingerin organisiert großen Handarbeitstreff

Zum „World Wide Knit in Public Day“ am 14. Juni organisiert Sabine Spengler auf dem Bläsihof ein offenes Treffen, bei dem Handarbeitsfans allen Alters gemeinsam werkeln können. 

Man lernt nie aus: Sabine Spengler hat sich über die Jahre immer wieder an neue Techniken, Schnitte und Stile herangewagt. Foto: Carsten Riedl

Gemeinsam an der frischen Luft stricken, tratschen und einander unterstützen – das ist die Idee hinter dem aus Amerika stammenden „Worldwide Knit in Public Day“, der seit 20 Jahren traditionell am zweiten Samstag im Juni stattfindet.

Dass dieser Tag in der Region bisher keine Aufmerksamkeit bekommen hat, konnte die begeisterte Strickerin Sabine Spengler aus Neidlingen nicht auf sich sitzen lassen und hat kurzerhand eine eigene Veranstaltung auf die Beine gestellt.

Es gibt immer Leute, die andere Techniken draufhaben und von denen man lernen kann. 

Sabine Spengler, Organisatorin des Treffs

Ihre ersten zaghaften Versuche mit Stricknadeln und Garn wagte Sabine Spengler bereits im Alter von sechs Jahren. Damals waren die Grundlagen des Strickens noch Teil des Lehrplans. Doch mit dem Klingeln der Schulglocke war der Unterricht nicht vorüber. „Meine Oma war Strickerin“, verrät die Neidlingerin. Ihre Liebe für das Handwerk, aber auch ein großer Teil des Wissens darüber hat sie von ihr geerbt. Viel gelernt hat Sabine Spengler auch bei ihrer Arbeit in einem Weilheimer Handarbeitsgeschäft – derselbe Laden, in dem auch ihre Großmutter viele Jahre lang ihre Brötchen verdiente.

Dass Stricken heute oftmals als aus der Mode gekommenes Alte-Leute-Hobby abgetan wird, kann Sabine Spengler nicht verstehen: „Man kommt runter; es ist sehr, sehr entspannend, kreativ, macht Spaß, und es kommt am Ende etwas dabei raus.“

Aus dem Keller auf den Berg

Weil Stricken, wie so vieles, von Gesellschaft und Austausch profitiert, hat die 60-Jährige vor rund zehn Jahren in Neidlingen einen kleinen Strickkreis gegründet. Anfangs versammelten sich die Damen dazu im Keller der Spenglers; als der Strickkreis wuchs und der Keller allmählich zur Sardinenbüchse wurde, zog die Truppe in den Neidlinger Kirchsaal um. Mittlerweile umfasst der Strickkreis um die 15 Frauen, die zweimal im Monat beisammensitzen und gemeinsam ihrer Leidenschaft nachgehen.

Strickt sie nicht gerade von Hand, sitzt Sabine Spengler an der Strickmaschine, die ihren festen Platz in dem bis unter die Decke gefüllten Hobbyraum hat. Foto: Carsten Riedl

Doch auch außerhalb von Neidlingen ist Sabine Spengler gut verstrickt und pflegt eine Freundschaft zu einer Gruppe von Frauen – echte „Hardcore-Strickerinnen“–, die in Adelsberg einen eigenen Treff betreiben. Vor einiger Zeit, so Spengler, habe sie beschlossen, die beiden Kreise bei einem gemeinschaftlichen Stricknachmittag beim Bläsihof auf dem Bläsiberg zusammenzubringen. „Es war von Anfang an so harmonisch, und die Frauen waren gleich vertraut miteinander“, erzählt sie begeistert. Als sie durch eine der Frauen dann von dem internationalen Stricktag erfuhr, schlug bei Sabine Spengler der Geistesblitz ein.

Die Strickkultur soll wieder aufleben

Lange dauerte es nicht, bis die Idee Gestalt annahm. Da es den Frauen auf dem ländlichen Bläsihof so gut gefallen hatte, lag es nahe, diesen als Veranstaltungsort für das Treffen zu wählen. Glücklicherweise, so Spengler, habe sich die Betreiberfamilie Alber „sofort“ bereiterklärt, die Strickerinnen am großen Tag zu beherbergen.

Praktisch ist der Standort vor allem, weil es dort reichlich Platz gibt, um sich auszubreiten. Die für das Treffen vorgesehene Fläche ist offen, aber überdacht, wodurch kein Risiko besteht, dass die Veranstaltung wegen schlechtem Wetter ins Wasser fällt. Darüber hinaus wird sich Familie Alber um die Bewirtung kümmern: Wer zwischendurch eine Stärkung braucht, kann sich im Hofcafé mit Kaffee und Kuchen eindecken.

Am liebsten strickt Sabine Spengler Isländer - Wollpullover mit markanten Mustern am Halsausschnitt. Am häufigsten strickt sie jedoch Socken. Foto: Carsten Riedl

Von der Veranstaltung erhofft sich Sabine Spengler, viele neue Gesichter zu sehen. Ziel des Ganzen ist es, Menschen zusammenzubringen, die eine Liebe für Handgemachtes teilen und sich gegenseitig helfen können. „Es gibt immer Leute, die andere Techniken draufhaben und von denen man lernen kann“, meint die Neidlingerin.

Einmal, so Spengler, habe sie doch tatsächlich eine Frau kennengelernt, die verschiedene Länder mit der Absicht bereist habe, sich mit deren Stricktraditionen vertraut zu machen. Denn: Die Techniken, Stile und Materialien variieren von Land zu Land. Auch Sabine Spengler hat von so mancher Reise wertvolles Wissen mit nachhause gebracht. „Mein Mann muss im Urlaub mit mir in jedes Handarbeitsgeschäft“, erzählt sie schmunzelnd.

Es darf nicht nur gestrickt werden

Zum jetzigen Stand sind schon 30 Anmeldungen für das große Treffen eingegangen. Sabine Spengler hofft, die 50 vollzukriegen. „Je mehr desto besser“, verkündet sie. Natürlich sind nicht nur Profis und nicht nur Frauen herzlich eingeladen. Kommen darf jede und jeder, „ob jung, ob alt, ob Mann, ob Frau, ob divers“. Und auch, wer Häkeln, Nähen oder andere Arten von Handarbeit dem Stricken vorzieht, wird nicht des Hofs verwiesen. Eigentlich, so Spengler, hätte der Name „Strick- und Handarbeitstreff“ besser zum Konzept gepasst. „Naja, hinterher ist man immer schlauer.“

In diesem Jahr fällt der „World Wide Knit in Public Day“ auf den 14. Juni. Los geht das große Werkeln um 11 Uhr, das Ende ist auf 16.30 Uhr angesetzt. Es darf aber jeder kommen, „wann er lustig ist“. Mitbringen müssen die Teilnehmenden lediglich ihre Stricknadeln, Wolle oder sonstige Utensilien. Bei der Gelegenheit gleich einen (Camping-)Stuhl mit einzupacken ist laut Sabine Spengler aber keine schlechte Idee. Zum Sitzen gibt es vor Ort zwar Bierbänke, auf Dauer sind die aber nur mäßig gemütlich. Die Anfahrt zum Hof ist per Auto gut möglich; Parkplätze gibt es genug.

Damit Familie Alber vom Bläsihof in etwa einschätzen kann, wie viele Mägen gefüllt werden müssen, ist eine Anmeldung bei Sabine Spengler unter spengler.rh@web.de oder der 0163 7657781 erwünscht, aber nicht zwingend erforderlich.

„Falls es gut ankommt und gewünscht ist“, möchte Sabine Spengler den Strick- und Handarbeitstreff in Zukunft jährlich veranstalten. Familie Alber ist jedenfalls schon einmal mit an Bord.