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Naturkindergarten in Owen: „Den Holzkasten können wir in Eigenregie bauen“

Erziehung Raus auf die Wiese zum Toben – der Gemeinderat gab grünes Licht für die Anstellung von drei Erzieherinnen und den Bau der Schutzhütte. Die Naturschutzbehörde muss noch das Okay geben. Von Iris Häfner

Feuer und Flamme für den Naturkindergarten ist Owens Bürgermeisterin Verena Grötzinger. Direkt am Radweg nach Dettingen gegenüber der Kleintierzuchtanlage soll er entstehen. Nicht nur die Nähe zu den Streuobstwiesen hat ihren Charme, auch die dort vorhandene Infrastruktur. Annika Staiger, Leiterin des Haupt- und Ordnungsamts, stellte Bau und Konzept vor. „Es soll eine beheizbare Schutzhütte entstehen. Unterschiedliche Parameter waren beim Standort zu beachten: Baurecht, Natur- und Landschaftsschutz“, zählte sie auf. Neben dem jetzt ins Visier genommenen Standort war zunächst auch der Maienwasen im Gespräch. Der Gemeinderat sprach sich aber klar für den ortsnahen Platz aus, weil dort eben wünschenswerte Wasser-, Abwasser- und Stromanschlüsse in nicht allzu großer Entfernung vorhanden sind. 

 

Es soll eine beheizbare Schutzhütte entstehen.
 Annika Staiger, Leiterin des Haupt- und Ordnungsamts

 

Zwischenzeitlich hat die Verwaltung Gespräche mit Vertretern des Landesjugendamts und der Unteren Naturschutzbehörde geführt. „Beide Fachbehörden haben eine Genehmigung in Aussicht gestellt“, erklärte Annika Staiger. Elementar wichtig aus ihrer Sicht ist eine beheizbare Schutzunterkunft – egal ob Hütte oder Bauwagen. „Darin können die Kinder bei schwierigen Witterungsbedingungen Schutz finden. Außerdem können dort Material, Ersatzkleidung und Geräte gelagert werden“, sagte sie. Das Rad muss nicht neu erfunden werden, ähnliche Bauwerke stehen in Lenningen, Bissingen und Dettingen, weshalb das Büro a.n.w. Architekten in Kirchheim mit der Realisierung beauftragt wurde. Das Büro hat in den Nachbarorten die Naturkindis geplant und umgesetzt. Eine Photovoltaikanlage kann nachgerüstet werden. „Ob sie für den Winter ausreicht, können die Architekten nicht sagen“, so Annika Staiger. Wegen der Nähe zum Radweg muss das Gelände voraussichtlich zum Schutz der Kinder umzäunt werden. Eine Art kleines Zelt soll im Sommer vor zu starkem Sonnlicht schützen. Insgesamt rechnet die Verwaltung mit Kosten von knapp 230 000 Euro für die Hütte in Holzständerleichtbauweise. Mit dem Bauhof wird noch geklärt, welche Arbeiten übernommen werden können, sodass die Maßnahme günstiger wird.

Das pädagogische Konzept wird vom Kindergarten Rinnenweg erarbeitet – der Naturkindi ist quasi die Außenstelle. Kinder im Alter ab drei Jahren werden dort von 7.30 bis 13.30 Uhr toben können, was in Summe 30 Stunden pro Woche macht. 20 Plätze stehen zur Verfügung. Zwei volle Stellen sollen geschaffen werden. „Um den Betrieb auch während Krankheit einer Fachkraft gewährleisten zu können, schlagen wir eine dritte Vollzeitstelle vor. So haben wir eine gewisse Sicherheit“, sagte Annika Staiger. Pro Jahr fallen 160 000 Euro Personalkosten an. „Die Betriebskosten sind relativ gering – sie fallen hauptsächlich für die Unterhaltung der Außenanlagen an, denn die Wiese muss betriebssicher sein“, so die Hauptamtsleiterin. 

Hans-Jörg Schmid traute den Angebotszahlen nicht so ganz über den Weg. Außerdem würde er gerne auf die Öko-Toilette verzichten, da der Abwasserkanal nicht weit entfernt ist. Gleicher Ansicht ist auch Jochen Eberhardt. „Wir haben keine 50 Meter entfernt eine gute Infrastruktur mit Strom, Wasser und Kanal“, erklärte er und brachte eine völlig neue Überlegung ins Spiel: „Brauchen wir für den Holzkasten überhaupt eine Ausschreibung? Väter, örtliche Handwerker und Freiwillige können das doch in Eigenregie machen. Das würde das Zusammengehörigkeitsgefühl und den Zusammenhalt im Ort stärken“, ist er überzeugt. Diese Idee fand Verena Grötzinger eine „tolle Sache“. Allerdings bräuchte es einen „Kümmerer“, der die Sache in die Hand nimmt, denn die Verwaltung sei mit den schon jetzt feststehenden Arbeiten am Limit.