Zwischen Neckar und Alb
Neckartailfingen: Auf Anhieb den Amtsinhaber ausgestochen

Wahl Die Bürgerinnen und Bürger haben sich für einen Neuanfang entschieden und Wolfgang Gogel mit fast 62 Prozent zum ­neuen Rathauschef gewählt. Gerhard Gertitschke kommt nur auf 29,66 Prozent. Von Rudi Fritz

Die Neckartailfinger Bürger haben mit großer Mehrheit einen neuen Bürgermeister gewählt. Herausforderer Wolfgang Gogel erhielt am Sonntag 61,9 Prozent der abgegebenen Stimmen und setzte sich damit bereits im ersten Wahlgang überraschend klar gegen den aktuellen Rathauschef Gerhard Gertitschke durch, der auf 29,66 Prozent kam. Doris Aschauer (7,56 Prozent) und Ulrich Werner Raisch
 

„Ich hatte auf einen zweiten Wahlgang gehofft.
Wolfgang Gogel
Der neu gewählte Bürgermeister hatte nicht damit gerechnet, schon im ers­ten Wahlgang so klar zu gewinnen.

 

(0,52 Prozent) waren nur Außenseiterchancen eingeräumt worden. Die Wahlbeteiligung lag bei 62,92 Prozent.

150 Besucher, darunter acht Bürgermeister benachbarter Gemeinden, Gemeinderäte und Neckartailfinger Bürger hatten sich am Sonntagabend auf dem Rathausvorplatz versammelt. Bereits vor der Bekanntgabe des offiziellen Wahlergebnisses waren vielen Besuchern die Zwischenstände, die sie auf dem Handy abriefen, bereits bekannt. Daher war es für die meisten keine allzu große Überraschung mehr, als der Wahlausschussvorsitzende Josef Oswald um 19.21 Uhr ans Mikrofon trat und das Endergebnis verkündete. „Ich gratuliere Herrn Gogel zum Wahlsieg“, so das knapp gehaltene Credo Oswalds.

Der Wahlsieger konnte danach seine Tränen der Freude nicht unterdrücken und umarmte seine Frau Sabrina. Unter den Anwesenden brandete Beifall auf, und die Musikkapellen des Musikvereins Neckartailfingen und des Spielmannszugs der Freiwilligen Feuerwehr begannen zu musizieren. Die Gratulanten standen beim Wahlsieger Schlange, während der abgewählte Bürgermeister Gerhard Gertitschke mit seiner Ehefrau Andrea Henzler abseits vor dem Rathauseingang stand.

„Das ist Demokratie, ich war für acht Jahre gewählt und die Neckar­tailfinger wollten anscheinend einen anderen Bürgermeister“, konstatierte der recht gefasst wirkende 57-Jährige, der, wie er sagte, auf acht wunderschöne Jahre im Neckartailfinger Rathaus zurückblickt. Vor acht Jahren hatte Gertitschke in der 3900-Einwohner-Gemeinde noch als Herausforderer gegen den damaligen Amtsinhaber Jens Timm mit klarer Mehrheit gewonnen.

„Ich habe nicht mit einem Sieg, aber mit mindestens 300 Stimmen gerechnet“, zeigte sich Doris Aschauer von den nur 146 erhaltenen Wählerstimmen etwas enttäuscht. Als positives Fazit ihrer Kandidatur sieht sie aber ihren jetzt höheren Bekanntheitsgrad im Ort. Dauerbürgermeisterkandidat Ulrich Werner Raisch war, wie schon bei den Kandidatenvorstellungen, nicht präsent. „Ich hatte viele Gespräche mit der Bevölkerung, in der ich Unzufriedenheit und einen Wunsch nach Veränderung gehört habe, daher habe ich mir gute Chancen ausgerechnet“, kommentierte ein strahlender Wahlsieger Wolfgang Gogel seinen Erfolg. „Ich hatte auf einen zweiten Wahlgang gehofft und nicht mit so einem klaren Sieg im ersten Anlauf gerechnet“, sagte der 42-Jährige, der später auch noch ans Mikrofon trat und sich bei seinen Wählern bedankte: „Ich bin überwältigt und möchte der Bürgermeister aller Neckartailfinger Bürger sein“, sagte er und dankte auch seiner Familie für die Unterstützung. Den Wahlsieg hat er anschließend zu Hause mit Familie und Freunden gefeiert.

Freude über hohe Beteiligung

Überrascht über den klaren Wahlausgang zeigte sich auch der stellvertretende Bürgermeister Josef Oswald. „Der Amtsinhaber konnte seinen Bonus nicht nutzen, und der Herausforderer hat sich gut präsentiert“, so Oswald, der dem neuen Schultes eine unterstützende und kritische Zusammenarbeit des Gemeinderats in Aussicht stellte.

„Ich bin stolz auf meine Neckartailfinger“, freute sich die langjährige Gemeinderätin Traute Hörner über die hohe Wahlbeteiligung von fast 63 Prozent. Bis zum 30. Juni führt Gerhard Gertitschke noch die Amtsgeschäfte im Ne­ckartailfinger Rathaus, zum 1. Juli übergibt er den Rathauschefsessel an Wolfgang Gogel.