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Neckartal hofft auf Entlastung

Abflugroute Bürgermeister im Neckartal sprechen sich auf Grundlage des neuen Fluglärmgutachtens für die neue Flugroute in Richtung Osten aus. Von Elisabeth Maier

Zu dem unabhängigen Lärmgutachten, das die Kommunen im Landkreis Esslingen gemeinsam mit dem Land finanziert haben, bezogen Bürgermeister im Neckartal jetzt Position. „Wir hoffen, dass der Probebetrieb für die neue Flugroute in Richtung Osten kommt“, sagte Hans-Georg Sigel, Erster Bürgermeister der Stadt Esslingen. Deizisaus Bürgermeister Thomas Matrohs hofft dringend auf weniger Fluglärm. Für ihn stehe im Mittelpunkt, die Situation für möglichst viele Menschen zu verbessern.

Ziel der neuen Flugroute ist es unter anderem, einen Teil der Flüge über den Sauhag und damit über weitgehend unbewohntes Gebiet zu lenken – auf die Gesamtzahl der Flüge ab Stuttgart bezogen, beträfe dies aber nur 1,8 Prozent. Gegen die Umverteilung wehren sich Nürtingen, Wolfschlugen, Neuhausen, Aichtal, Denkendorf und Köngen. Nicht nur die Flugzeuge, sondern auch Verkehrsgeräusche von der Bundesstraße und der Lärm von der Bahnstrecke belasten die Kommunen im Neckartal. In Deizisau und Altbach werden regelmäßig Fluglärmwerte von mehr als 55 Dezibel für den Tagzeitraum und 50 Dezibel für die Nacht gemessen – deshalb haben die Gemeinden nun einen festen Sitz in der Fluglärmkommission. Nürtingen, Wolfschlugen, Plochingen, Aichtal und Waldenbuch hatten ebenfalls die Aufnahme beantragt, erfüllen aber die Kriterien nicht. Das gilt auch für Wernau und Wendlingen, die den Lärm jedoch ebenso spüren – deren Bürgermeister Armin Elbl und Steffen Weigel sind ebenfalls für die neue Route.

Mahtros ist selbst Pilot

Wie die geplanten Flüge über den neuen Wegpunkt Tedgo die Neckartal-Kommunen entlasten würden, hat Bürgermeister Matrohs ausführlich ausgewertet. „Bezogen auf das Schutzgut Mensch ergeben sich die größten Veränderungen in Neuhausen, Esslingen, Wernau und Wendlingen.“ Während die neue Route die letzteren drei entlasten würde, nähme die Zahl von Menschen, die stark vom Fluglärm belastet sind, in Neuhausen zu. In den anderen drei Kommunen würden im Umkehrschluss zwischen 21 und 51 Menschen deutlich vom Fluglärm entlastet. Zwar seien die Veränderungen relativ gering, sagte Matrohs: „Aber wir sind froh um jedes einzelne Lärmereignis, das wir nicht hören.“

Der Bürgermeister, der selbst Pilot ist,  bedauert allerdings, dass Nachtflüge im Gutachten ausgeklammert seien. Auch nach dem Abschluss der Betriebszeit des Flughafens um 23.30 Uhr kämen noch vier Postflüge in der Nacht: „Das belastet uns sehr.“ Eine wichtige Aussage für Matrohs ist, dass die neue Route auch in den neu betroffenen Kommunen keine Brennpunkte schaffen würde. In Summe würden mehr Menschen entlastet.

Rückenwind aus dem Neckartal

Rückenwind bekommt er von seinen Kollegen im Neckartal. Esslingens Erster Bürgermeister Hans-Georg Sigel lobte den Vorsitzenden der Fluglärmkommission, Ostfilderns Oberbürgermeister Christof Bolay, dass der es schaffe, den Prozess für alle Beteiligten sachlich und transparent zu führen und alle mitzunehmen. „Wir sind froh, dass Deizisau und Altbach in der Fluglärmkommission eine Stimme haben“, sagte Plochingens Verbandsbaudirektor Wolfgang Kissling

„Gut, dass das Thema Fluglärm durch die Debatte nun endlich auch in den Mittelpunkt rückt“, sagte Altbachs Verwaltungschef Martin Funk. Wie in der Nachbargemeinde Deizisau leide auch Altbach unter Fluglärm zur Tages- und zur Nachtzeit. Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel räumte ein, nicht ganz so stark vom Fluglärm betroffen zu sein. Dennoch gebe es etliche Hochbelastete. Weigel sprach sich für eine fairere Verteilung des Lärms aus, auch wenn die Entlastung nur minimal sei. Dass sich die neu betroffenen Kommunen dagegen sträubten, könne er daher nicht nachvollziehen.