Die „Bestatterin“ hat sich zu einer kleinen Erfolgsstory für den SWR gemausert. Haben im Jahr 2019 bei der ersten Folge „Die Bestatterin – Der Tod zahlt alle Schulden“ noch 3,87 Millionen Zuschauer eingeschaltet, hat sich die Quote kontinuierlich gesteigert: auf 6,03 Millionen im Jahr 2021 („Die unbekannte Tote) und 18,4 Prozent Marktanteil und 5,87 Millionen Zuschauer im Jahr 2023 („Zweieinhalb Tote“) und einen Marktanteil von 22 Prozent.
Folgerichtig geht es weiter für die Reihe. Gerade sind in Neidlingen die Dreharbeiten für die vierte Folge beendet worden. Die aus Berlin auf die Schwäbische Alb zurückgekehrte Lisa Taubenbaum kommt berufsbedingt immer wieder mit Toten
„Man ist immer wieder begeistert, wie die Neidlinger uns unterstützen.
Uli Aselmann, Produzent
in Kontakt, deren Todesursache erst bei näherer Betrachtung nicht „natürlich“ ist. Auch in „Tote leben länger“ – so der Filmtitel – löst sie als Hobby-Ermittlerin Kriminalfälle, die als solche auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind.

Anna Fischer verkörpert Lisa Taubenbaum ebenso zum vierten Mal wie Frederik Bott ihren Bruder Hannes. Und erneut ist das idyllische Neidlingen zum Drehort für das fitkive Hepperlingen erkoren worden. „Wir sind immer wieder begeistert, wie die Neidlinger geduldig und hilfsbereit uns unterstützen mit all ihrer Freundlichkeit“, ist Produzent Uli Aselmann begeistert von der 1800-Einwohner-Gemeinde. „Das ist schön, wie die Menschen hier wertschätzen, was wir drehen. Man ist stolz, ein Teil des Kosmos der Taubenbaums zu sein“, sagt er. Mitten im Grünen hat die Crew ihr kleines Lager aufgebaut. „Ich finde diesen Heimatkrimi skurril und schön“, sagt Anna Fischer, die über die neue Folge der Reihe, die vermutlich erst 2025 gesendet wird, gar nicht so viel verraten will. „Es wird Tote geben“, sagt sie lächelnd.
Die Berlinerin, die für ihre Rolle nicht „schwäbisch schwätze“ muss, fühlt sich in der Heimat ihrer Rolle „Lisa“ aber sehr wohl. Gerade an den Wochenenden geht es raus zum Wandern oder auf Städtetour nach Ulm und Tübingen. Der Hohenneuffen habe es ihr besonders angetan, sagt sie.
Eine Premiere für die Regisseurin
Ihre persönliche Premiere mit einem 90-Minüter feiert Regisseurin Lydia Bruna. Bislang war die Saarländerin für das Kinderfernsehen im Einsatz („Die Pfefferkörner“) oder hat bei der SOKO Leipzig Regie geführt. Die 32-jährige Saarländerin ist angetan von der Mentalität der Neidlinger. „Ich habe die Leute als sehr offen wahrgenommen“, sagt sie. Mit „ihrer“ Hauptdarstellerin teilt sie die Begeisterung für den Hohenneuffen. „An den Wochenenden bin ich viel Wandern“, sagt sie.

Die Zuschauer und Zuschauerinnen dürfen gespannt sein, welchen Dreh Bruna der Geschichte gibt. „Als Regisseurin erzähle ich die Geschichte automatisch auch durch meine Brille“, sagt sie. Einfluss auf die durchgehenden Rollen wolle sie nur zum Teil nehmen: „Die Hauptrollen haben sich gefunden.“ Mehr Gestaltungsspielraum hat sie bei den Gastrollen, und da hat sie zum Beispiel in dieser Folge mit der Österreicherin Anna Unterberger ein prominentes Gesicht im Cast. Die spielt in den Steirer-Krimis der ARD an der Seite von Sascha Bergmann die zweite Hauptrolle Anni Sulmtaler.
Ein echtes Heimspiel ist der Dreh für den gebürtigen Münsinger Frederik Bott, der zum vierten Mal in Neidlingen dreht. „Das ist schon crazy, dass ich für meine Lieblingsrolle in die Heimat kommen kann“, sagt der Wahl-Münchener. Bott spielt den Bruder der Hauptdarstellerin und gibt der Serie die Authentizitätsgarantie. „Ich werde öfter mal gefragt, wie etwas schwäbisch ausgesprochen wird, ich bin hier sozusagen die Sprachpolizei“, sagt er lachend. Für ihn ist der Heimatbesuch ein ständiges Switchen: „Mit den Eltern kann ich kein Hochdeutsch reden.“ Am Set mit der Hauptdarstellerin dafür häufiger. Als Schwäbisch-Experten hat er noch seinen „Vater“ Artus Maria Matthiessen: Der ist gebürtiger Calwer. Beeindruckt hat ihn die Dresdner Schauspielerin Caroline Junghanns, die in der ersten Folge der Reihe eine Rolle innehatte: „Da konntest du nicht erkennen, dass sie nicht von hier ist“, sagt er anerkennend.

Dass er es von der Schwäbischen Alb in die Filmbranche geschafft habe, habe auch mit Glück zu tun, sagt der 32-Jährige, der nach der Ausbildung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart schnell Engagements an den Theatern in Darmstadt und Nürnberg hatte. Doch als es beim Casting drauf ankam, hat er auch geliefert: In Berlin traf er gleich Anna Fischer, und relativ schnell wurde klar, dass sie es werden.
Angst, auf die Rolle „festgenagelt“ zu werden, hat er nicht, Fernsehen sei für Schauspieler auf jeden Fall mehr Vor- als Nachteil: „Du wirst mehr wahrgenommen“, sagt er. Doch das Geschäft ist unstet, deswegen hat der Älbler noch ein zweites Standbein geschaffen: die Musik. Dabei ist er sowohl im Songwriting als Liedtexter tätig und steht bei Konzerten oder Firmenevents auch selbst auf der Bühne: als Sänger, Gitarrist, Bassist oder Schlagzeuger. „Das sichert mir noch ein Nebeneinkommen“, sagt er. So oder so: Man wird sicher noch vom Münsinger hören.
Info Zu sehen sein wird die vierte Folge der Reihe voraussichtlich erst 2025.