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Neidlinger Zwetschgenmarkt: Der Eiffelturm war auch zu haben

Märkte Beim traditionellen Neidlinger Markt gab es nicht nur das, was es auf praktisch allen Krämermärkten zu kaufen gibt, sondern auch Exklusives aus lokaler und regionaler Produktion. Von Peter Dietrich

Für das Team von Holzspielwaren Holder war der Neidlinger Zwetschgenmarkt praktisch: Es musste nicht zum Markt kommen, sondern der Markt kam in die Kirchstraße direkt vor der Haustür. „Da ist man integriert, man ist mittendrin“, freute sich Doris Holder. Weniger freut sie, dass bei Kindern oft schon mit fünf oder sechs Jahren die Elektronik das kreative Holzspielzeug ersetze. Wer aber solches suchte, wurde bei ihr sehr fündig, bis hin zu den Stelzen mit breitem Auftritt aus eigener Fertigung, die es sonst so nicht zu kaufen gibt.

Über 30 Marktbeschicker sorgten gestern beim Neidlinger Zwetschgenmarkt für ein vielfältiges Angebot. Fotos: Peter Dietrich

Was weiß man schon, zu welchem Anlass man das nächste Mal eine Grußkarte braucht? Beim Zehnerpack zu fünf Euro konnten sich die Besucher vorsorglich für alle Lebenslagen eindecken, ob Konfirmation oder 80. Geburtstag. Natürlich gab es auch das, was Krämermärkte immer bieten, etwa Gürtel und Unterhosen – aber eben auch viel Regionales.

Auch die Begegnung mit anderen Leuten ist wichtig

Manche Besucher erzählten, ihnen sei die Begegnung mit anderen Leuten viel wichtiger als das Einkaufen. Andere wiederum waren sehr interessiert an Neuem: „So etwas habe ich noch nie gesehen“, meinte eine Dame, als sie an einem Stand raffiniertes Werkzeug zum Schneiden und Ausstechen von Teig entdeckte. Von wegen Ausstechen: Die Auswahl an Ausstechformen war richtig XXL, von der Eule bis zu Eiffelturm. Springerle-Models waren ebenfalls in großer Vielfalt zu haben, hochwertig aus geöltem Kirschbaumholz und mit Haken zum Aufhängen, weil sie viel zu schade für die Schublade wären.

Bei Hitzer Edelbrände waren Schwäbischer Whisky, Williams Christ Birnenbrand und Milde Marille gefragt. „Alle drei sind ausgezeichnet worden“, sagte die Verkäuferin Ute Männer. Was sie beobachtet hat: „Die Leute mögen Schnäpse, bei denen man das Ausgangsobst noch deutlich herausschmeckt.“

Albverein übernimmt die Bewirtung

Weil die Landfrauen die Bewirtung in der Alten Schule kräftemäßig nicht mehr stemmen können, hat der Schwäbische Albverein übernommen. Weil der Kuchen im Vorjahr gut wegging, standen diesmal wieder rund zwei Dutzend Exemplare bereit. Dazu gab es Fleischküchle, Zwiebelkuchen und Brezeln. „Im nächsten Jahr wollen wir auch die Präsentation von altem Handwerk wieder beleben“, versprach der 1. Vorsitzende Dietmar Brendel. „Damit d’Leut was zu gugga hend.“

Bei herrlichem Wetter war der Markt bereits am Morgen sehr gut besucht.

Sind diese Kunstwerke alle selbst gemacht? „Natürlich“, antwortete Brigitte Pfeiffer aus Kohlberg. Das Grundmaterial ist zu 99 Prozent Papier, gefertigt wird das ganze Jahr hindurch, vom kleinen Schächtelchen bis zum Ordner. Eine Kundin fragt nach einer Grußkarte zur Goldenen Hochzeit. Eine solche war gerade nicht vorrätig, aber Birgit Pfeiffer zückte ihr Tablet und nahm die Spezialbestellung auf, sie wird prompt nachgeliefert.

Auch bei Sabines Lädle in Neidlingen sind Spezialwünsche kein Problem. Wer will, kann sich dort die Wolle aussuchen, aus der seine maßgeschneiderten Socken entstehen werden. Wie viele Paare das fleißige Team aus mehreren Damen in und um Neidlingen pro Jahr in Handarbeit produziert, da war sich das Team nicht exakt sicher, die Schätzung lag bei rund 800. Die Auswahl beim Zwetschgenmarkt konnte sich jedenfalls sehen lassen.

Neidlinger Nahwärmenetz

Gut sehen sollten die Besucher auch, wie es im Innern des geplanten Neidlinger Nahwärmenetzes aussehen wird. Deshalb stellte die Energiegenossenschaft unterm Reußenstein (EuReG) eine Musterabzweigung ohne Innenisolierung vor. Was die Aktivisten inzwischen wissen: Manche Bürger haben Angst, für Leitungen und neue Heizkörper das halbe Haus umbauen zu müssen. Deshalb hatten sie Sockelleisten mitgebracht, unter denen sich Rohre gut verstecken lassen.

Ganz gewiss nicht verstecken muss der Neidlinger Alexander Gölz die Kunstwerke, die er aus heimischen Hölzern wie Ahorn, Buche, Maulbeere, Eiche, Esche und Eibe fertigt. Sie reichen von der Muskatreibe mit Kurbel und den Pizzaschneider bis zum Füller und zur Urne. „Jedes Stück ist ein Unikat“, sagt er. Gefertigt wird auf Vorrat, wie es die Zeit nebenher so zulässt.