Neidlingen. „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu sanieren“: Das mögen manche Neidlinger beim Anblick der baufälligen Bachmauer entlang der Lindach denken, die auf Höhe der Gebäude Kirchstraße 54 bis 58 schon seit Jahren vor sich hin bröckelt. Aus Sicherheitsgründen hat die Gemeinde die Kirchstraße an dieser Stelle nun auf einer Breite von eineinhalb Metern gesperrt.
Ein Grund für die Verzögerung: Für die Instandsetzung der Mauer war ein wasserrechtliches Genehmigungsverfahren nötig, das 2019 zum Abschluss kam. Anschließend hat Neidlingen beim Regierungspräsidium Stuttgart eine Förderung beantragt, die jedoch abgelehnt wurde. Statt alles selbst zu bezahlen, versuchte es die Gemeinde ein Jahr später erneut. Immerhin lockte ein Zuschuss von bis zu 80 Prozent. Doch auch beim zweiten Mal kam die Ablehnung. Es half auch nichts, dass sich Bürgermeister Klaus Däschler direkt beim Regierungspräsidenten für das Vorhaben eingesetzt hat: Nach Ansicht des Regierungspräsidiums Stuttgart stehen bei den begrenzten Fördermitteln wichtigere Projekte als ein Stück Neidlinger Bachmauer an. Da ein erneuter Antrag wenig Hoffnung auf Erfolg hat, entschloss sich der Gemeinderat vergangenes Jahr, die Instandsetzung nun ohne Förderung durchzuführen. Allerdings dürfen solche Arbeiten laut der gesetzlichen Schonzeiten nur zwischen 16. Juli und 30. September über die Bühne gehen.
Inzwischen hat das Büro infraTeck die Instandhaltung geplant und ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielt die Firma Blessing aus Notzingen, deren Angebot mit 209 000 Euro brutto gut 10 000 Euro unter der Kostenschätzung lag. Der Gemeinderat hat dem Auftrag einstimmig zugestimmt.
Für die Instandsetzung der Mauer muss ein Abschnitt der Kirchstraße bis 31. August voll gesperrt werden. Der Wanderparkplatz Braike ist während der Baumaßnahme voll gesperrt, der landwirtschaftliche Verkehr wird über den Bühl- und Braikeweg umgeleitet. Der Zeitpunkt der Sperrung zur Erntezeit komme ungünstig, räumte Klaus Däschler ein. Er ahne schon, was mancher Landwirt zu ihm sagen werde. Aber es gebe keine andere Wahl, die fischereirechtlichen Belange würden höher bewertet. Peter Dietrich