Deutsche Wertarbeit und dickes Blech, da kann bei den eher weintraubengroßen Hagelkörnern nichts passieren. Das dachte sich zumindest Gerlinde Wagner, als sie kürzlich auf der Heimfahrt von der Arbeit die wie aus dem Nichts kommenden Eiskristalle auf ihr Autodach trommeln hörte. Keine fünf Minuten auf der Landstraße und weit und breit nichts zum Unterstellen. Doch die Hagelkörner hinterließen auf ihrem gerade mal drei Jahre alten VW-Tiguan zahlreiche Spuren, so wie bei zahlreichen Autobesitzern beim Unwetter vor zwei Wochen.
Ärgerlich! Auch wenn die Teil- oder Vollkasko den Schaden bezahlt, es ist immer mit viel Zeitaufwand verbunden, die mal mehr oder weniger großen Dellen bewerten zu lassen. Um die Schadenregulierung so unkompliziert wie möglich zu gestalten, organisiert die Württembergische Gemeindeversicherung (WGV) zusammen mit „Fuchs Sachverständige GmbH“ mit Sitz in Göppingen, sogenannte Hagelaktionen, wo Sachverständige die einzelnen Fahrzeuge aus dem Kreis zu einem vereinbarten Termin begutachten. Darunter auch im Tobelwasen in Weilheim. Das Besondere daran: Da profitieren die Kundinnen und Kunden von einem mobilen Hagel-Scanner, der die beschädigten Autos mittels innovativer Scantechnik schnell und smart begutachten kann.
„Der Hagelscanner vermisst die Ober- und Seitenflächen eines Autos in wenigen Minuten“, so Diplom-Ingenieur Dario Di Pietro, der wie sein Kollege Matthias Vetter im von beiden liebevoll genannten „Fuchsbau“ als Geschäftsführer tätig ist. Mit einer Geschwindigkeit von zwei Stundenkilometern fährt man gleichmäßig durch den Scanner, so die Kfz-Sachverständigen, zu denen auch Ralf Kownatzki gehört. „Fünf Kameras, je zwei seitlich und eine oben, scannen mit 36 Gigabyte die Anzahl, Größe und Tiefe der Hagel-Dellen“, verrät Matthias Vetter und fügt hinzu: „Die Geschwindigkeit beim Scannen ist nicht primär das Ziel, es ist vielmehr die gleichbleibende Qualität und Prozesssicherheit für alle Beteiligten.“
Während das Fahrzeug im langsamen Tempo durch den von der Schaden-Schnellhilfe (SSH) geliehenen Scanner durchfährt, werden Streifenmuster auf den Lack des Wagens projiziert und machen somit Unregelmäßigkeiten sichtbar.
Auf einem Monitor sieht man parallel dazu Punkte in den Farben rot, orange, gelb und grün, was einerseits die Schadensstelle markiert, andererseits die Größe und Tiefe der Delle von stark bis schwach auswertet. „Das grüne Licht im Scanner ist ideal für verschiedene Lackfarben“, erklärt Josef Critelli, als Geschäftsführer der „FormPur GmbH“ für die Karosserie-Instandsetzung zuständig.
Dauert eine herkömmliche Schadenbegutachtung mit dem puren Auge und mittels eines gestreiften Dellenspiegels meistens über eine halbe Stunde, halbiert sich das Prozedere durch den Einsatz des Scanners, inclusive Beratung, Begutachtung sowie Schadenhöhe für die geschädigten Fahrzeugbesitzer.
Auszahlen oder Reparieren? Entscheidet man sich für letzteres, kommt die „sanfte Reparatur“ zum Zuge: Mittels spezieller Werkzeuge und Techniken werden die Hagel-Dellen entweder herausgedrückt oder, wenn sie von innen nicht zugänglich sind, von außen mithilfe einer speziellen Klebetechnik herausgezogen.