Kunst- und Theatertherapie
Neubau am HfWU-Campus Braike in Nürtingen: Ein Lernort für soziale Wärme

Noch nicht errichtet, und doch ist der geplante Neubau am Schelmenwasen schon jetzt zum Symbol für ein nachhaltiges Hochschulgebäude geworden. Beim Spatenstich gab es viel Lob.

Der Neubau der HfWU in Nürtingen ist für die Studiengänge Kunst- und Theatertherapie vorgesehen. Foto: Ralf Just

Das Verhältnis zwischen Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Spatenstichen ist wohl eine Sache für sich. „Eigentlich gehören Spatenstiche nicht zu meinen großen Leidenschaften“, sagte er auf dem Campus Braike der Hochschule für Umwelt und Wirtschaft. Und doch war der Termin in seinem Wahlkreis einer, den Kretschmann nicht verpassen wolle – zumal das Bauvorhaben „nicht ganz ohne mein Zutun“ auf den Weg gebracht worden ist.

Mit einem Fest wurde der Baubeginn des neuen Hochschulgebäudes am Schelmenwasen eingeläutet. Rund 30 Millionen Euro stellt das Land für den Neubau bereit. Läuft alles nach Plan, sollen die Arbeiten im Sommer des Jahres 2029 abgeschlossen sein. Der Neubau ist für die Studiengänge Kunst- und Theatertherapie vorgesehen, die bislang an acht Orten in der Stadt verteilt sind. Auf 4000 Quadratmetern sollen Hörsäle, Ateliers, Theater- und Bewegungsräume sowie Seminarsäle gebaut werden, ebenso Werkstätten und Büros.

 

Es hat eine positive Wirkung auf die soziale Temperatur in der Gesellschaft.

Winfried Kretschmann, Ministerpräsident

 

„Es ist ein klares Zeichen der Wertschätzung und Unterstützung für die Hochschule“, sagte Gisela Splett, Staatssekretärin der Grünen im Finanzministerium. Darüber hinaus werde für Mitarbeiter und Studierende eine neue Mitte geschaffen. Ministerpräsident Kretschmann sagte, dass Investition in Bildung und Wissenschaft das A und O sei. Einem „gigantischen, internationalen Wettbewerb“ ausgesetzt, entscheide der Wissenschaftsstandort über den Wohlstand in der Zukunft. Die HfWU sei eine Modellhochschule für nachhaltige Entwicklung, sagte er, und verwies auf seine Ansprache zur 75-Jahr-Feier der HfWU im November. Damals hatte er gelobt, dass die Hochschule Wirtschaft, Umwelt und Soziales erfolgreich vereine.

Bereits im Jahr 2016 wurde das Vorhaben auf den Weg gebracht, erinnerte Kretschmann. Und auch die damalige Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) habe sich offen demgegenüber gezeigt – „in dem Wissen: es wird teuer“, so Kretschmann. Und doch lohne der Einsatz, verwies er auf die Bedeutung und den Rang der Fächer: Die Kunsttherapie der HfWU bewege sich auf hohem Niveau und die HfWU sei eine der wenigen Hochschulen in Deutschland, die den Studiengang anbieten. Ähnlich die Theatertherapie, mit der die HfWU ein Alleinstellungsmerkmal habe. An keiner staatlichen Einrichtung werde der Studiengang sonst angeboten. „Es hat eine positive Wirkung auf die soziale Temperatur in der Gesellschaft“, sagte Kretschmann, was ihm Applaus aus dem Publikum einbrachte. Die Fächer, so Kretschmann weiter, leisteten einen maßgeblichen Beitrag dazu.

Mit dem bevorstehenden Neubau sei ein Meilenstein erreicht worden, sagte Hochschulrektor Andreas Frey. Er rief das Jahr 2014 in Erinnerung, in dem die Pläne aufgekommen waren, die private Hochschule für Kunst- und Theater­therapie (HKT) in die staatliche HfWU einzugliedern. Damals sei noch nicht abzusehen gewesen, welch ein Gewinn dies für das Profil der Hochschule bedeutet, so Frey.

Neubau in „Low-Tech“-Bauweise

Fakultätsdekan Tobias Loemke berichtete von der Arbeit der Therapie-Studiengänge etwa in Kliniken, Psychiatrien und der Forensik. Doch auch mit dem „unbekannten Arbeitsfeld an Schulen“ habe man sich inzwischen vertraut gemacht. Johannes Fridrich, Nürtingens Oberbürgermeister, hob derweil die Bedeutung des Neubaus und des Standorts der Hochschule für die Stadt heraus.

Auch baulich halten die Baupläne einige Besonderheiten bereit. Wie Gisela Splett sagte, soll das Gebäude ein „Low-Tech-Gebäude“ werden. Darunter versteht sie einen „innovativen Ansatz“, ein Haus, das mit möglichst wenigen technischen Anlagen auskomme. So gebe es etwa keine Lüftungsanlage und es sei keine Heizung vorgesehen. Stattdessen werde das Gebäude an ein Nahwärmenetz in der Braike angeschlossen. Zudem soll das Zusammenspiel aus Architektur und Begrünung für kühle Räume im Sommer und warme Räume im Winter sorgen. Auf dem Dach ist eine PV-Anlage geplant.