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Neue Baugebiete nehmen erste Hürde

Entwicklung Wo die Reise die nächsten 15 Jahre hingehen soll, hat der Dettinger Gemeinderat entschieden. Die „Unteren Wiesen“ sollen bebaut werden. Von Iris Häfner

Die Fläche ist eine feste Größe. Sie lässt sich weder verdoppeln noch ausdehnen. Kurz: Sie ist ein endliches Gut. Der Kampf um die Fläche ist schon lange im Gange. Landwirte wollen ihre Felder und Wiesen bewirtschaften, Städte und Gemeinden sich entwickeln. Wohnungen werden dringend gebraucht, Gewerbeflächen ebenso. Die Natur fordert ebenfalls ihr Recht - das Artensterben ist in aller Munde. Um die unterschiedlichen Interessen abzuwägen und das Ganze in geordnete Bahnen zu lenken, gibt es den Flächennutzungsplan (FNP). Der wird in der Verwaltungsgemeinschaft Kirchheim-Dettingen-Notzingen bis zum Jahr 2035 neu gefasst. Daraus ergibt sich kein Anspruch auf Umsetzung, der Plan ist lediglich ein Grundstein für das weitere Vorgehen, quasi ein Platzhalter, um sich im doppeldeutigen Sinn des Worts nichts zu verbauen.

Der Dettinger Gemeinderat legte nun die entsprechenden Flächen fest, um sie im gemeinsamen Ausschuss der Verwaltungsgemeinschaft anmelden zu können. Die „Unteren Wiesen“, unterhalb des Guckenrains gelegen, sollen auf 6,7 Hektar zu einem urbanen Stadtquartier und damit Teil der Internationalen Bauausstellung 2027 Stadt und Region Stuttgart werden. Eine Eigentümergemeinschaft stört sich jedoch am Baugebot, das vorsieht, dass spätestens in 17 Jahren jeder Bauplatz bebaut beziehungsweise die Fläche an einen Bauwilligen verkauft sein muss. Dies will die Gemeinde Dettingen jedoch notfalls mit einer Enteignung durchsetzen. Wohnbauflächen auf 2,4 Hektar soll es auf dem „Guckenrain Ost“ geben. Ebenfalls 6,7 Hektar groß sind die „Tagbrunnenäcker“ - besser bekannt als das Areal der ehemaligen Gärtnerei Diez. Hier sollen Gewerbe und Dienstleistung angesiedelt werden, denn im Gewerbegebiet steht kein einziges Grundstück mehr zur Verfügung.

Aufgrund der Lage - südwestlich des Seniorenheims Haus an der Teck - und der Einflugschneise des Segelfluggeländes ist die bereits im FNP genehmigte Fläche „Hinterlohrn“ mit 1,6 Hektar aus Sicht der Verwaltung für eine Wohnbebauung nicht geeignet und soll daher nicht mehr in das Planwerk aufgenommen werden. Dieses Paket hat der Gemeinderat bei einer Klausurtagung bereits geschnürt.

Bürgermeister Rainer Haußmann verwahrte sich zu Beginn der Beratung gegen den Begriff des Flächenfraßes in Dettingen. Weil innerörtlich Baulücken geschlossen wurden, kamen 600 neue Einwohner in den vergangenen 20 Jahren hinzu. Seit 25 Jahren hat Dettingen kein neues Wohngebiet erschlossen. „Das sind herausragende Werte, unser Wachstum ist maßvoll“, betonte Rainer Haußmann.

Die Frage nach den Ressourcen

Hauptamtsleiterin Amelie Betz zeigte die Historie auf. Der Bedarf war 1998 bei einer Bürgerbefragung ermittelt worden. „Wir reden über die gleichen Flächen wie damals mit dem Zieljahr 2010“, verdeutlichte sie. 2017 ist die Thematik wieder in den Fokus gerückt mit der Fragestellung: Welche Entwicklung strebt Dettingen an und welche Ressourcen hat die Gemeinde, da im Ort keine Entwicklungsperspektive mehr besteht? „Bis 2035 brauchen wir rund 13 Hektar Fläche für Wohnbebauung“, sagte die Hauptamtsleiterin. Die „Unteren Wiesen“ sind bereits als Gemeinbedarfsfläche im FNP drin, dort war einst ein Gymnasium geplant. „Guckenrain Ost kann morgen schon umgesetzt werden“, verwies Amelie Betz auf die aktuelle Lage.

„Wir brauchen alle diese Flächen“, ist Rainer Haußmann überzeugt und hofft auf eine weitere: das ehemalige Seniorenheim. Dort sind in den Altbauten zurzeit noch Arbeiter der ICE-Baustelle untergebracht.