Photovoltaik
Neue Hoffnung für Dettingens Bürgersolarpark

Nach dem Absprung der EnBW Solar hat die Gemeinde Dettingen in der SolarES eine neue Partnerin für ihr Bürgersolarprojekt gefunden. Die Wirtschaftlichkeit der Anlage steht jedoch auf der Kippe.

Innerhalb der dreieckigen Fläche entlang der A 8 soll der Bürgersolarpark entstehen. Foto: Carsten Riedl

Mehr als drei Jahre sind vergangenen, seit das Wort „Bürgersolarpark“ das erste Mal im Dettinger Rathaus fiel. Seitdem feilt die Gemeinde an der Planung und Umsetzung des Projekts, doch stößt dabei wieder und wieder auf Hürden.

Mit der Volleinspeisung ist es vorbei.

Jörg Eckert, Geschäftsführer der SolarES und Prokurist bei den Stadtwerken Esslingen

Ursprünglich war für den Bau der Anlage eine Fläche von rund zehn Hektar vorhergesehen. Davon ist nicht mehr viel übriggeblieben. Von den 51 Eigentümern, deren Grundstücke sich auf der anvisierten Fläche an der Autobahn 8 und der ICE-Trasse befinden, konnte mit zehn bislang keine Einigung gefunden werden. Das ist insbesondere deshalb problematisch, da die Grundstücke das Gebiet zum Teil schnurgerade durchqueren. Nach Abzug der Flächen, die dadurch unbrauchbar werden, bleiben gerade einmal fünf Hektar übrig. „Das ist ärgerlich“, meint Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann.

Es wird knapp

Dass die Planungsfläche plötzlich nur noch halb so groß ist, hatte auch zur Folge, dass sich die ehemalige Projektpartnerin EnBW Solar für einen Rückzug aus dem Projekt entschied. In der Zwischenzeit hat die Gemeinde die SolarES, eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke Esslingen, als neue Partnerin gewinnen können.

Die Lage bleibt jedoch weiterhin schwierig. „Die Wirtschaftlichkeit hängt am seidenen Faden“, bedauert Rainer Haußmann. Damit sich das Projekt rentiert, sind eigentlich mindestens 5,5 Hektar nötig. Ein halber Hektar fehlt also noch. „Wir müssen schauen, dass wir da eine Lösung finden“, meint Jörg Eckert, Geschäftsführer der SolarES und Prokurist der Stadtwerke Esslingen.

Auch die Pacht ist mit 1600 Euro pro Hektar im Zuge der Planung deutlich geschrumpft. Stand jetzt wäre durch den Bürgersolarpark mit Gemeindeeinahmen von rund 15.000 Euro pro Jahr zu rechnen. Die Idee einer eigenen Projektgesellschaft musste aus Kostengründen mittlerweile über Bord geworfen werden. Stattdessen sollen sich interessierte Bürgerinnen und Bürger in Darlehensform an der Anlage beteiligen können.

Ohne Speicher geht gar nichts

Damit überhaupt eine Chance besteht, dass das Projekt finanziell tragfähig ist, ist ein Speicher unabdingbar. „Mit der Volleinspeisung ist es vorbei“, macht Jörg Eckert klar. Marco Petzold, ebenfalls Geschäftsführer der SolarES und Prokurist der Stadtwerke Esslingen, erläutert, dass große Anlagen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für ihren Strom nur eine feste Vergütung erhalten, wenn sie sich auf eine Ausschreibung der Bundesnetzagentur bewerben und den Zuschlag erhalten. Und den bekomme – natürlich –, wer am wenigsten verlange. Die Höhe einer festen Vergütung falle bei großen Anlagen daher nur „relativ“ gering aus.

Argument für den Speicher ist, dass bei einem Stromüberschuss keine Vergütung ausgezahlt wird, und das kann laut Petzold bei 20 bis 30 Prozent der Jahresmenge der Fall sein. Indem der Strom zwischengepuffert und zum optimalen Zeitpunkt an der Börse verkauft wird, können diese Verluste vermieden werden. Wie der Geschäftsführer weiter berichtet, kostet eine Batterie zwar eine Menge Geld, doch „ohne kann man die Wirtschaftlichkeit völlig vergessen“.

Rechtliche Hürden schaffen Probleme

In der aktuellen Größe hätte die Anlage eine Leistung von fünf Megawatt. Zur Einordnung: Rein rechnerisch könnte diese Menge die Hälfte aller Dettinger Privathaushalte das Jahr über mit Strom versorgen. Sowohl Rainer Haußmann als auch die Geschäftsleitung der SolarES pochen jedoch darauf, noch mehr Fläche erschließen zu können. Dass sich Eigentümer spätestens beim Anrollen des ersten Baggers doch noch für die Zusammenarbeit entscheiden, kommt laut Jörg Eckert häufiger vor. „Wir sind zunehmend guter Dinge“, ergänzt Rainer Haußmann.

Auch in Sachen Zeitplan ist noch nichts in Stein gemeißelt, denn bevor die Baufahrzeuge sich in Bewegung setzen dürfen, gibt es noch rechtliche Fragen zu klären. Eigentlich, so Rainer Haußmann, seien PV-Anlagen jeder Größe unter gewissen Voraussetzungen genehmigungsfrei. Für den zugehörigen Zaun und den Speicher gelte das laut Bauministerium aber nicht. Dafür sei eine Baugenehmigung nötig. „Das ist einfach lächerlich“, ärgert sich der Bürgermeister.

Stolperstein Nummer zwei ist der Bebauungsplan, der nicht erforderlich ist, sofern sich die PV-Anlage in maximal 200 Metern Entfernung zum äußeren Fahrbahnrand der Autobahn befindet. Da der Bürgersolarpark diese Grenze voraussichtlich um 50 Meter überschreiten wird, könnte doch noch ein Plan fällig werden. Rainer Haußmann hofft inständig, dass sich eine andere Lösung finden lässt. „Dann könnten wir viel Zeit sparen.“ Denn: Ohne Bebauungsplan könnte die Anlage erwartungsgemäß Ende 2026, mit Bebauungsplan wahrscheinlich erst Mitte 2028 in Betrieb genommen werden.

Trotz der Unsicherheiten hat der Dettinger Gemeinderat die Zusammenarbeit mit der SolarES sowie die Verpachtung der gemeindeeigenen Flächen einstimmig beschlossen und dem nächsten Schritt des Projekts „Bürgersolarpark“ damit grünes Licht gegeben.