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Neue Kindergartengruppe in Dettingen: weiterer Wirbelwind im Eulengreuth

Erziehung Der Naturkindergarten erhält eine zweite Gruppe. In direkter Nachbarschaft zum bestehenden Holzhaus soll das gleiche Modell in der zweiten Jahreshälfte gebaut werden. Von Iris Häfner

Die Zeit drängt, bei den Fördergeldern für Kindergärten gilt das Windhundprinzip. Das heißt: Wer zu den Ersten zählt, die einen Antrag stellen, hat deutlich größere Chancen, um an Fördermittel zu kommen. „Wir hoffen, dass wir die Baugenehmigung für eine zweite Naturkindergarten-Gruppe bekommen. Naturschutzrechtlich wird das eine Herausforderung“, ist sich Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann bewusst. Eine Wiese direkt neben dem schon bestehenden Holzhaus ist gepachtet. „Unser Vorbild steht schon“, so der Schultes. In dessen direkter Nachbarschaft soll das gleiche Modell gespiegelt gebaut werden. „Wir sind außerdem dabei, einen Wald zu finden, in dem sich die Kinder aufhalten können und der näher beim Naturkindi liegt. Der Ausflug wird so künftig deutlich kürzer“, berichtete Haußmann.

 

Wir müssen schnell sein und Gas geben. Wir sind nicht die einzigen.
Jörg Neubauer, der Dettinger Kämmerer über die Tatsache, dass Fördergelder nach dem Windhundprinzip vergeben werden

 

Architekt Jochen Stüber zeigte die Innenansichten des bestehenden Modells des Naturkindergartens Wirbelwind. Dort gibt es einen Holz- und Backofen, eine Büroecke, eine Sitzgruppe mit Tisch – und eine Toilettenanlage. „Die Kinder haben dort einen Riesenspaß“, erzählt der Architekt. Das Sonnensegel vor dem Haus sei zwar gut, aber nicht ausreichend für einen angenehmen Schattenplatz. Deshalb wird das neue Holzhaus so platziert, dass es als Schattenspender dient. Im Haushalt sind 220 000 Euro für das Projekt eingestellt. „Das ist sehr viel Geld und 30 Prozent mehr als beim ers­ten Haus“, sagte Jochen Stüber. Doch Dettingen benötigt weitere Kindergartenplätze, 20 neue sollen im Eulengreuth entstehen. „Wir müssen schnell sein und Gas geben, um die Chance zu wahren, an Fördergelder zu kommen. Wir sind nicht die einzigen“, erklärte Kämmerer Jörg Neubauer. Notfalls müsse Dettingen den Neubau, der für die zweite Jahreshälfte geplant ist, ohne Zuschuss umsetzen. 2,15 Stellen sollen geschaffen werden, dazu noch eine FSJ-Stelle. 

„Es freut mich außerordentlich, dass der Naturkindi ein Erfolgsmodell ist“, sagte Andreas Hummel. Den „nicht vorhandenen Wald“ bedauert er zwar, hofft jedoch, dass die Gemeinde auf einem guten Weg ist, einen solchen in relativer Nähe zum Eulengreuth zu finden. Er findet es gut, dass sich die Eltern mit ihren Wünschen einbringen konnten und die Verwaltung einiges davon umgesetzt hat. „Einen Wasseranschluss wird es dort nicht geben“, stellte er klar. Strom hält er dank Photovoltaikanlage dagegen für realistisch, wenngleich ihm die veranschlagten Kos­ten dafür recht hoch erscheinen. Markus Hack, Leiter des Ortsbauamts, erklärte, weshalb eine Summe von etwa 14 000 Euro zusammenkommt: „Die Solarmodule kommen auf beide Gebäude und brauchen jeweils eine Unterkonstruktion. Außerdem sind Batteriespeicher geplant. Wir brauchen nicht nur LED-Licht im Winter, sondern auch eine gewisse Kühlung, beispielsweise für Medikamente.“ Auch an die Verkabelung müsse gedacht werden. 

Diskussion über die Kosten

„Batterie und Montage sind das teuerste. Die Geräte, die wir anschließen, brauchen eine gewisse Spannungsqualität. Deshalb können wir keine günstige Camping­anlage nehmen. Die Erzieherinnen müssen ihren Laptop anschließen können, damit sie dort oben auch ein bissle arbeiten können“, ergänzte Michael Christ, Klimaschutz- und Energiemanager. Peter Beck ist ein Befürworter von Naturkindis. „Wir haben Kindergartenplätze für das Vierfache an Kosten durchgewunken. Einen günstigeren Kindergarten bekommen wir nicht“, sagte er. Nicht ganz so entspannt sieht es dagegen Ulrike Schweizer. „Wir brauchen die Plätze, aber es ist ein zweischneidiges Schwert. Mich gruselt vor den Kosten“, sagte sie und kritisierte Bund und Land, die den Kommunen die Finanzierung aufbürden. Kritisch sieht sie auch, dass plötzlich der Ruf nach Wasser und Strom laut wird. „Demnächst braucht es noch einen Kreativraum und ein Sekretariat. Dass der Naturkindi so einen Rattenschwanz nach sich zieht, habe ich befürchtet. Das stimmt mich bedenklich. Wir müssen das Geld erst haben, um es ausgeben zu können“, sagte sie.